Der deutsche Tour-Spitzenreiter stürzte kurz vor dem Ziel. Erinnerung an Tyler Hamilton kommen hoch. Martin wird in Hamburg operiert.
Le Havre. Tony Martin muss im Gelben Trikot bei der Tour de France aussteigen. Der deutsche Radprofi stürzte am Donnerstag kurz vor dem Ziel der sechsten Etappe. Er verteidigte zwar das Gelbe Trikot, die Tour kann er aber nicht fortsetzen.„Ich hab doch ganz schöne Schmerzen“, sagte Martin direkt nach dem Rennen. „Der erste Verdacht, als ich auf dem Boden gelegen habe, war Schlüsselbeinbruch.“
Nach einer anschließenden Röntgenuntersuchung bestätigte Teamchef Patrick Lefevere den ersten Verdacht noch am Nachmittag und verkündete damit auch das Ende für den Deutschen bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt.
Martin ist noch am Donnerstagabend zu einer dringend notwendigen Operation nach Hamburg geflogen worden. Bei der Operation handelt es sich um einen längeren Routine-Eingriff. "Das Schlüsselbein ist richtig zertrümmert. Es wird ein Puzzle bei der OP", sagte Teamarzt Helge Riepenhof. Ein Knochenteil habe die Haut durchdrungen. Martin, dem eine Platte eingesetzt wird, dürfte jedoch bereits nach rund einer Woche wieder auf der Rolle trainieren können. Mit einer Rückkehr ins Renngeschehen ist in rund sechs Wochen zu rechnen.
Verletzung weckt Erinnerungen an Hamilton
Bei der Siegerehrung hatte der deutsche Tour-Spitzenreiter den linken Arm angewinkelt hängen lassen und sich ein gequältes Lächeln abgerungen. Enttäuschung und Schmerzen waren ihm aber genauso ins Gesicht geschrieben.
Sofort kamen Erinnerungen an Tyler Hamilton hoch. Der US-Amerikaner stürzte auf der ersten Etappe der Frankreich-Rundfahrt 2003 und zog sich ebenfalls einen Schlüsselbeinbruch zu, um anschließend ein Meisterwerk abzuliefern. Er gewann nicht nur eine Bergetappe, sondern sicherte sich auch Platz vier im Gesamtklassement. Ein Jahr später wurde Hamilton jedoch des Dopings überführt.
Tourfavoriten in Sturz verwickelt
Den Sieg auf der sechsten Etappe der 102. Frankreich-Rundfahrt am Donnerstag nach 191,5 Kilometern von Abbeville nach Le Havre sicherte sich Martins tschechischer Teamkollege Zdenek Stybar vor dem Slowaken Peter Sagan. John Degenkolb kam auf den undankbaren vierten Platz.
Martin blieb zunächst auf dem Asphalt sitzen. Er wurde anschließend von zwei Teamkollegen ins Ziel eskortiert. „Ich hoffe, er ist okay“, sagte Mark Cavendish, der ebenfalls für Etixx Quick Step fährt. „Wenn man da auf den Asphalt knallt, ist das alles andere als angenehmem.“ Martin hatte das Gelbe Trikot am Dienstag gesichert. In den Sturz in Le Havre wurde auch Vorjahressieger Vincenzo Nibali und Mitfavorit Niaro Quintana verwickelt.
Da der Sturz kurz vor der Zielankunft passierte, wurde Martins Rückstand nicht gewertet. Der Rostocker Andre Greipel verteidigte das Grüne Trikot des Punktbesten vor Sagan.
(dpa/wal)