Hamburg. Das Epeios leistet wichtige Sozialarbeit im Schanzenviertel. Doch zum 10. Jubiläum Anfang 2016 steht die Institution auf der Straße.
Wenn ein Unternehmen zehn Jahre besteht, ist das normalerweise ein Grund für eine große Party. Doch nach Feiern ist Torben Koop überhaupt nicht zumute, denn genau zehn Jahre, nachdem der 47 Jahre alte Hamburger den Boxclub Epeios gegründet hat, steht der Fortbestand des „Lehrinstitutes für olympisches Boxen“ in der Sternschanze mehr denn je infrage. Grund dafür ist die Kündigung der rund 170 Quadratmeter großen Räumlichkeiten, die Koop für den Betrieb seiner Sportschule im Schanzenhof gemietet hat. „Pünktlich zum Jubiläum stehen wir auf der Straße“, sagt er.
Die HWS Immobilien GmbH als Eigentümer möchte das lukrative Gelände durch eine drastische Erhöhung der Mieten vergolden. Dafür wurden in den vergangenen Monaten nach und nach die jetzigen Mieter vergrault, was bereits zu diversen Protestaktionen geführt hat. Koop, der mittlerweile zwar in Sasel wohnt, aber von 1990 bis 2000 in der Schanze lebte und dem Viertel seitdem verbunden ist, sollte statt rund 1500 Euro Nettomiete plötzlich 3200 Euro pro Monat zahlen. „Das hätte ich vielleicht sogar gemacht, aber die Perspektive, die HWS anbot, war ein Zweijahresvertrag. Das ist unmöglich, denn um den doppelten Mietpreis einzuspielen, hätte ich in die Räume investieren müssen, und solche Investitionen kann ich nicht innerhalb von zwei Jahren wieder ausgleichen“, sagt er.
Trainer klagt über Politiker
Besonders enttäuscht ist der leitende Trainer, der seinen 175 Mitgliedern den olympischen Faustkampf in allen Facetten näherbringt, von der mangelnden Unterstützung der politischen Institutionen. „Ich leiste mit meinem Verein wichtige Sozialarbeit. Bei uns trainieren seit Jahren Flüchtlinge kostenlos, wir sind ein sportlicher Fixpunkt im Viertel. Deshalb erwarte ich von der Politik ein Engagement gegen Immobilienspekulation“, sagt er.
Alle Hilfsgesuche haben bislang indes nicht gefruchtet. So muss Torben Koop vom 1. Januar an seine Mitglieder, von denen 20 im Hamburger Amateurbox-Verband (HABV) Leistungssport betreiben, über die Stadt verteilen. Der HABV stellt die Verbandshalle am Braamkamp für einzelne Einheiten zur Verfügung, der SC Sternschanze nimmt Kinder und Frauen auf. „Aber natürlich kostet mich das Mitglieder, und es zerreißt den Verein“, sagt Koop, der noch immer auf ein Alternativangebot im Viertel hofft. „Ein Vermieter, der rund 200 Quadratmeter anbieten kann und einen Mieter sucht, der pünktlich zahlt und bereit ist, Geld in die Renovierung neuer Räume zu investieren, wäre mein Weihnachtswunsch“, sagt er. Eins komme jedoch für einen Kämpfer wie ihn niemals infrage: „Wir geben nicht auf!“