Hamburg. Nach Quasillo fällt auch Karpino aus. Bohumil Nedorostek kehrt erstmals an die Stätte seines schweren Unfalls von 2013 zurück.
Die Absage kam am Montag um elf Uhr telefonisch und löste Betroffenheit beim Hamburger Renn-Club aus: Karpino, der hohe Favorit für das 146. Deutsche Derby am Sonntag, wird nicht starten. Als Begründung gab Trainer Andreas Wöhler eine Verletzung seines Hengstes in der Morgenarbeit in Gütersloh an.
Zwar hat Wöhler mit Rogue Runner und Fair Mountain noch zwei Kandidaten im Rennen, doch ist Karpinos Rückzug für ihn der zweite schwere Schlag nach der Hufverletzung des ähnlich hoch eingeschätzten Quasillo. „Das ist sportlich höchst bedauerlich“, reagierte Renn-Club-Vizepräsident Hans Ludolf Matthiessen auf die Nachricht. Umsatzeinbußen durch weniger Wetten befürchte er indes nicht: „Jetzt ist das Derby wieder offen und bringt garantiert hohe Quoten.“ Diese neue Konstellation würde zu höheren Einsätzen locken.
Nunmehr gilt der von Adrie de Vries gerittene Shimrano in den Farben eines australischen Stalls als Starter mit den besten Chancen. Sein Vorwettkurs: 27:10 Euro auf Sieg. Als Nummer zwei mit 55:10 wird Nutan mit Jockey Andrasch Starke gehandelt. Drei der insgesamt 18 Derbystarter stehen in Hamburger Besitz.
Freier Eintritt am Dienstag
Am heutigen Dienstag wird das erste Rennen um 16.45 Uhr gestartet. Bis 21.15 Uhr stehen bei freiem Eintritt neun Prüfungen auf dem Programm. Sportlicher Höhepunkt ist der mit 25.000 Euro dotierte Lange Hamburger, das älteste Rennen der Derbywoche. Zehn Vollblüter wurden für die über 3200 Meter führende Mammutstrapaze genannt.
Im Gegensatz zum Großen Hansa-Preis am vergangenen Sonntag können sich die Besucher auf internationales Flair freuen. Der sechsjährige Trip To Rhodos aus Tschechien wird als Favorit in die Box rücken, aber auch die Engländerin Alwilda, der Norweger Eye in The Sky sowie Autor gleichfalls aus Tschechien haben gute Chancen. Die besten Aussichten gegen dieses Gästequartett dürfte der einheimische Swordshire besitzen.
Die besten Bilder vom Galopp-Derby in Horn
Unmittelbar nach dem Langen Hamburger steht das spektakulärste Ereignis des Horner Pferdefestivals an: Im Seejagdrennen führt der Weg auch durch das Gewässer inmitten des Hippodroms. Die Pferde müssen diesen Teich schwimmend passieren. Wer hier bestehen will, muss vorher speziell trainiert haben. Da das Rennen im Vorjahr wegen miserablen Wetters ausfallen musste, wurde das Preisgeld auf 20.000 Euro aufgestockt.
Permanente Schmerzen erinnern an Unfall
Trainer des 14-jährigen Wallachs Alanco ist Bohumil Nedorostek. Der 42-Jährige war in einem anderen Hindernisrennen während des Derby-Meetings vor zwei Jahren in den schwersten Unfall seit sehr langer Zeit verwickelt. Durch ein ausgebrochenes und entgegenkommendes Pferd kam es am 6. Juli 2013 zu einer tragischen Kollision, bei der die Pferde Glad Royal und Cool Kid starben.
Jockey Nedorostek, der hauptberuflich Angestellter bei der Polizei in Hannover ist, musste mit mehreren Brüchen und Prellungen mit dem Rettungshubschrauber ins Boberger Unfallkrankenhaus geflogen werden.
Nach seinem Besuch im Vorjahr ist es jetzt Nedorosteks Hamburg-Premiere als Trainer. „Auch wenn ich nach wie vor unter dem Unfall leide, habe ich ihn seelisch verarbeitet“, sagte der gebürtige Prager dem Abendblatt. Ein steifes Fußgelenk, zwei Platten in der Hand und permanente Gelenkschmerzen sind Erinnerungen an einen schrecklichen Sonnabend. Rochus dem Rennverein gegenüber hegt Bohumil Nedorostek nicht mehr: „Ich habe mich mit den Galopperverbänden und der Versicherung geeinigt.“
Seinen aktuellen Starter Alanco hat er nur im Training geritten. Diesen Job übernimmt diesmal Josef Bartos. Das Publikum wird dem Außenseiter in den grün-weißen Farben des Stalls Steintor die Daumen drücken – aus gutem Grund.