Ihr Job ist so schlecht bezahlt, dass sich jede Diskussion um einen Mindestlohn erübrigt. Für ein paar Euro pfeifen jedes Wochenende in Deutschland 75.000 Schiedsrichter auf ihre Freizeit, damit jährlich 1,5 Millionen Fußballspiele im Amateur- und Jugendbereich stattfinden können. Wer unseren Bericht auf Seite 37 liest, kann kaum glauben, dass dies noch lange so bleiben wird. Bei einem Landesligaspiel wurde ein Schiedsrichter am vergangenen Wochenende so schwer verprügelt, dass er nun um seine Sehkraft bangen muss.
Der Vorfall in Bramfeld ist mitnichten ein Einzelfall. Laut Hamburger Fußballverband ist die Gewalt gegen Schiedsrichter in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen, von den alltäglichen Beleidigungen ganz zu schweigen. Dass der Verband nun versucht, mit härteren Strafen und Anti-Gewalttrainings gegenzusteuern, ist lobenswert.
Dies alles wird allerdings nicht reichen, wenn nicht endlich ein Umdenken an der Basis stattfindet. Wer regelmäßig Jugendspiele besucht, kann mitunter die Hoffnung auf den gelebten Fairnessgedanken im Fußball verlieren. Bei Vätern, die am Spielfeldrand lauthals gegen Schiedsrichter pöbeln, bei Trainern, die jeden Respekt vor Unparteiischen vermissen lassen. Angesichts solcher Vorbilder ist es kein Wunder, dass – wie bei den B-Junioren geschehen – ein Schiedsrichter von jugendlichen Kickern so bedroht wird, dass er nun nicht mehr pfeifen mag. Auch im Fußball fängt Gewalt im Kleinen an. Wer diesen wunderbaren Sport liebt, darf das nicht dulden.