FC Bayern München siegt weiter und Lewandowski trifft zum 100. Bundesligator. Wolfsburg nur unentschieden. Gladbach siegt, Bayer auch.
Mit einem Doppelpack hat Robert Lewandowski in seinem 168. Bundesligaspiel die 100-Tore-Marke geknackt und dem FC Bayern München zum siebten Sieg im siebten Spiel verholfen. Der polnische Nationalstürmer steuerte am Samstag in der 51. und 63. Minute die ersten beiden Treffer zum 3:0 (0:0) des Rekordmeisters beim FSV Mainz 05 bei und erhöhte sein Saisonkonto auf zehn Tore. Den Endstand vor 34 000 Zuschauern in der ausverkauften Mainzer Arena besorgte Kingsley Coman (68.).
Eine Woche vor dem Topduell mit Verfolger Borussia Dortmund behauptete der Titelverteidiger mit 21 Punkten die Tabellenführung und feierte zugleich eine erfolgreiche Generalprobe für das zweite Gruppenspiel in der Champions League am Dienstag gegen Dinamo Zagreb.
Pep Guardiola rotierte nach der 5:1-Gala gegen Wolfsburg und setzte neben Juan Bernat und Mario Götze überraschend auch Jérôme Boateng und Arturo Vidal auf die Bank. Dafür stürmte Fünf-Tore-Mann Lewandowski natürlich von Beginn an.
Der Top-Torjäger der Bundesliga kam vor der Pause allerdings überhaupt nicht zum Zug, denn die Hausherren machten geschickt die Räume eng und unterbanden dadurch den gefürchteten Kombinationswirbel der klar spielbestimmenden Bayern. Der Tabellenführer rannte sich immer wieder fest und hatte kaum eine zündende Idee, die kompakte FSV-Defensive auszuhebeln.
Dennoch hätten die Münchener nach 21 Minuten in Führung gehen können. Nach einem Foul von Pablo de Blasis an Coman zeigte Schiedsrichter Bastian Dankert (Rostock) sofort auf den Elfmeterpunkt. Doch der ansonsten sichere Thomas Müller rutschte bei der Ausführung leicht weg und jagte den Ball über das Gehäuse.
Mainz-Keeper Loris Karius musste somit im ersten Durchgang nur einmal richtig eingreifen, als er einen Schuss von Douglas Costa (34.) zur Ecke lenkte. Alle weiteren Offensivbemühungen der pausenlos anrennenden Bayern verloren sich im Nichts.
So hätten die wackeren Gastgeber, die Leidenschaft, Einsatz und Laufbereitschaft in die Waagschale warfen, sogar mit einer Führung in die Kabinen gehen können. Yoshinori Muto (28.) bot sich die große Chance zum 1:0, aber der Japaner zielte knapp daneben.
Wer im zweiten Durchgang auf eine Überraschung durch den Außenseiter hoffte, wurde schnell enttäuscht. Sechs Minuten nach Wiederbeginn versenkte Lewandowski per Kopf eine Coman-Flanke unhaltbar für Karius im Netz. Es war das 100. Bundesligator des Polen, der bei seinem zweiten Treffer wohl im Abseits stand.
Den Mainzern wurden mit zunehmender Spieldauer die Beine schwer, so dass die Gäste nicht mehr in Bedrängnis gerieten. Coman erhöhte nach schöner Vorarbeit von Costa aus Nahdistanz. Der FSV hielt den Schaden danach in Grenzen und stand sogar dicht vor dem Ehrentor, doch ein Schuss von Christian Clemens (77.) klatschte an die Latte.
Mönchengladbach siegt in Stuttgart
Der Rücktritt von Trainer Lucien Favre hat bei Borussia Mönchengladbach offensichtlich eine Blockade gelöst. Nach dem ersten Befreiungsschlag gegen den FC Augsburg setzten die Fohlen im abwechslungsreichen, packenden „Kellerduell“ beim VfB Stuttgart nach und feierten mit einem am Ende ein wenig glücklichen 3:1 (2:1) auch ihren ersten Auswärtssieg der Saison. Übergangslösung André Schubert ist der erste Trainer der Borussia seit Wolf Werner (1987/88), der mit zwei Siegen startet.
