Hamburg. Um Sport ging es nur am Rande an diesem Sonnabend in der Sporthalle des Wilhelmsburger Helmut-Schmidt-Gymnasiums.
Natürlich hätte man die Leistung von Adrian Granat feiern können, dem schwedischen Schwergewichtler, der seinen US-amerikanischen Gegner Darnell Wilson in Runde zwei ausknockte und sich mit dem neunten Sieg im neunten Profikampf auf der Erfolgsleiter vorarbeitete. Oder man hätte Alexander Dimitrenko beklatschten können, den früheren Schwergewichts-Europameister, der gegen den völlig überforderten Serben Milos Dovedan ebenfalls keine zwei Runden zum Sieg benötigte. Aber um Sport ging es nicht an diesem Sonnabend in der Sporthalle des Wilhelmsburger Helmut-Schmidt-Gymnasiums.
Alle in den sechs Kämpfen des Abends beteiligten Boxer waren ohne Gage angetreten, um einem Kollegen die Ehre zu erweisen, der derzeit den härtesten Kampf seines Lebens kämpft: Denis Boytsov. Der russische Schwergewichtler, der einst als legitimer Klitschko-Nachfolger galt, liegt seit einem Unfall Anfang Mai mit schwersten Kopfverletzungen im Wachkoma und wird sein Leben lang ein Pflegefall bleiben. Um die Familie zu unterstützen, hatte Erol Ceylan, Chef des Hamburger Profistalls EC Boxing, einen Benefiz-Kampfabend auf die Beine gestellt. Und das Ergebnis war überwältigend.
Aus dem Verkauf von rund 1000 Eintrittskarten und der Versteigerung mehrerer Box-Devotionalien kamen mehr als 10.000 Euro zusammen. Zudem spen-dete der tschetschenische Staatschef Ramsan Kadyrow, ein großer Boxfan, über seinen Hamburger Statthalter Ti-mur Dugazaev spontan 50.000 Euro. Das Geld wird verwendet, um an diesem Montag Boytsovs Rücktransport aus einem Berliner Krankenhaus ins AK Harburg, wo ein Bett auf der Frührehabilitationsstation für ihn reserviert ist, zu finanzieren. Zudem soll der Umzug von Ehefrau Olga und der drei Monate alten Tochter ebenso abgesichert werden wie weitere Rehabilitationsmaßnahmen. Ceylan stellt außerdem in seinem Haus in Dohren nahe Hollenstedt eine behindertengerechte Wohnung für die Familie zur Verfügung.
„Ich bin sehr froh, dass so viel Geld zusammengekommen ist“, sagte Ceylan, „wir alle wollen versuchen, die Familie Boytsov so gut zu unterstützen, dass sie irgendwann wieder ein halbwegs normales Leben leben kann.“ Der Weg dahin ist weit, aber der erste Schritt wurde am Sonnabend gemacht.