London. Nach 2:18 Stunden musste sich Nadal-Bezwinger Brown dem Serben Troicki geschlagen geben. Kurz darauf scheiterten auch Kerber, Maria und Lisicki.
Diesmal konnte nicht einmal Sabine Lisicki die deutsche Bilanz beim bedeutendsten Tennisturnier der Welt retten. 30 Jahre nachdem Boris Becker Wimbledon zu seinem Wohnzimmer gemacht und das Tennisfieber der Deutschen entfacht hatte, schaffte keiner seiner Erben auf dem Heiligen Rasen den Sprung in die zweite Woche. Das war zuletzt vor neun Jahren passiert.
Als letzte von ursprünglich 18 deutschen Spielern und Spielerinnen scheiterte Lisicki im All England Club. Die Finalistin von 2013 unterlag in Runde drei der Schweizerin Timea Bacsinszky 3:6, 2:6 und damit so früh wie seit ihrem Debüt 2008 nicht mehr. Tief enttäuscht verließ auch Angelique Kerber den Londoner Südwesten. Die als Mitfavoritin gehandelte Kielerin verlor am "schwarzen Samstag" ebenso wie Überraschungsmann Dustin Brown und Tatjana Maria.
Kerber vergab beim 6:7 (12:14), 6:1, 2:6 gegen die Spanierin Garbine Muguruza im ersten Durchgang neun Satzbälle, kämpfte sich zurück in die Partie und musste sich nach 2:34 Stunden Spielzeit dennoch geschlagen geben. "Es war ein Auf und Ab, aber ich kann mir nichts vorwerfen", sagte Kerber, die bereits bei den French Open in Paris in Runde drei gegen Muguruza verloren hatte: "Ich habe zwar wenig Fehler gemacht, aber sie hat mehr Winner geschlagen."
Der Deutsch-Jamaikaner Brown landete zwei Tage nach seinem Centre-Court-Coup über Rafael Nadal auf dem harten Boden der Realität. Der Qualifikant aus Winsen/Aller verlor gegen Viktor Troicki aus Serbien 4:6, 6:7 (3:7), 6:4, 3:6. Tatjana Maria (Bad Saulgau) musste sich bei ihrem Drittrunden-Debüt bei einem der vier Grand-Slam-Turniere Madison Keys aus den USA 4:6, 4:6 geschlagen geben.
"Er hat großartig gespielt und vor allem großartig serviert. Wenn er vier Asse und einen Service-Winner im Tiebreak schlägt, kann ich halt nichts machen", sagte Brown: "Trotzdem bin ich glücklich mit meinem Turnier. Wenn mir jemand vor der Qualifikation gesagt hätte, dass ich ins Hauptfeld komme und da Rafa schlage, hätte ich das sofort unterschrieben."
Brown verlor wie bereits vor zwei Jahren in Runde drei, damals hatte er zuvor in Lleyton Hewitt (Australien) ebenfalls einen Ex-Champion in Runde zwei geschlagen. Der Deutsch-Jamaikaner nimmt 77.000 Pfund (ca. 108.000 Euro) Preisgeld mit nach Hause, die höchste Börse seiner Karriere. Nach Wimbledon wird er wieder unter den Top 100 zu finden sein, am Sonntag schlägt er allerdings wieder in der Tennis-Provinz auf: In der Bundesliga spielt er mit Rot-Weiss Köln gegen Blau-Weiß Krefeld.
Lisicki war in 68 Minuten gegen die Paris-Halbfinalistin Bacsinszky chancenlos. Bereits in den ersten beiden Runden hatte die Aufschlagweltrekordlerin aus Berlin kaum überzeugt. Am Freitag war bereits die deutsche Nummer zwei Andrea Petkovic (Darmstadt) unter Tränen ausgeschieden, private Probleme hatten ihre Leistung auf dem ohnehin ungeliebten Rasen beeinflusst.
Titelverteidigerin Kvitova überraschend ausgeschieden
Nach dem kollektiven Scheitern der deutschen Tennisprofis ist auch Titelverteidigerin Petra Kvitova in Wimbledon in der dritten Runde ausgeschieden. Die Tschechin verlor am Samstag gegen die ehemalige Weltranglisten-Erste Jelena Jankovic aus Serbien 6:3, 5:7, 4:6. Der siebenmalige Champion Roger Federer dagegen erreichte das Achtelfinale. Der an Nummer zwei gesetzte Schweizer gewann gegen Sam Groth aus Australien 6:4, 6:4, 6:7 (5:7), 6:2.
Die an Nummer fünf eingestufte Caroline Wozniacki setzte sich gegen die Italienerin Camila Giorgi 6:2, 6:2 durch. Die Dänin bekommt es jetzt mit Angelique Kerbers Bezwingerin Garbiñe Muguruza zu tun. In einem am Vortag wegen Dunkelheit abgebrochenen Match schlug der kroatische US-Open-Sieger Marin Cilic den Amerikaner John Isner in fünf Sätzen 7:6 (7:4), 6:7 (6:8), 6:4, 6:7 (4:7), 12:10.
Federer trotz Satzverlust souverän im Achtelfinale
Der siebenmalige Titelträger Roger Federer ist trotz seines ersten Satzverlustes im Turnierverlauf souverän ins Achtelfinale von Wimbledon eingezogen. Der Weltranglistenzweite aus der Schweiz gewann gegen den australischen Aufschlagweltrekordler Sam Groth 6:4, 6:4, 6:7 (5:7), 6:2. Federer trifft nun auf den Spanier Roberto Bautista Agut. (sid)