Basso für OP zurück in Italien – Rückschlag für Nibali
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Pau. An Hodenkrebs erkrankter Radprofi erfährt in seiner Heimat eine Welle der Anteilnahme. Landsmann Nibali steht vor einem Problem.
Ivan Basso verkündete mit gefasster Stimme die Schreckensnachricht von seiner Hodenkrebserkrankung, direkt neben ihm hatte Alberto Contador Tränen in den Augen. Kein sportlicher Ausblick auf die Pyrenäen-Etappen, keine sportliche Zwischenbilanz durch Contador: Das Thema der Pressekonferenz des Saxo-Tinkoff-Teams am Ruhetag der 102. Tour de France war viel, viel ernster.
„Ich verlasse die Tour und lasse mich in Italien sofort operieren“, sagte Contadors Edelhelfer Basso. 2005 hatte sich der 37 Jahre alte Italiener bei der Tour nur Lance Armstrong beugen müssen, bei dem 1997 die gleiche Krankheit festgestellt worden war. „Ich denke an Ivan und wünsche das Beste für seine Behandlung“, twitterte Armstrong.
„Auf der fünften Etappe hatte ich mir bei einem Sturz den linken Hoden gequetscht. Da die Schmerzen nicht nachließen, habe ich mich heute im Krankenhaus untersuchen lassen. Da wurde die Diagnose gestellt“, sagte der zweimalige Giro-Sieger Basso. „Am Ende hatte ich noch Glück: Der Radsport hat mit geholfen, etwas zu entdecken, was ich sonst niemals bemerkt hätte“, sagte er. Sein Kapitän Contador erklärte: „Mein Kampf um Gelb ist ein Kampf für Ivan.“
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Große Anteilnahme in Italien
In seinem Heimatland Italien löste Bassos Hodenkrebserkrankung eine Welle der Anteilnahme aus. „Forza Ivan, gib nicht auf“, titelte die Zeitung „Tuttosport“ am Dienstag. Die „Gazzetta dello Sport“ kommentierte: „Forza Ivan. Das Drama um Basso erschüttert die Tour.“
Bassos Landsmann und Vorjahressieger bei der Tour de France, Vincenzo Nibali, erklärte: „Als ich davon erfahren habe, dachte ich zuerst, es sei ein Scherz. Ich hoffe, dass alles gut läuft, für ihn und für seine Familie. Jetzt sind sie es, die zählen, der Rest ist nicht mehr wichtig.“
Basso reiste am Dienstag nach Mailand, wo er operiert werden soll. „Wir werden sehen, wie es weitergeht. Die Situation ist heikel, aber ich werde sie mit Optimismus und einem Lächeln angehen“, sagte Basso bei seiner Ankunft dem TV-Sender Sky.
Rückschlag für Titelverteidiger Nibali
Derweil hat Tour-Titelverteidiger Nibali einen weiteren Dämpfer erhalten. Der Kapitän des Teams Astana muss während der verbleibenden Etappen auf seinen niederländischen Helfer Lars Boom verzichten. Der 29-Jährige laboriert seit zwei Tagen an einem grippalen Infekt mit Fieber und trat deshalb zum zehnten Teilstück von Tarbes zur ersten Bergankunft nach La Pierre-San-Martin nicht mehr an.
Boom war kurz vor der Tour mit einem zu niedrigen Cortisol-Wert aufgefallen und nach kontroversen Diskussionen dennoch am 4. Juli in Utrecht gestartet. Dies brachte der skandalumtosten kasachischen Equipe weiteren Imageschaden ein, weil sie sich über die freiwillig auferlegten, aber rechtlich nicht bindenden Regeln der "Bewegung für glaubwürdigen Radsport" (MPCC) hinwegsetzte. Die MPCC entzog daraufhin die Mitgliedschaft.
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