Gladbach, das am kommenden Mittwoch in der Champions League auf Manchester City trifft, hatte nach 20 Minuten durch Granit Xhaka (16.) und ein Eigentor von Christian Gentner (19.) 2:0 in Führung gelegen und das Spiel im Griff, Daniel Ginczek mit einem verwandelten Foulfelfmeter (40.) brachte den zwischenzeitlich verunsicherten VfB zurück ins Spiel. Dass es für die stürmischen Gastgeber nicht zumindest zum Ausgleich reichte, lag wieder einmal an der miserablen Chancenverwertung - vor allem in der zweiten Halbzeit. Der starke Raffael (90.) traf stattdessen für die Gäste.
In Rückstand geraten war der VfB, der ebenso wie Gladbach nach fünf Niederlagen unter der Woche seinen ersten Sieg gefeiert hatte (3:1 bei Hannover 96), durch Schwächen bei Flanken. Beim ersten Gegentreffer konnte Xhaka nach einem Freistoß von Raffael unbedrängt hochsteigen und ins lange Eck köpfen. Der bisweilen unsichere VfB-Torwart Przemyslaw Tyton hätte mit mehr Entschlossenheit die hohe Hereingabe aber womöglich vorher abfangen können.
Beim zweiten Gegentreffer erreichte eine Flanke von Oscar Wendt den ungedeckten Patrick Herrmann - in dessen Kopfball lief Gentner hinein und lenkte den Ball in seinem 200. Spiel für den VfB ins eigene Tor. Nach einer guten halben Stunde war Stuttgart trotz Chancen von Didavi und Kostic zum Anschlusstreffer mit diesem 0:2 noch gut bedient.
Gladbach wirkte in dieser Phase selbstbewusst, war ballsicher und steuerte zielstrebig das Tor an. Der VfB? Verunsichert. Mit dem Elfmeter - Havard Nordtveit hatte Didavi abgeräumt - waren die Gastgeber zurück im Spiel. Der Druck auf Gladbach wurde größer, allerdings vergaben die Schwaben erneut eine Reihe guter (Ginczek, Gentner, Kostic) bis sehr guter (Ginczek, Alexandru Maxim) Chancen gegen in der Defensive nicht sonderlich souveräne Gäste.
Leverkusen deklassiert Bremen
Bayer Leverkusen hat mit einem 3:0 (1:0)-Sieg bei Werder Bremen den Anschluss an die erweiterte Tabellenspitze gefunden. Nach Toren von Admir Mehmedi (41.), Julian Brandt (58.) und Kevin Kampl (65.) hat die Werkself nun zwölf Punkte auf dem Konto und zeigte sich gut gerüstet für den Auftritt am Dienstag in der Champions League in Barcelona. Werder musste die dritte Niederlage in Serie einstecken und geht mit null Punkten aus der englischen Woche. Mit nur sieben Zählern müssen sich die Norddeutschen nach unten in der Bundesliga-Tabelle orientieren.
Teamgeist und Leidenschaft hatte Bremens Trainer Viktor Skripnik nach den Niederlagen gegen die Aufsteiger Ingolstadt (0:1) und Darmstadt (1:2) gefordert, doch dieses Mal waren Chancenverwertung und Abwehrleistung zu schlecht.
Nach dem Ausfall von Aron Johannsson (Adduktorenverletzung) durfte Rückkehrer Claudio Pizarro vor 40 005 Zuschauern erstmals von Beginn an stürmen. Für die gesperrten Profis Philipp Bargfrede und Fin Bartels kamen Felix Kross und Zlatko Junuzovic nach fiebriger Erkältung an seinem 28. Geburtstag zurück in die Anfangsformation.
Zu seinem zweiten Startelf-Einsatz in dieser Spielzeit kam Bayer-Leihgabe Levin Ötztunali, von dem Skripnik mehr freche Aktionen vor dem Tor forderte. Der 19 Jahre alte Seeler-Enkel sorgte nach acht Minuten für die erste Torgefahr vor dem Gehäuse von Bernd Leno, als Pizarro ihn per Kopf bediente, er aber knapp das Tor verfehlte.
