Hamburg.

Die HBW Balingen-Weilstetten stellte kurzerhand ein Wohnungsgesuch für ihren prominenten Neuzugang Davor Dominikovic auf Facebook. Die unbeugsamen „Gallier von der Schwäbischen Alb“ wissen sich halt zu helfen. Unter der Überschrift „Neuer Gallier sucht feste Bleibe“, wurde für den ehemaligen HSV-Abwehrchef eine möblierte Dreizimmerwohnung gesucht, in Balingen oder Umgebung, sofort verfügbar. Dominikovic ist selbst nicht bei Facebook („Ich bin alte Schule“), aber die Angebote erreichten ihn, und am Donnerstag im Telefoninterview mit dem Abendblatt freute er sich: „Ich habe heute die Bestätigung für etwas Schönes in Geislingen bekommen, gleich in der Nähe.“ Und er schwärmte von den Bergen und der täglich scheinenden Sonne.

Der kroatische Handball-Weltenbummler ist eben Profi, und seine Frau Ana und die Söhne Filip, 8, und Kristijan, 5, sind Profis im Einpacken und Umziehen. „Leben geht weiter“, sagt der 37-Jährige. Und dass er nur 16 Tage nach seinem Wechsel mit Balingen am Sonntag (15 Uhr, Barclaycard-Arena) beim HSV gastiert, ist auch praktisch. So bleibt er bis zum Montag, kann seine alte Wohnung kündigen, die restlichen Sachen rausräumen. Aber so unemotional-pragmatisch sieht er das Ganze doch nicht. „Hamburg war eine besondere Station für mich.“ Eine besondere Beziehung hatte „Dado“ auch zu den Fans, von denen er sich nach dem Bundesligaspiel verabschieden will.

Dominikovic war zwar nur zwei Jahre beim HSV, aber es war eine intensive Zeit zwischen 2013 und 2015. „Im ersten Jahr hatten wir so eine geile Mannschaft und hätten mehrere Titel gewinnen können, im zweiten Jahr hatten wir dann viele verschiedene Geschäftsführer, viele verschiedene Präsidenten, und es gab ein paar schlechte Tage.“ Wie sehr der 174-malige kroatische Nationalspieler, Weltmeister, Olympiasieger, Champions-League-Sieger, EHF-Pokalsieger, mit dem HSV einen Titel gewinnen wollte, zeigte sein todesmutiger Hechtsprung nach dem Ball im EHF-Pokal-Finale im Mai bei den Füchsen Berlin, als er sich im Zweikampf mit Evgeni Pevnov die Schulter auskugelte. „Das waren die schlimmsten Schmerzen meines Lebens.“

Wenige Tage nach der Schulter-OP im Sommer bot ihm der langjährige HSV-Jugendkoordinator Gunnar Sadewater den A-Jugend-Trainerposten an, das wusste Dominikovic zu schätzen, „aber ich möchte noch ein paar Jahre spielen“. Weil aber der neue HSV-Trainer Michael Biegler nicht mit ihm plante, hielt sich Dominikovic zuletzt einen Monat bei der U23 von Trainer Jens Häusler fit, ehe das Angebot von den abstiegsbedrohten Balingern kam. (ira)