Frankfurt/Main. Neben Beckenbauer wies auch der DFB Korruptionsvorwürfe im Zuge der Fußball-WM 2006 zurück. Rückendeckung aus der Fußball-Familie.

Mit einem energischen Dementi haben die Macher des „Sommermärchens“ im drohenden Skandal um die WM-Vergabe 2006 die Flucht nach vorn angetreten. Franz Beckenbauer äußerte sich erstmals zu den Vorwürfen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ und dementierte einen angeblichen Stimmenkauf. „Ich habe niemandem Geld zukommen lassen, um Stimmen für die Vergabe der Fussballweltmeisterschaft 2006 nach Deutschland zu akquirieren. Und ich bin sicher, dass dies auch kein anderes Mitglied des Bewerbungskomitees getan hat“, erklärte Beckenbauer am Sonntag in einem Statement, das das Management des 70-Jährigen verbreitete. Beckenbauer war der damalige Chef des Bewerbungs- und des Organisationskomitees der WM in Deutschland.

Zuvor hatte bereits DFB-Boss Wolfgang Niersbach die bisher nicht bewiesenen Vorwürfe, der DFB habe mit Geldern aus einer Schwarzen Kasse vier Stimmen von asiatischen Mitgliedern der Fifa-Exekutive gekauft, ebenso heftig zurück wie der frühere OK-Vizepräsident und Beckenbauer-Intimus Fedor Radman und der damalige Bundesinnenminister Otto Schily.

