London. Petkovic einzige deutsche Siegerin am heißesten Tag der Turniergeschichte
Als die erste Chance sich bot, erwachte der Kampfgeist in Tommy Haas. Mehr als eine Stunde lang war der Altmeister im Aufschlaggewitter des Kanadiers Milos Raonic untergegangen, es drohte die deutlichste Demütigung seiner Wimbledon-Karriere, doch so wollte er sich nicht verabschieden. Das Aufbäumen war zwar letztlich nicht erfolgreich, zeigte jedoch, wie groß Haas’ Ehrgeiz im biblischen Tennisalter von 37 Jahren noch immer ist.
0:6, 2:6, 7:6 (7:5), 6:7 (4:7) unterlag der gebürtige Hamburger in der zweiten Runde und verließ den 11.000 Zuschauer fassenden Court 1 unter großem Applaus. „Wenn ich das alles sehe, habe ich das Gefühl, dass sich die letzten zwölf Monate für mich gelohnt haben“, sagte Haas, der erst Anfang Juni nach mehr als einem Jahr Verletzungspause auf die Tour zurückgekehrt war.
„Wenn mir jemand vor zwei Wochen gesagt hätte, dass ich hier insgesamt acht Sätze spiele und mich danach ganz gut fühle, hätte ich das sofort genommen“, sagte Haas. Die Statistikbücher des All England Club führen ihn nun als ältesten Spieler nach US-Legende Jimmy Connors im Jahr 1991, der ein Spiel beim bedeutendsten Tennisturnier der Welt gewonnen hat.
Zu mehr reichte es in diesem Jahr jedoch nicht, mehr ließ vor allem die viermal operierte Schulter nicht zu. Ob Haas 2016 noch einmal – dann zum 16. Mal – in Wimbledon aufschlägt, ist fraglich, am Saisonende will er entscheiden, ob ein weiteres Jahr in der Knochenmühle Profitennis noch Sinn hat. „Noch habe nicht das Gefühl, aufhören zu müssen“, sagte Haas, „wenn es so weitergeht, habe ich nichts dagegen, hier noch mal aufzuschlagen“.
Ebenfalls ausgeschieden ist Grand-Slam-Debütant Alexander Zverev, der jüngste Spieler im Feld. Der 18-Jährige aus Hamburg unterlag am mit bis zu 35,7 Grad heißesten Tag der Wimbledon-Geschichte dem US-Amerikaner Denis Kudla 3:6, 6:3, 6:7 (2:7), 4:6.
Als sechste deutsche Spielerin ausgeschieden ist Anna-Lena Friedsam. Die 21-Jährige aus Andernach verlor gegen die Schweizerin Belinda Bencic 5:7, 6:4, 0:6. Für die einzige Erfolgsmeldung sorgte aus deutscher Sicht am Mittwoch Andrea Petkovic aus Darmstadt, die gegen Mariana Duque-Marino aus Kolumbien 6:3, 6:1 gewann. Am Donnerstag haben Angelique Kerber, Sabine Lisicki, Tatjana Maria sowie Dustin Brown noch die Chance auf den Einzug in die dritte Runde.