Erfurt. Ex-Profi Scholz übernimmt Verantwortung für Platzsturm. Sportdirektor Basler spricht von “Vollidioten“. Lok-Krisensitzung am Montag.

Nach dem Platzsturm der Fans des Fußball-Oberligisten Lok Leipzig und den verheerenden Folgen für den Klub hat Trainer Heiko Scholz Verantwortung für die chaotischen Zustände übernommen. "Das Verhalten der Randalierer ist unentschuldbar, aber wenn wir besser spielen, passiert das alles nicht", sagte der frühere Bundesliga-Profi der Leipziger Volkszeitung.

Rund 50 Leipziger Fans hatten am Sonntag in der Partie bei RW Erfurt II in der 75. Minute beim Stand von 0:2 den Platz gestürmt und so einen Spielabbruch provoziert. Lok hätte mit einem Sieg in Erfurt Platz drei und damit noch die Regionalliga-Relegation erreichen können.

"Die Euphorie ist auf einen Schlag weg"

"Die Mannschaft war dem Druck nicht gewachsen", sagte Scholz über den schwachen Auftritt seiner Elf, die nun weiter in der Oberliga spielen wird. Der Coach ließ seine eigene Zukunft offen. "Die Euphorie im Verein ist auf einen Schlag weg, da macht man sich natürlich Gedanken."

2200 Lok-Fans waren mit nach Erfurt gereist
2200 Lok-Fans waren mit nach Erfurt gereist © dpa | Karina Hessland

Ein Rückzug von Scholz würde den Klub schwer treffen. Der frühere Bundesliga-Profi von Bayer Leverkusen und Werder Bremen hat viel Arbeit in den Klub gesteckt und für die neue Saison bereits eine neue Mannschaft geformt. Sieben neue Spieler hatte der 49-Jährige zu Lok gelotst.

Basler denkt an Rückzug aus Leipzig

Zuvor hatte bereits Sportdirektor Mario Basler seinen Verbleib in Frage gestellt. "So etwas, dass auch Verantwortliche und Spieler angegangen wurden, das habe ich so noch nie erlebt. Ich muss mir Gedanken machen, ob es in dieser Form noch Sinn für mich macht, hier weiter zu arbeiten", sagte der Ex-Nationalspieler, der selbst tätlich angegangen worden sein soll.

Besonders bitter für den Verein: 2200 Fans hatten den Klub nach Erfurt begleitet. Der große Teil von ihnen verhielt sich friedlich, 50 Randalierer brachten den Verein in Verruf.

Wasserwerfer vor dem Lok-Block
Wasserwerfer vor dem Lok-Block © dpa

"Die "Vollidioten", so Basler, stürmten das Feld, riefen "Sieg oder Spielabbruch" und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei, warfen mit Steinen und Flaschen und zündeten Pyrotechnik. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Pfefferspray ein, es gab 31 Verletzte, acht von ihnen mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Krisensitzung am Montag

"Das ist das Schlimmste, was uns passieren konnte", sagte Lok-Vorstandsmitglied René Gruschka am Tag danach dem SID. Der Klub rechnet mit einer saftigen Geldstraße, zudem sei die Arbeit der letzten zweieinhalb Jahren mit einem Schlag zerstört worden.

Am Montagabend will sich das Präsidium des Klubs zu einer Krisensitzung treffen. Dabei sollten die Täter anhand von Foto- und Videomaterial ermittelt und für den Schaden haftbar gemacht werden. Im Gegensatz zu Scholz und Basler denkt das Präsidium nicht ans Aufhören. Gruschka: "Jetzt den Kopf in den Sand zu stecken, wäre völlig verkehrt." (sid)