Leipzig. Zehn Weltmeister wackeln für Frankreich-Kader. Angstgegner Italien droht in Gruppenphase. Rudy kassiert Höchstprämie. Rekord für RTL.
Mund abputzen, weitermachen? Wohl nicht ganz: Zu sehr stecken auch Bundestrainer Joachim Löw noch die letzten beiden Spiele in der EM-Qualifikation der Fußball-Nationalmannschaft in den Knochen.
"Mit den letzten zwei Spielen kann ich und bin ich nicht zufrieden, das muss man mit aller Klarheit sagen", urteilte Löw nach dem 2:1 (0:0)-Sieg gegen Georgien am Sonntagabend in Leipzig.
Gereicht für den Gruppensieg und damit das Direktticket nach Frankreich hat es für den Weltmeister dennoch. Abendblatt.de hält Sie über "Die Mannschaft" auf dem Laufenden:
Schweinsteiger will die Fans mit ins Boot holen
13.20 Uhr: Kapitän Bastian Schweinsteiger hat sich nach der vollbrachten EM-Qualifikation im Namen der Nationalmannschaft bei den Fans bedankt. Nachdem es am Sonntagabend auch zu vereinzelten Pfiffen gekommen war, räumte Schweinsteiger am Montag in einem Brief auf der Homepage des DFB ein: „In den ersten Spielen nach der WM in Brasilien sind die Ergebnisse nicht so ausgefallen, wie wir es gewünscht hatten.“
Die Mannschaft habe dennoch immer das Vertrauen der Fans gespürt, „und ich hatte nie Zweifel, dass wir dieses Vertrauen rechtfertigen würden“. Schweinsteiger selbst hatte sowohl bei der 0:1-Niederlage in Irland als auch gegen Georgien verletzt nicht spielen können.
Der Profi von Manchester United rief die Anhänger nun auch auf, dem deutschen Team weiter zur Seite zu stehen. „Unterstützt uns, gebt uns Rückenwind! Ihr habt uns zum Turnier getragen, jetzt wollen mit euch gemeinsam in Frankreich einen neuen Jubelsommer erleben“, schrieb er weiter und bekräftigte das Ziel des DFB-Teams für die EM vom 10. Juni bis 10. Juli im nächsten Jahr in Frankreich. „1972, 1980, 1996 – bisher waren für Deutschland in Europa aller guten Dinge drei. Jetzt wollen wir mehr.“
Nur zehn Spieler bei Löw für die EM gesetzt
12.57 Uhr: Nach der Qualifikation für die EM startet Joachim Löw eine Experimentierphase. „Wir werden im November einige Spieler testen“, kündigte der Bundestrainer für die Partien in Frankreich (13.11./Paris) und voraussichtlich die Niederlande (17.11./Hannover) an. Schon vor dem abschließenden 2:1 gegen Georgien hatte Löw angedeutet, dass es wie vor vergangenen Turnieren wieder personelle Überraschungen geben kann - auch durch sehr junge Spieler.
Löws Botschaft an seine potenziellen EM-Fahrer ist klar: Jeder muss sich im Liga-Alltag ständig beweisen. Einige Spieler - Form und Gesundheit vorausgesetzt - werden im kommenden Sommer in Frankreich aber sicher dabei sein. Löw wird wohl wieder zunächst einen erweiterten Kader rund um das Bundesliga-Finale am 14. Mai benennen. Endgültig auf 23 Akteure festlegen muss er sich laut Uefa-Regeln erst am 31. Mai - zehn Tage vor dem EM-Anpfiff.
Löws potenzielle EM-Spieler
Sir Alex streichelt Neuer und Schweinsteiger
11.30 Uhr: Schottlands Trainer-Legende Sir Alex Ferguson hat Manuel Neuer in den höchsten Tönen gelobt. Gemeinsam mit Manchester Uniteds David de Gea sei Neuer der beste Torhüter der Welt. „Mit Abstand“, sagte Ferguson in einem Kicker-Interview. „Es gibt Ronaldo und Messi und es gibt Neuer und de Gea.“
Auch von DFB-Kapitän Bastian Schweinsteiger ist der langjährige ManUnited-Coach beeindruckt. Schweinsteigers Wechsel zu United bewertet der 73-Jährige positiv. „Schweinsteiger hat dieses gewisse Etwas. Er bringt Erfahrung und Selbstvertrauen mit“, sagte Ferguson. „Er kann sagen, ich war da schon mal, ich weiß, wie es geht, Titel zu gewinnen.“ Diese Siegermentalität hätten im United-Team derzeit nur noch Michael Carrick, de Gea und Stürmer Wayne Rooney.