Leverkusens Coach Roger Schmidt, dem Roberto Hilbert (Kniereizung) fehlte, mischte nach dem 1:0-Erfolg gegen Mainz und drei Tage vor dem Auftritt in der Königsklasse gut durch. Stefan Kießling begann, Javier Chicharito Hernandez blieb ebenso wie Hakan Calhanoglu draußen. Angetrieben von Karim Bellarabi taten die Gäste mehr für die Offensive. Werder verlegte sich auf Konter. So bediente Pizarro vorbildlich Junuzovic (25.), der mit einem Fernschuss nur knapp scheiterte. Bei Anthony Ujah (26.) war der Pfosten im Weg.
Wie aus dem Nichts ging Bayer durch den guten Mehmedi in Führung. Nach Vorarbeit von Weltmeister Christopher Kramer kam Mehmedi aus etwa 15 Metern zum Abschluss. Assani Lukimya fälschte den Ball noch ab, so dass Schlussmann Felix Wiedwald chancenlos war.
Bremen drückte vor der Pause, besonders durch Freistöße von Junuzovic, doch die Leverkusener Hintermannschaft stand gut. Giulio Donati (40.) hatte sogar das 2:0 auf dem Fuß, traf aber den Pfosten.
Brandt mit einem unhaltbaren Freistoß unter die Latte und der eingewechselte Kampl mit einem über Wiedwald gezirkelten Schuss machten den zweiten Auswärtssieg perfekt. Werder war mit dem Ergebnis noch gut bedient und konnte sich dafür bei Wiedwald bedanken, der etliche Schüsse parierte.
Hoffenheim feiern ersten Sieg
Trainer Markus Gisdol hat mit 1899 Hoffenheim in Augsburg den erlösenden ersten Saisonsieg in der Fußball-Bundesliga gefeiert. Beim 3:1 (1:1)-Sieg am Samstag glänzten die Gäste mit einer genialen Effektivität im Abschluss gegen einen allerdings defensiv nicht bundesligareifen FCA. Nationalspieler Kevin Volland stellte mit seinen Saisontoren zwei (10. Minute) und drei (68./Foulelfmeter) die Weichen auf Sieg. Jonathan Schmid (73.) legte vor 27 112 Zuschauern das 3:1 nach. Der Koreaner Ja-Cheol Koo traf für die unermüdlich anrennenden Augsburger in der 38. Minute zum 1:1. Mit fünf Punkten zog Hoffenheim am Europa-League-Starter Augsburg (4) vorbei.
Vor dem Anpfiff gedachten die Augsburger Anhänger in einer stillen und bewegenden Zeremonie zweier Fans, die auf der Rückfahrt von der 2:4-Niederlage in Mönchengladbach bei einem Autounfall tödlich verunglückt waren. Die FCA-Profis spielten deswegen mit Trauerflor.
Auf dem Spielfeld diktierte das Team von Trainer Markus Weinzierl das Spielgeschehen gegen eine Hoffenheimer Elf, die sich weit zurückzog und auf Konter hoffte. Die Taktik ging nach einem Augsburger Eckball schnell auf: Der Ball kam über Eduardo Vargas zu Volland, der ohne Gegenwehr von der Strafraumgrenze aus Maß nehmen konnte und flach ins rechte Eck traf. In der Rückwärtsbewegung zeigte der FCA nicht nur in dieser Szene eklatante Schwächen.
In der Offensive wirkte sich dagegen die Rückkehr von Raúl Bobadilla nach einer Knieblessur belebend aus. Der bullige Mittelstürmer war ein ständiger Gefahrenfaktor für die instabile Hoffenheimer Abwehr. Eine erste krachende Volleyabnahme von Bobadilla konnte Ermin Bicakcic noch zu der Ecke abblocken (9.), nach der das 0:1 fiel.
Augsburg gefiel mit konsequentem Flügelspiel. Alexander Esswein scheiterte nach einer Flanke von Paul Verhaegh an 1899-Kepper Oliver Baumann (20.). Und Halil Altintop brachte das Kunststück fertig, eine präzise Flanke des agilen Esswein freistehend an die Latte zu köpfen (28.). Beim 1:1 half Hoffenheims Torwart Baumann dann mit: Er wehrte eine Eingabe von Konstantinos Stafylidis unglücklich auf den Kopf von Koo ab, der locker ins Tor köpfen konnte - der überfällige Ausgleich.