Der 9. Bundesligaspieltag in Bildern

Florian Klein (l) vom VfB Stuttgart beim Kopfball mit Mathew Leckie vom FC Ingolstadt 04
Florian Klein (l) vom VfB Stuttgart beim Kopfball mit Mathew Leckie vom FC Ingolstadt 04 © dpa | Marijan Murat
Stuttgart gewinnt gegen ingolstadt seine ersten Heimpunkte
Stuttgart gewinnt gegen ingolstadt seine ersten Heimpunkte © Bongarts/Getty Images | Alexander Hassenstein
Die Serey musste mit Gelb-Rot vom Platz
Die Serey musste mit Gelb-Rot vom Platz © Bongarts/Getty Images | Alexander Hassenstein
Daniel Didavi vom VfB Stuttgart (l) schießt das Tor zum 1:0 gegen Torwart Ramazan Özcan vom FC Ingolstadt 04. Er stand allerdings dabei im Abseits und hat, wenn überhaupt, nur mit den Stollen den Ball auf das Tor gelenkt. Der Schuss kam von Florian Klein
Daniel Didavi vom VfB Stuttgart (l) schießt das Tor zum 1:0 gegen Torwart Ramazan Özcan vom FC Ingolstadt 04. Er stand allerdings dabei im Abseits und hat, wenn überhaupt, nur mit den Stollen den Ball auf das Tor gelenkt. Der Schuss kam von Florian Klein © dpa | Marijan Murat
Gefeiert wurde trotzdem
Gefeiert wurde trotzdem © dpa | Marijan Murat
Ingolstadt gelang es im Anschluss nicht die chancen zum Tor zu nutzen
Ingolstadt gelang es im Anschluss nicht die chancen zum Tor zu nutzen © Bongarts/Getty Images | Alexander Hassenstein
Timo Werner vom VfB Stuttgart (l-r), Marvin Matip und Torwart Ramazan Özcan vom FC Ingolstadt 04 bei einer Torchance
Timo Werner vom VfB Stuttgart (l-r), Marvin Matip und Torwart Ramazan Özcan vom FC Ingolstadt 04 bei einer Torchance © dpa | Marijan Murat
Tobias Levels beim Kopfball
Tobias Levels beim Kopfball © Bongarts/Getty Images | Alexander Hassenstein
Timo Werner vom VfB Stuttgart (r) schießt auf das Tor, vor ihm Benjamin Hübner vom FC Ingolstadt
Timo Werner vom VfB Stuttgart (r) schießt auf das Tor, vor ihm Benjamin Hübner vom FC Ingolstadt © dpa | Marijan Murat
Die Szene des Spiels in Hannover gehörte Hannovers  Torschütze Leon Andreasen. Er erzielte für (fast) alle sichtbar das Tor mit dem Arm
Die Szene des Spiels in Hannover gehörte Hannovers Torschütze Leon Andreasen. Er erzielte für (fast) alle sichtbar das Tor mit dem Arm © dpa | Maja Hitij
Schiedsrichter Bastian Dankert gab das Tor dennoch
Schiedsrichter Bastian Dankert gab das Tor dennoch © Bongarts/Getty Images | Dennis Grombkowski
Trainer Peter Stöger von Köln steht am Spielfeldrand
Trainer Peter Stöger von Köln steht am Spielfeldrand © dpa | Maja Hitij
Milos Jojic (r) von Köln und Felix Klaus von Hannover im Zweikampf um den Ball. Das Spiel endete 0:1 für Hannover
Milos Jojic (r) von Köln und Felix Klaus von Hannover im Zweikampf um den Ball. Das Spiel endete 0:1 für Hannover © dpa | Maja Hitij
Anthony Modeste vergab einige Chancen
Anthony Modeste vergab einige Chancen © Bongarts/Getty Images | Dennis Grombkowski
Bayern München gewinnt auch gegen Werder Bremen
Bayern München gewinnt auch gegen Werder Bremen © REUTERS | FABIAN BIMMER
Beim Nord-Sürd-Gipfel gab es ein 1:0 für den Rekordmeister
Beim Nord-Sürd-Gipfel gab es ein 1:0 für den Rekordmeister © REUTERS | FABIAN BIMMER
Juan Bernat (R) und Werders Melvyn Lorenzen im Zweikampf
Juan Bernat (R) und Werders Melvyn Lorenzen im Zweikampf © REUTERS | FABIAN BIMMER
Thomas Müller war der Torschütze
Thomas Müller war der Torschütze © REUTERS | FABIAN BIMMER
Robert Lewandowski bei der Ballannahme
Robert Lewandowski bei der Ballannahme © REUTERS | FABIAN BIMMER
Bayern Spieler Thomas Müller (l) umarmt nach Spielende Torwart Manuel Neuer
Bayern Spieler Thomas Müller (l) umarmt nach Spielende Torwart Manuel Neuer © dpa | Carmen Jaspersen
Bremens Anthony Ujah hatte zwei Möglichkeiten für den Ausgleich
Bremens Anthony Ujah hatte zwei Möglichkeiten für den Ausgleich © dpa | Carmen Jaspersen
Bei Gladbach traf unteranderem André Hahn beim Sieg gegen Frankfurt
Bei Gladbach traf unteranderem André Hahn beim Sieg gegen Frankfurt © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Die Borussia gewann 5:1
Die Borussia gewann 5:1 © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Yann Sommer bekam bei einem Elfmeter einen Gegentreffer
Yann Sommer bekam bei einem Elfmeter einen Gegentreffer © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Torschütze, na klar, Alexander Meier
Torschütze, na klar, Alexander Meier © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Auf Schalke gab es zum Schlusspfiff noch einen Siegtreffer durch Max Meyer
Auf Schalke gab es zum Schlusspfiff noch einen Siegtreffer durch Max Meyer © REUTERS | INA FASSBENDER
Und dann gab es es kein Halten mehr
Und dann gab es es kein Halten mehr © dpa | Maja Hitij
Für Berlin traf zuvor beim 2:1 der Schalker noch Salomon Kalou
Für Berlin traf zuvor beim 2:1 der Schalker noch Salomon Kalou © REUTERS | INA FASSBENDER
Ebenfalls siegreich waren die Wölfe
Ebenfalls siegreich waren die Wölfe © Bongarts/Getty Images | Ronny Hartmann
Bei Max Kruse löste sich der Torknoten. Der Ex-Gladbacher traf drei Mal
Bei Max Kruse löste sich der Torknoten. Der Ex-Gladbacher traf drei Mal © Bongarts/Getty Images | Ronny Hartmann
Hoffenheims Tobias Strobl steht nach dem Spiel auf dem Rasen
Hoffenheims Tobias Strobl steht nach dem Spiel auf dem Rasen © dpa | Peter Steffen
Bedrückt war auch Augsburg
Bedrückt war auch Augsburg © dpa | Stefan Puchner
Gegen Darmstadt gab es ein 0:1
Gegen Darmstadt gab es ein 0:1 © dpa | Stefan Puchner
Jan-Ingwer Callsen-Brackerblockt  Konstantin Rausch
Jan-Ingwer Callsen-Brackerblockt Konstantin Rausch © Bongarts/Getty Images | Micha Will
Henrikh Mkhitaryan feiert den entscheidenden Treffer gegen Mainz  mit Pierre-Emerick Aubameyang (l.)
Henrikh Mkhitaryan feiert den entscheidenden Treffer gegen Mainz mit Pierre-Emerick Aubameyang (l.) © Bongarts/Getty Images | Matthias Hangst
Dortmunds Marco Reus (r.), Torschütze zum 1:0, bejubelt mit seinen Teamkameraden Shinji Kagawa (l.) und Pierre-Emerick Aubameyang (m.) den Führungstreffer
Dortmunds Marco Reus (r.), Torschütze zum 1:0, bejubelt mit seinen Teamkameraden Shinji Kagawa (l.) und Pierre-Emerick Aubameyang (m.) den Führungstreffer © dpa | Fredrik Von Erichsen
Dortmunds Ilkay Gündogan (r.) und der Mainzer Spieler Pablo de Blasis (l.) kämpfen in der Luft um den Ball
Dortmunds Ilkay Gündogan (r.) und der Mainzer Spieler Pablo de Blasis (l.) kämpfen in der Luft um den Ball © dpa | Fredrik Von Erichsen
Ilkay Gündogan (l.) wird von dem Mainzer Spieler Pablo de Blasis attackiert
Ilkay Gündogan (l.) wird von dem Mainzer Spieler Pablo de Blasis attackiert © dpa | Fredrik Von Erichsen
Dortmunds Trainer Thomas Tuchel kehrte nach Mainz zurück
Dortmunds Trainer Thomas Tuchel kehrte nach Mainz zurück © dpa | Guido Kirchner
1/39

