Berlin. Blatter tritt als Chef des Weltfußballverbandes zurück. Funktionäre und Sponsoren fordern weitere Schritte. Alles zum Fifa-Skandal.
Also doch. Vier Tage nach seiner umstrittenen Wiederwahl hat Fifa-Präsident Joseph S. Blatter am Dienstagabend seinen Rücktritt angekündigt. Er zog damit die Konsequenzen aus dem beispiellosen Korruptionsskandal. Wie ein US-Sender berichtete, ermittelt zudem die US-Bundespolizei gegen den Chef des Weltfußballverbandes. „Ich will nur das Beste für die Fifa“, sagte der 79-Jährige. Blatter stellt sein Amt für Neuwahlen bei einem außerordentlichen Kongress zur Verfügung. Dieser wird voraussichtlich zwischen Dezember 2015 und März 2016 abgehalten.
Blatters Ankündigung könnte aber auch noch andere Gründe haben. Der amerikanische Sender ABC berichtete am Dienstagabend, dass das FBI und die US-Staatsanwaltschaft auch gegen ihn ermitteln würden. Quelle sei jemand, der mit dem Fall vertraut sei, hieß es. Die „New York Times“ schrieb mit Verweis auf offizielle Quellen, dass Blatter im Fokus der Ermittler war. Die US-Regierung hatte zuvor abgestritten, Blatter aus dem Amt gedrängt zu haben. „Die Vereinigten Staaten haben keine Position zu der Frage, wer der Präsident der Fifa ist“, sagte Marie Harf, Sprecherin im US-Außenministerium.
Sepp Blatter – Fifa-Chef und Weltenlenker
Abendblatt.de hält Sie über das Geschehen bei der Fifa auf dem Laufenden:
Korruption vor WM 1998 und 2010
22.15 Uhr: FBI-Kronzeuge Chuck Blazer hat zugegeben, dass er und andere Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees Bestechungsgelder bei der Vergabe der Fußball-WM 2010 in Südafrika akzeptiert hatten. Auch vor der Vergabe für das WM-Turnier 1998 soll es zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein. Dies geht aus den Zeugenaussagen des 70-Jährigen aus dem Jahr 2013 hervor, die am Mittwoch in New York veröffentlicht worden sind. Blazer war langjähriges Mitglied des Exekutivkomitees des Fußball-Weltverbandes. Nach der Anklage durch die US-Justiz zeigte er sich kooperativ und soll unter anderem bei den Olympischen Spielen 2012 in London heimlich Funktionärs-Gespräche aufgenommen haben.
US-Regierung: Fifa kann eigenes Image verbessern
19.50 Uhr: Die Fifa könnte angesichts der jüngsten Korruptionsvorwürfe nach Einschätzung der US-Regierung eine neue Führung gut vertragen. „Sie würden von einer neuen Führung profitieren“, sagte Regierungssprecher Josh Earnest am Mittwoch in Washington. Der überraschende Rücktritt von Fifa-Präsident Joseph Blatter sei „eine Gelegenheit für die Organisation, ihr öffentliches Image zu verbessern und sicherzustellen, dass ihr Handeln mit ihrer Mission übereinstimmt.“ Die Fifa leite die Geschäfte einer Sportart, die von Milliarden Menschen weltweit verfolgt werde, sagte Earnest.
Generalsekretär schließt Rücktritt aus
18.45 Uhr: Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke fühlt sich nach den medialen Anschuldigungen im Korruptionsskandal "nicht schuldig" und hat einen Rücktritt ausgeschlossen. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich fühle mich nicht schuldig, deshalb muss ich noch nicht einmal meine Unschuld beweisen", sagte die "rechte Hand" von Fifa-Präsident Joseph S. Blatter in einem Radio-Interview mit France Info: "Es gibt keinen Grund, warum ich nicht Generalsekretär bleiben sollte."
Laut New York Times soll Valcke eine bedeutende Rolle bei der Überweisung jener zehn Millionen Dollar gespielt haben, mit denen in der Karibik für die Vergabe der WM 2010 nach Südafrika angeblich bestochen und betrogen wurde. Demnach soll der 54-Jährige der "hochrangige Fifa-Funktionär" sein, von dem in der 161-seitigen Anklageschrift des New Yorker Gerichts die Rede ist. Dieser habe im Jahr 2008 die Zahlung von "insgesamt zehn Millionen Dollar" von einem Fifa-Konto über die Bank of America auf ein Konto der Republic Bank angewiesen, das vom Angeklagten Jack Warner "kontrolliert" wurde. Der Fußball-Weltverband dementierte entschieden.
Katar sieht keine Auswirkungen auf WM 2022
18.05 Uhr: Der aktuelle Skandal hat für das WM-Organisationskomittee Katars keine Auswirkungen auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2022. "Die jüngsten Geschehnisse bei der Fifa haben keinerlei Einfluss auf unsere Vorbereitungen für die WM 2022", hieß es in einem Statement am Mittwoch. Es war die erste Reaktion des WM-Gastgebers nach der überraschenden Rücktrittsankündigung Joseph S. Blatter am Dienstag.