Gleich vier Fußballzwerge feiern EM-Premiere
Boateng fordert und spricht Klartext
10.49 Uhr: Der Auftritt gegen biedere Georgier hinterlässt beim DFB noch mehr Fragezeichen als die Pleite zuvor in Irland. „Die EM ist wieder etwas anderes“, sagte Abwehrchef und Chefkritiker Jérôme Boateng, ergänzte aber deutlich: „So wie wir heute gespielt haben, brauchen wir nicht anzutreten. Gegen ein Spitzenteam kannst du so nicht spielen. Man muss schon Klartext reden.“
Der Münchner bekam beim Abschlussessen in der Nacht zum Montag einen tosenden Applaus von seinen Kollegen, da er als einziger Akteur alle zehn Quali-Spiele komplett bestritten hatte (siehe auch Meldung von 9.14 Uhr). „Das Etappenziel ist erreicht. Aber wir haben natürlich weitere Ziele und Luft nach oben“, erklärte Verbandschef Wolfgang Niersbach beim Mitternachtsbuffet. Zweifel habe er nicht, ergänzte der Präsident des DFB.
Müller bewahrte Reus vor Elfmeterfehlschuss
10.35 Uhr: Er war eine der bedauernswertesten Figuren des qualvollen 2:1-Sieges über Georgien, die Erlösung mit der Auswechslung in der 90. Minute gegen Karim Bellarabi kam fast schon zu spät: Die Rede ist von Marco Reus, der am Sonntag alleine mehrere Treffer hätte erzielen können. Doch keiner der sieben Versuche (Rekordwert) des BVB-Stars fand den Weg ins georgische Netz. Kein Wunder, dass Reus in der 50. Minute das Ende seiner Leidenszeit gekommen wähnte. Auch im TV war gut zu erkennen, wie der 26-Jährige nach dem Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Pavel Kralovec nach dem Ball gierte.
Doch die Hoffnung auf ein Erfolgserlebnis machte schließlich Thomas Müller zunichte, der sich das Spielgerät schnappte und sicher zur Führung verwandelte - und seinem Mannschaftskameraden damit möglicherweise vor einem weiteren Tiefpunkt bewahrte. Zahlreiche Zuschauer zumindest waren sich einig, dass Reus an diesem Abend wohl einen weiteren Fehlschuss gelandet hätte. Bei Twitter wurden zwischen Pfiff und Ausführung etliche Stoßgebete an den Fußballgott verschickt. "Nicht Reus! NICHT REUS!!", flehte einer. "Wenn Reus schießt, geht er vorbei", orakelte ein anderer. Angesichts der vor allem im Abschluss schwachen Vorstellung des Sorgenkindes kam schließlich ein Beobachter zu dem Schluss: "Das war nicht Marco Reus, das war nur einer von seinen Freunden die so aussehen wie er."
EM-Quartier ist schon fest gebucht
10.16 Uhr: Mit dem EM-Ticket in der Tasche kann Bundestrainer Joachim Löw die konkreten Planungen für die Endrunde vorantreiben. Fix vereinbart sind bereits Testspiele gegen Frankreich (13.11./Paris), England (26.3./Berlin) und Italien (29.3./München). Schafft die Niederlande nicht doch noch den Sprung auf Platz drei in ihrer Qualifikationsgruppe, ist das Oranje-Team zudem Testgegner am 17. November in Hannover. Ansonsten muss ein neuer Kontrahent gesucht werden.
Die beiden Gegner für die unmittelbare Turniervorbereitung werden erst nach der EM-Auslosung am 12. Dezember in Paris bestimmt. Bei der Zeremonie im Finalort ist das DFB-Team als einer von sechs Gruppenköpfen gesetzt.
Fest gebucht ist das EM-Quartier - das Hotel Eremitage in Evian-Les-Bains am französischen Ufer des Genfer Sees. Zuvor gibt es ein Trainingslager wie vor der EM 2008 im Tessin in der Schweiz. Die EM-Endrunde findet vom 10. Juni bis 10. Juli in neun französischen Städten statt. Das Finale steigt im Stade de France im Norden von Paris.
Die Termine im Überblick:
Der DFB-Fahrplan bis Frankreich
RTL feiert neuen Quotenrekord
10.02 Uhr: Quotenrekord für den Kölner TV-Sender RTL bei der Übertragung eines EM-Qualifikationsspiels: Die Live-Übertragung vom Sonntag sahen im Schnitt 12,69 Millionen Zuschauer.
In der ersten Halbzeit schauten 11,47 Millionen (Marktanteil: 30,8 Prozent) zu, in den zweiten 45 Minuten stieg die Zahl auf 13,84 Millionen (MA: 43,3). Der bisherige Quotenrekord wurde im September dieses Jahres beim 3:2 in Glasgow gegen Schottland mit 11,83 Millionen (MA: 38,8 Prozent) aufgestellt.
