Mick Schumacher, Sohn von Formel-1-Legende Michael Schumacher, hat im belgischen Spa mit einer Aufholjagd überzeugen können.
Mick Schumacher prüft noch einmal die Manschette an seiner gebrochenen rechten Hand, dann klappt er das dunkle Visier seines grün-gelben Helms herunter und schießt zum ersten Mal in seiner Karriere hinaus auf die berühmt-berüchtigte Ardennen-Achterbahn, mit der sein Vater Michael so viele positive Momente verbindet.
Doch das Willkommen im „Wohnzimmer“ des Formel-1-Rekordweltmeisters fiel nicht besonders freundlich aus. Der Streik der Streckposten am nassen und nebligen Freitagmorgen in Spa war tatsächlich ein schlechtes Omen für das gesamte Wochenende.
Knapp 24 Jahre, nachdem Michael Schumacher mit 1000 Mark Taschengeld nach Belgien reiste, in einer Jugendherberge übernachtete und mit seinem Debüt in der Formel 1 den ersten Schritt einer unvergleichlichen Karriere machte, fiel Micks Premiere mit der ADAC Formel 4 eine Nummer kleiner aus.
Natürlich richteten sich die zahlreichen Objektive der Fotografen und Kameraleute am Wochenende wieder einmal vor allem auf Schumacher, aber vor dem Qualifying am späten Freitagnachmittag zum Beispiel waren es lediglich zwei Foto-Reporter, die den Piloten im Wagen mit der Nummer 25 ins Visier nahmen. Dass allerdings so penetrant, dass Peter Kaiser, der langjährige Freund von Michael und Betreuer von Mick, dann doch einschritt und um ein bisschen Abstand bat.
Mick Schumachers Auftritt in Spa weckte Erinnerungen bei vielen Motorsportfans, schließlich feierte sein Vater auf dem 7,004 km langen Kurs nicht nur sein Debüt, sondern auch seinen ersten Sieg und seinen letzten der sieben WM-Titel. Dass man den Rekordweltmeister nach sechs Siegen in den Ardennen auch noch zum Ehrenbürger machte - geschenkt. Spa war Schumachers „Wohnzimmer“, so wie der Centre Court von Wimbledon das von Boris Becker.
Aber in der Formel 4 geht es noch nicht um Legenden-Bildung, sondern darum, Erfahrungen zu sammeln. Mick Schumacher hatte nach zwei Rennwochenenden einen ganzen Sack voll davon mit nach Spa gebracht. Positive wie der Sieg in Oschersleben, aber auch negative wie die beiden Unfälle in Spielberg. Sein letzter Crash bescherte dem 16-Jährigen einen Bruch des Mittelhandknochens unterhalb des rechten Daumens.
Für Mick Schumacher kein Grund, eine Pause einzulegen. „Ich wollte unbedingt fahren“, sagte er zu Wochenbeginn - und trat folgerichtig die Reise an den mystischen Ort an, wo eine einzige Kurve die Männer von den Mäusen trennt - die Eau Rouge.
Ausgerechnet in der Mutkurve kassierte die Konkurrenz Schumacher in der letzten Runde des ersten Rennens und machte alle Hoffnungen zunichte, mit dem Sprung in die Top Ten einen vorderen Startplatz für den dritten Lauf zu ergattern.
„Das ist ärgerlich, wie bei jedem Auto, mit dem wir ein gutes Rennen gefahren sind und dann noch zurückfallen. Das gehört zum Rennsport und zu Nachwuchsklassen dazu. Das kapiert er und das schafft er“, sagte Rob Niessink, Geschäftsführer des niederländischen Teams Van Amersfoort Racing.
Überhaupt würden „die Jungs Zeit zum Lernen“ brauchen. Schumacher würde zudem mit dem großen Interesse an seiner Person „sehr gut“ umgehen. Nach einer starken Aufholjagd von Startplatz 27 bis auf Rang 15 am Sonntagmorgen beendete im dritten Rennen ein Dreher alle Hoffnungen Schumachers auf den Sprung unter die Top Ten.
Nicht besonders glücklich über den vermeintlichen Schumacher-Hype ist dagegen FIA-Präsident Jean Todt, der sich in Spa persönlich ein Bild von der ADAC Formel 4 machte. „Da fahren 40 Jungen und Mädchen“, betonte der Freund der Familie Schumacher, es wäre falsch, einzelne hervorzuheben. Todt fand das große Medieninteresse an einem 16-Jährigen befremdlich und würde sich wünschen, dass Mick Schumacher mehr in Ruhe gelassen würde. Selbst - oder vor allem im „Wohnzimmer“ seines Vaters. (sid)