„Das kann ich absolut und kategorisch ausschließen. Ich kann versichern, dass es im Zusammenhang mit der Bewerbung und Vergabe der WM 2006 definitiv keine Schwarzen Kassen beim DFB, dem Bewerbungskomitee noch dem späteren Organisationskomitee gegeben hat“, sagte Niersbach am Sonnabend in einem Interview auf der Verbandsseite zu den Anschuldigungen.

Es habe auch keinen Stimmenkauf gegeben, versicherte Niersbach - damals einer der Stellvertreter von OK-Chef Franz Beckenbauer. „Ganz sicher nicht. Das kann ich allen Fußball-Fans versichern“, sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes und ergänzte: „Nochmal: die WM war nicht gekauft.“

Niersbach schließt Zusammenhang aus

Auch Radmann wies den Vorwurf des Stimmenkaufs mit Nachdruck zurück. „Das Bewerbungskomitee hat niemals irgendjemanden bestochen. Ich bin bereit, dies sogar zu beeiden. Wir haben keine Stimmen gekauft“, sagte Radmann am Sonnabend dem TV-Sender Sky Sport News HD. Schily bekräftigte in der „Bild am Sonntag“, er habe als Mitglied des Organisationskomitees „zu keinem Zeitpunkt Informationen erhalten, die den Verdacht ,schwarzer Kassen‘ begründen“.

Dennoch bleiben Fragen. Vor allem die nach den Ungereimtheiten rund um eine 2005 an den Fußball-Weltverband erfolgten Zahlung von 6,7 Millionen Euro. Niersbach versicherte, diese würde bereits intern vom Kontrollausschuss sowie extern von der internationalen Wirtschaftskanzlei Freshfields-Bruckhaus-Deringer untersucht.

Damit löste er nach Informationen der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ jedoch Verwunderung im DFB-Präsidium aus, das darüber bis zum vergangenen Freitag offenbar nicht informiert war. Obwohl das Ergebnis der Prüfungen noch aussteht, könne er „aufgrund der zeitlichen Abläufe dieses Zahlungs-Vorgangs schon jetzt definitiv ausschließen, dass die Zahlung in Zusammenhang mit der WM-Vergabe im Jahr 2000 steht“, versicherte Niersbach.