Nach der Pause erhöhte Augsburg den Druck noch. Doch Bobadilla scheiterte mit Kopf (49.) und Fuß (55.) am nun gut reagierenden Baumann, ein Freistoß des Nationalspielers von Paraguay wurde zur Ecke abgefälscht (65.). Hoffenheim wankte - und hatte Glück, dass Jeong-Ho Hong einen Blackout hatte. Der FCA-Innenverteidiger ließ sich erst von Vargas leicht ausspielen und foulte den Hoffenheimer Angreifer dann auch noch im Strafraum: Volland verwandelte den Elfmeter sicher, das dritte Saisontor des effektiven Angreifers. Beim Treffer von Schmid glänzte Volland als Vorlagengeber. Vargas hätte fast noch das 4:1 nachgelegt, sein kraftvoller Distanzschuss prallte jedoch an die Latte (75.).
Hannovers Frontzeck darf wieder hoffen
Trainer Michael Frontzeck darf bei Fußball-Bundesligist Hannover 96 auf eine Weiterbeschäftigung hoffen. Die Elf des 51-Jährigen zeigte beim VfL Wolfsburg in der zweiten Halbzeit eine gute Moral und stoppte mit dem 1:1 (0:1) den Negativtrend mit fünf Niederlagen in Folge. Bas Dost (40.) brachte die Gastgeber mit seinem fünften Saisontor in Führung, Hiroshi Kiyotake (57.) glich aus.
Für Wolfsburg war das Remis ein Dämpfer. Die Elf von Trainer Dieter Hecking zeigte sich von der 1:5-Klatsche in München noch nicht vollständig erholt und versäumte es, Selbstvertrauen für die wichtige Partie in der Champions League am Mittwoch bei Manchester United (20.45 Uhr/Sky) zu tanken.
Hannover begann nach den vielen Pleiten der letzten Wochen äußerst vorsichtig und riegelte zunächst mit Mann und Maus den Strafraum ab. Wolfsburg schob den Ball von rechts nach links und zurück, hatte aber kaum Ideen, wie man die Abwehrkette „knacken“ könnte. Max Kruse per Direktabnahme (15.) und Daniel Caligiuri mit einem Fernschuss (22.) brachten Hannovers Keeper Ron-Robert Zieler zumindest etwas ins Schwitzen.
Hannover investierte wenig in die Offensive und wurde nur durch Standardsituationen oder Einzelleistungen gefährlich. Kiyotake sorgte noch am ehesten für Gefahr. Erst zwang der Japaner Christian Träsch am Strafraum zu einem Foul, dann schickte er Artur Sobiech mit einem gefühlvollen Pass auf die Reise, doch der Stürmer vergab leichtfertig.
Wie aus dem Nichts fiel dann das 1:0. Daniel Caligiuri konnte völlig ungehindert aus dem Halbfeld flanken, Dost wuchtete den Ball aus fünf Metern an Zieler vorbei ins Netz. Frontzeck blieb dennoch ruhig. Der 51-Jährige tauchte hin und wieder in der Coaching-Zone auf und gab seinen Spielern ohne sonderliche Hektik Anweisungen.
Wolfsburgs deutsche Nationalspieler in der Kreativzone konnten nur wenig Akzente setzen. Kruse forderte oft den Ball, Julian Draxler traute sich zu wenig zu und wurde nach dem 1:1 ausgewechslt. Unglücklich agierte André Schürrle auf dem linken Flügel. Der Weltmeister suchte viel zu oft den Zweikampf und verlor fast jeden Ball, anstatt den einfachen Weg zu gehen, um mehr Sicherheit für sein Spiel zu bekommen.
Wolfsburg versäumte es, nach der Führung weiter Druck zumachen und die frühe Entscheidung zu erzwingen. Das sollte sich rächen. Nach einem Sprint von Manuel Schmiedebach über den halben Platz erreichte dessen Flanke den völlig freistehenden Kiyotake. Der Japaner setzte ähnlich wie Mario Götze beim WM-Finaltor den Ball nach einer Brustannahme direkt in die Maschen.
Bei den Hausherren zählten Josuha Guilavogui und Torschütze Dost zu den besten Spielern, bei Hannover ragten Kiyotake und Salif Sané heraus.