Hamburg. Die vierte Auflage des Boxkampfes Arthur Abraham gegen Robert Stieglitz soll definitiv das letzte Duell der Supermittelgewichtler sein

Es läge ein sehr weiter Weg vor Arthur Abraham und Robert Stieglitz, wollten sie den Rekord brechen, den Mike Sweeney und Danny Cripps halten. Zwischen 1906 und 1921 stiegen die beiden Londoner 63-mal miteinander in den Ring. Eine höhere Anzahl an Duellen zweier Profiboxer untereinander ist weltweit nicht gelistet, und Abraham und Stieglitz werden daran nichts ändern. Ihr viertes Auf­ein­andertreffen an diesem Sonnabend (22.20 Uhr/Sat.1) im Gerry-Weber-Stadion im westfälischen Halle soll definitiv das letzte sein, beteuern beide Protagonisten und ihre Trainer.

„Keiner von beiden hat Bock, erneut gegen den anderen zu boxen. Beide wissen, wie schwer es ist, den jeweils anderen zu schlagen“, bringt es Dirk Dzemski, Coach von Pflichtherausforderer Stieglitz, auf den Punkt. Trotzdem scheint fraglich, ob das vierte Duell von der Spannung leben kann, dass sich die beiden Kontrahenten mittlerweile in- und auswendig kennen. Oder ob vielmehr das Überraschungsmoment fehlt, das Stieglitz im zweiten Kampf am 23. März 2013 in Magdeburg seinen bislang einzigen Sieg (T. k. o. Runde vier) über den WBO-Champion im Supermittelgewicht gebracht hatte.

Fakt ist, dass der 35 Jahre alte Weltmeister vom Berliner Sauerland-Team die größeren Motivationsprobleme haben dürfte. Abraham gilt als Lebemann, der dem süßen Müßiggang, den ihm sein Einkommen als Profiboxweltmeister ermöglicht hat, durchaus zugetan ist. Im Ring ist der Geschäftsmann, der seit fast zwölf Jahren Profi ist und 42 seiner 46 Kämpfe gewann, bekannt dafür, die ersten Runden abzuwarten, was der Gegner so kann, um dann mit cleveren Zwischenspurts die Punktrichter so zu beeindrucken, dass sie für ihn werten. Und weil er bei seinen Punktsiegen am 25. August 2012 in Berlin und am 1. März 2014 in Magdeburg gespürt hat, dass Stieglitz keine zu hohe Hürde darstellt, wenn er seine eigene Leistung punktgenau abruft, ist Abraham eher genervt davon, dass man ihn in ein viertes Duell gezwungen hat.

Stieglitz gilt abseits des Seilgevierts als „absoluter Schwiegermutter-Typ“, wie sein langjähriger Magdeburger Promoter Ulf Steinforth sagt. Steinforth hat seit April 2001 alle 52 Profikämpfe (47 Siege) des 33-Jährigen miterlebt. „Robert ist ein absolut zuverlässiger, ehrlicher und loyaler Mensch. Manche beschreiben ihn als ruhig, aber er kann auch sehr lustig sein. Definitiv ist er aber kein Angeber wie Abraham“, sagt Steinforth. Im Ring kennt Stieglitz nur den Vorwärtsgang. Sein Siegeswille hat ihn gegen Karoly Balzsay und Abraham zum Weltmeister gemacht, seine Eindimensionalität hat ihm allerdings auch schon mehrmals die Grenzen aufgezeigt. Die vielen Ringschlachten, die ihm in den Knochen stecken, lassen sich nicht wegdiskutieren.

Aber er hat mehr erreicht, als viele ihm zugetraut hatten. In Magdeburg ist er als Ehrenbotschafter der Stadt auf gesellschaftlichen Events gern gesehen. Ein zweiter Sieg über Abraham wäre die Krönung seiner Laufbahn. Das macht ihn gefährlich. Abraham dagegen ist längst mehr als eine lokale Größe, er ist in seiner Heimat Armenien und in Deutschland bekannt und hat durch seine charmante Art eine Menge Fans gewonnen, die ihm gönnen, dass er seinen Erfolg genießen möchte. Zwei oder drei große Kämpfe will er noch machen. Stieglitz zählt er nicht in diese Kategorie, deshalb soll ein klarer Sieg weitere Duelle mit dem ungleichen Konterpart ebenso verhindern wie die Aussicht, dass die Nachfahren von Sweeney und Cripps doch um den Rekord zittern müssen.