Mit Profiboxen zu Zeiten von Henry Maske und Axel Schulz hatte RTL sogar noch weit bessere Quoten von teilweise über 18 Millionen Zuschauern erzielt. Am vergangenen Freitag hatten durchschnittlich 11,24 Millionen die 0:1-Pleite in Dublin gegen Irland am Fernsehen verfolgt.
In Frankreich droht Angstgegner Italien
9.30 Uhr: Der Nationalmannschaft droht bei der EM schon in der Vorrunde ein Duell mit Angstgegner Italien. Vor ihrem letzten Qualifikationsspiel am Dienstag gegen Norwegen befindet sich die Squadra Azzurra nicht unter den besten sechs Teams im Uefa-Ranking, das für die Einteilung der Lostöpfe maßgeblich ist. Somit könnte der vierfache Weltmeister, gegen den Deutschland noch nie ein Pflichtspiel gewann, am 12. Dezember in Paris dem Team von Bundestrainer Joachim Löw als Vorrundengegner für die EM vom 10. Juni bis 10. Juli zugelost werden.
Die DFB-Auswahl ist in der Uefa-Wertung trotz der mühsamen Qualifikation die stärkste Mannschaft, da ein Quotient aus Ergebnissen aller Pflichtspiele seit der EM-Qualifikation für das Turnier 2012 gebildet wird, in den unter anderem auch die WM-Ergebnisse 2014 einfließen. Neben dem DFB-Team und Gastgeber Frankreich gehören derzeit noch Spanien, England, Portugal und Belgien zu den Mannschaften in Topf 1. Verlieren allerdings die Belgier ihr letztes Spiel am Dienstag gegen Israel, könnte Italien stattdessen noch aus Topf 2 in Topf 1 rutschen.
Endgültig fest stehen die Töpfe erst nach den Playoff-Spielen im November, bei denen die letzten vier der 24 EM-Tickets vergeben werden. Zudem muss dann das Losprozedere noch durch das Uefa-Exekutivkomitee am Vortag der Auslosung bestätigt werden.
DFB schüttet 4,04 Millionen Euro Prämien aus
9.14 Uhr: Zahltag für die deutschen Weltmeister: 4,04 Millionen Euro an Prämien schüttet der DFB für die erfolgreiche EM-Qualifikation an seine Nationalspieler um Kapitän Bastian Schweinsteiger aus. Jeder Nationalspieler erhält eine Prämie von 20.000 Euro pro Spiel, bei dem er dem Kader angehörte. Bei 202 Spielern sind das genau 4,04 Millionen Euro.
Die Höchstsumme von 200.000 Euro für alle zehn Qualifikationsspiele von Schottland bis Georgien kassieren nur zwei Profis: Der Münchner Weltmeister Jerome Boateng, der als einziger in allen Spielen auch zum Einsatz kam, sowie der Hoffenheimer Sebastian Rudy.
Einzelkritik: Neuer pariert spektakulär, Schürrle enttäuscht
Der Gesamtbetrag verteilt sich auf 34 Profis, darunter noch 20 Weltmeister, die Löw für die zehn Qualifikationsspiele nominierte. Die Helden von Rio hatten für ihren Triumph gegen Argentinien (1:0 n.V.) am 13. Juli 2014 die stolze Summe von 300 .000 Euro kassiert.
Thomas Müller hat bald Fritz Walter geschluckt
8.50 Uhr: Mit dem zwischenzeitlichen 1:0 gegen Georgien hat Thomas Müller sein 31. Länderspieltor erzielt. Damit rangiert der Bayernstar in der DFB-Torjägerliste auf Platz 14. Rekordtorjäger bleibt Miroslav Klose mit 71 Treffern, Lukas Podolski folgt als bester aktiver Spieler mit 48 Treffern auf dem vierten Rang. Die ewige Torjägerliste im Überblick:
Die ewige DFB-Torjägerliste
Statistik
Deutschland: Neuer – Ginter, Hummels, Boateng, Hector – Gündogan, Kroos – Schürrle (76. Kruse), Özil, Reus (90. Bellarabi) – Müller.
Georgien: Revishvili – Lobzhanidze, Kverkvelia, Amisulashvili, Kashia, Navalovsky – Kankava, Kvekveskiri (78. Khizanishvili) – Kazaishvili (90. Kobakhidze), Gelashvili (46. Vatsadze), Okriashvili.
Tore: 1:0 Müller (50., Elfmeter), 1:1 Kankava (53.), 2:1 Kruse (79.).
Schiedsrichter: Pavel Kralovec (Tschechien).
Zuschauer: 43.630. (ausverkauft).
Gelb: Hummels / Navalovsky, Okriashvili, Revishvili