Steinmeier empfiehlt schneller Aufklärung

Nicht so gut ist sein Erinnerungsvermögen in Bezug auf ein dem „Spiegel“ vorliegendes Dokument aus dem Jahr 2004, das im Zusammenhang mit dem Vorgang stehen und einen handschriftlichen Vermerk Niersbachs tragen soll. „Ich kann mich daran absolut nicht erinnern, zumal ich in meiner Eigenschaft als OK-Vizepräsident Marketing und Medien nur sehr bedingt in wirtschaftliche Transaktionen eingebunden war“, erklärte der DFB-Chef.

Südafrikas „Sunday Times“ übte am Sonntag heftige Kritik. „Der Gestank des Skandals liegt dick in der Luft“, schrieb das auflagenstarke Blatt unter der Überschrift: „Die deutsche Bande schweigt, während die Geister der Vergangenheit rund um die 2006-WM an die Oberfläche kommen.“ Bei der Abstimmung vor 15 Jahren hatten die favorisierten Südafrikaner mit 11:12 Stimmen überraschend den Kürzeren gezogen.

Aus der Politik kam der Ruf nach schneller Aufklärung. Außenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte bei einem Besuch im Iran, er könne dem DFB „nur raten, jetzt schnellstmöglich Untersuchungen einzuleiten und die offenen Fragen zu klären“. Steinmeier betonte zudem: „Das ist im Interesse des Sports und des Fußballs. Aber das ist auch unser gemeinsames Interesse, dass da nichts hängen bleibt.“

Externe Untersuchung gefordert

Der DFB kündigte umgehend eine zügige Aufarbeitung der brisanten Angelegenheit an. „In einer Telefonkonferenz hat unser gesamtes DFB-Präsidium am Freitag zum Ausdruck gebracht, dass wir alle offenen Fragen schnell beantworten müssen und uns gemeinsam für eine lückenlose Aufklärung einsetzen“, erklärte Niersbach.

Die Sportausschuss-Vorsitzende des Bundestages, Dagmar Freitag (SPD), verlangte allerdings eine externe Untersuchung. Im „Inforadio“ des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) sagte Freitag, interne Untersuchungen beim DFB seien jetzt nicht mehr das Maß der Dinge.

Sie habe nicht nur in diesen Fragen schon seit langem Zweifel an den Selbstreinigungskräften des Sports, „und ich vermute mal, dass sich auch die Staatsanwaltschaft für die Vorgänge interessieren könnte“, fügte die SPD-Politikerin hinzu. Der Fußball-Weltverband Fifa hat ebenfalls eine Untersuchung angekündigt.

Unterstützung von der deutschen Fußball-Familie

Breite Rückendeckung gab es aus der deutschen Fußball-Familie, die sich das Sommermärchen ungeachtet der schweren Vorwürfe nicht kaputt machen lassen will. „Ich habe da großes Vertrauen zu den handelnden Personen beim DFB, dass sich herausstellen wird, dass nichts da dran ist, was jetzt behauptet wird“, sagte Wolfsburgs Manager Klaus Allofs. Sein Kollege Max Eberl von Borussia Mönchengladbach erklärte im „ZDF-Sportstudio“, der DFB sei eine „herausragende Institution, die hervorragende Arbeit macht über Jahre hinweg“.

Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler versprach Niersbach volle Rückendeckung. „Der Wolfgang ist ein sehr guter Freund von mir und weiß, dass er meine tausendprozentige Unterstützung hat“, sagte der Sportdirektor des Bundesligisten Bayer Leverkusen dem TV-Sender Sky. Von einem kleinen Schock sprach Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. „Ich kann mir das aber einfach nicht vorstellen. Nicht bei diesen Personen, die ich schon sehr lange kenne.“

Wenig amüsiert war Ex-Nationalspieler Philipp Lahm vom Rekordmeister aus München. „Kein schöner Artikel, für jeden, der die WM miterlebt hat. Bis jetzt ist nichts bestätigt, wir müssen sehen, was dabei herauskommt“, sagte er. Die Gefühlslage der meisten Fußball-Fans in Deutschland brachte Bayern-Sportdirektor Matthias Sammer auf den Punkt: „Gelesen und gedacht: Upps, Mamma Mia.“