Aachen. Nur Bronze hinter den Niederlanden. Ausgerechnet die Wertung aus dem Heimatland senkte den Punkteschnitt für Millionenpferd Totilas.
Die deutsche Dressur-Equipe hat mit dem Millionenpferd Totilas bei der Reit-EM in Aachen die erfolgreiche Titelverteidigung verpasst und musste sich klar geschlagen mit Bronze begnügen. Kristina Bröring-Sprehe (Dinklage) mit Desperados, Matthias Rath (Kronberg) mit Totilas, Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) mit Unee und Isabell Werth (Rheinberg) mit Don Johnson kamen auf 231,157 Punkte und landeten damit hinter Überraschungssieger Niederlande (235,629) sowie Großbritannien um Doppel-Olympiasiegerin Charlotte Dujardin mit Valegro (234,443).
Erst zum fünften Mal gewann damit eine deutsche Equipe seit 1963 kein Mannschaftsgold bei einer EM. Matthias Rath und das Millionenpferd Totilas müssen weiterhin auf eine Goldmedaille bei einem Championat warten. Am Sonnabend (Grand Prix Special) und am Sonntag (Kür) gibt es noch zwei Chancen in der Einzelwertung.
Vor dem abschließenden Ritt von Bröring-Sprehe hatte Rath mit Totilas die deutschen Gold-Chancen noch gewahrt. Dennoch überwog nach dem Auftritt der Ärger über eine aus deutscher Sicht zu niedrige Bewertung. „Ich war mit der Prüfung im Großen und Ganzen ganz zufrieden. Und dann kommen die Punkte... Das hat niemand verstanden“, klagte Rath nach seiner Vorstellung, für die vor der Ergebnis-Bekanntgabe von den 10.000 Zuschauern im Reiterstadion viel Applaus bekam.
Sie erhielten insgesamt 75,971 Prozentpunkte. Besonders auffallend war, dass die sieben Punktrichter am Viereck völlig unterschiedlich werteten. Die Wertungen der sieben Richter gingen von 80,100 bis runter auf 71,600 Prozentpunkte. Eine ungewöhnlich breite Spanne für ein Championats-Turnier. Und ausgerechnet der Brite Andrew Ralph Gardner setzte Totilas mit der höchsten Punktzahl von 80,7 Prozent auf Rang eins, während die deutsche Richterin Katarina Wüst ihn hingegen mit 72,9 Prozent nur auf Rang elf sah.
Live-Scoring fällt bei Totilas-Ritt aus
"Das hat mich gar nicht so überrascht, weil die Ergebnisse schon gestern bei Isabell Werth so weit auseinander lagen", sagte Rath. Ratlos war er auch, warum ausgerechnet bei seinem Ritt das Live-Scoring im Stadion ausfiel. Den Zuschauern gefiel es nicht. "Ich habe mich kurz gewundert, dass zwei, drei Leute gepfiffen haben. Als ich rausritt, waren alle zufrieden. Und dann kamen die Punkte, das hat keiner mehr verstanden."
Auch Bundestrainerin Monica Theodorescu war baff. "Mein Gefühl ging Richtung 80 Prozent", sagte die dreimalige Mannschafts-Olympiasiegerin, fügte aber auch an: "Die Entfernung von mir bis zum Viereck war in dem großen Stadion natürlich enorm." FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach meinte: "Auch das beste Punktgericht der Welt bekommt manchmal kein einheitliches Ergebnis hin."
Weiter Chancen auf 23. EM-Gold
Am Mittwoch hatten Bredow-Werndl und Werth die Gastgeber in Führung gebracht. Vor den jeweils letzten Reitern der Teams führte Deutschland mit 226,071 Prozentpunkten vor den Niederlanden (225,800) und Olympiasieger Großbritannien (221,143). Bröring-Sprehe auf Desperados verpasste schließlich das 23. EM-Gold eines deutschen Teams.
Der Auftritt von Rath mit seinem 15 Jahre alten Hengst war mit Spannung erwartet worden. Nach fast einjähriger Verletzungspause hatte sich das Paar zurückgemeldet und sich im letzten Moment für die EM qualifiziert.