Was für ein Tennis-Fight! Der von Krämpfen und Übelkeit geplagte 18-jährige geht in seinem ersten Grand-Slam-Match über fünf Sätze.
London/Hamburg. Was für ein Match! Die Qualen standen Alexander Zverev ins Gesicht geschrieben. Der Hamburger Youngster erlebte gleich bei seiner Gland-Slam-Premiere einen Tennis-Krimi, bei dem er an seine Grenzen gehen musste und letztlich für eine besondere Pointe am Eröffnungstag sorgte. Nach starkem Beginn brach der von Krämpfen und Übelkeit geplagte 18-Jährige plötzlich ein, um sich am Ende doch noch den Sieg zu erkämpfen.
Nach drei Stunden und 46 Minuten entschied er das packende Match gegen den Russen Teimuras Gabaschwili mit 6:3, 1:6, 6:3, 3:6, 9:7 für sich. „Ich glaube, die Tennisgötter wollten mir direkt eine Aufgabe stellen“, sagte Zverev im Anschluss mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
Nachdem Zverev im ersten Satz bereits mit 5:1 führte, flatterten ihm plötzlich die Nerven und er vergab einen Satzball nach dem anderen. Erst im zwölften Versuch konnte der jüngste Spieler im Hauptfeld den Satz für sich entscheiden. Doch das Etappenziel sollte ihm keine Sicherheit geben, denn Satz Nummer zwei ging im Eiltempo an seinen Kontrahenten aus Russland. „Das war komplett daneben“, gestand Zverev auf der anschließenden Pressekonferenz ein.
Tabletten gegen Krämpfe bekommen Zverev nicht
Mit zunehmender Matchdauer offenbarten sich körperliche Probleme beim Youngster, der erstmals in seiner Karriere ein Fünf-Satz-Match bestritt. Im vierten Satz musste sich Deutschlands größte Nachwuchshoffnung sogar übergeben. „Ich habe Tabletten mit Salz zu mir genommen, damit ich keine Krämpfe bekomme. Das habe ich ein bisschen mit Magnesium gemischt. Und dann ist alles wieder hochgekommen für eine Weile“, sagte Zverev.
Was folgte, war ein an Spannung kaum zu überbietender Tennis-Fight, bei dem der Hamburger das britische Publikum auf seiner Seite hatte. „Ich habe mich fast so gefühlt wie ein Engländer“, so ein stolzer Zverev nach dem Match.
Beim Stand von 6:5 musste Zverev, dem nun auch noch eine Zerrung das Leben schwer machte, ein „medical timeout“ nehmen. „Ich habe schließlich auch Krämpfe gehabt, weil ich den Muskel nicht mehr benutzen konnte“, sagte der Hamburger, der nach einer physiotherapeutischen Behandlung auf den Platz zurückkehrte. Als er nach vier klaren Aufschlagspielen seinen ersten Matchball zum 9:7 im entscheidenden fünften Satz nutze, sank er völlig erschöpft, aber auch erleichtert, zu Boden.
Faire Bedingungen für Zverevs Zweitrunden-Match
Zverev, der nach eigener Aussage vor allem mental an der Aufgabe zu knabbern hatte, fand durchaus Gefallen an dem intensiven Tennis-Krimi. „Je länger das Match, desto interessanter wird es und desto härter wird es auch. Mir gefällt es einfach, zu kämpfen“, sagte er. 126 Winner, 335 ausgespielte Punkte - schon am ersten Tag hatte Wimbledon ein echtes Highlight zu bieten.
Den Hype um seine Person und die Erwartungshaltung an sein Talent verarbeitet der Hamburger bislang bestens. Mittlerweile gilt Zverev beinahe weltweit als Aushängeschild der "Young Guns", der jungen Generation, die einst den Platz der "Fantastischen Vier" um Roger Federer und Novak Djokovic einnehmen soll. Rafael Nadal adelte ihn kürzlich als "potenziellen Grand-Slam-Champion".
In der zweiten Runde trifft Zverev auf Denis Kulda, ein Qualifikant aus den USA. Auch Kulda musste in seinem Auftaktmatch über fünf Sätze gehen. Es wird also entscheidend sein, wer eine kürzere Regenarationsphase benötigt. „Ich denke, ich trainiere einmal, aber nicht sehr lange. Dann werde ich wahrscheinlich ein paar Stunden mit dem Physio verbringen und mich dann so früh wie möglich vorbereiten auf Mittwoch“, verkündete Zverev seine Pläne für den heutigen Dienstag. Das Training dürfte er allerdings nur unter Muskelschmerzen überstehen. Doch dem Hamburger Youngster gefällt es bekanntlich, zu kämpfen.