Zuletzt hatte unter anderem der australische Fußball-Verband ASF die WM-Ausrichtung in Katar infrage gestellt. Der Bewerbungsprozess für die Endrunde in sieben Jahre sei "nicht sauber" gewesen, sagte ASF-Vorsitzender Frank Lowy. Die Australier hatten bei der weltweit kritisierten Abstimmung des Fifa-Exekutivkomitees im Dezember 2010 als Letzter chancenlos im ersten Wahlgang verloren.
Oppermann: "Die neue Zeit muss sofort beginnen"
17.30 Uhr: SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann hat den DFB nach dem angekündigten Rücktritt von Joseph Blatter inmitten der Fifa-Korruptionsaffäre kritisiert. „Manchmal habe ich den Eindruck, dass sich der DFB seiner gesellschaftlichen und damit politischen Möglichkeiten zu wenig bewusst ist“, sagte Oppermann der Berliner Zeitung.
Als größter Verband innerhalb des Fußball-Weltverbandes falle dem DFB bei der Fifa-Neuaufstellung eine wichtige Rolle zu. Der angekündigte Blatter-Rückzug sei die Chance auf einen echten Neuanfang. „Jetzt müssen sich alle, die an den Schalthebeln der Fifa sitzen, für echte Reformen einsetzen. Die neue Zeit muss sofort beginnen und nicht erst in ein paar Monaten“, forderte Oppermann.
Niersbach fühlt sich von Nachfolge-Spekulation geehrt
16.50 Uhr: DFB-Präsident gab im Rahmen einer Pressekonferenz zu, von der Rücktrittsankündigung Blatters "total überrascht" gewesen zu sein und stellt zugleich die Frage in den Raum: "Was ist denn passiert zwischen den vier Tagen, in denen er gewählt, bis zu seinem Rücktritt?" Des weiteren fordert der DFB-Boss einen zügigen Rückzug des Schweizers, der nach eigener Aussage noch einige Monate im Amt bleiben will: "Ich würde klar dafür eintreten, diesen Prozess zu schnleunigen."
Dass er die Nachfolge von Blatter als Präsident der Fifa antritt, will er zumindest nicht komplett ausschließen. "Meine Priorität ist ganz klar - und da brauche ich die Position nicht zu ändern - der deutsche Fußball. Ich bringe mich aber sehr gerne mit meinem persönlichen Know-How und der Stärke des DFB ein. Aber es ehrt mich in gewisser Weise, wenn da mein Name fällt."
Wahl eines Nachfolgers in Zürich
16.20 Uhr: Der Außerordentliche Kongress der Fifa für die Wahl eines Nachfolgers des scheidenden Präsidenten Joseph S. Blatter soll am Fifa-Sitz in Zürich stattfinden. Das bestätigte eine FIFA-Sprecherin am Mittwoch.
Ein Termin für den Kongress steht noch nicht fest. Das genaue Datum soll im Zeitfenster zwischen Dezember 2015 und März 2016 liegen. Zürich war schon in der vergangenen Woche (28./29. Mai) Schauplatz des diesjährigen FIFA-Kongresses, bei dem Blatter gerade erst zum fünften Mal wiedergewählt worden war.
Merkel spricht von "guter Nachricht"
15:21 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) setzt nach dem Rücktritt von Fifa-Präsident Joseph Blatter auf eine Erneuerung des Fußball-Weltverbandes. „Ich glaube, dass es jetzt besser möglich sein wird, die Arbeit der Fifa auf eine transparente Grundlage zu stellen“, sagte Merkel am Mittwoch in Berlin. Sie denke, es sei für Milliarden Fans, die den Fußball mögen - „auch ich gehöre ja zu den Fans“ - eine gute Nachricht, wenn die Organisation, die den Weltfußball vertreten, „nach den Maßstäben funktioniert, die wir uns alle wünschen“.
Applaus für Blatter
14:12 Uhr: Einen Tag nach seiner Rücktrittsankündigung ist Joseph Blatter bei einem Belegschaftstreffen in der Zentrale des Fußball-Weltverbandes von den Mitarbeitern mit freundlichem Applaus bedacht worden. Die Geschäfte liefen normal weiter, hieß es auf Anfrage am Mittwoch aus Zürich.
Der Präsident arbeite in seinem Büro. Medienvertreter hatten keinen Zutritt zum Gebäude auf dem Zürichberg. „Die Arbeit geht normal weiter. Die Vorbereitungen für die Frauen-WM und die WM-Auslosung laufen“, hieß es.
Südkoreaner erwägt Kandidatur
14:07 Uhr: Der südkoreanische Industriellensohn und frühere Vizepräsident des Fußball-Weltverbandes, Chung Mong Joon, hat sein Interesse an der Nachfolge von Joseph Blatter als Fifa-Chef angedeutet. Er erwäge eine Kandidatur für den wichtigsten Job im Weltfußball, sagte der ehemalige Vorsitzende des koreanischen Fußballverbands (KFA) am Mittwoch vor Journalisten in Seoul. Bevor er sich jedoch dazu entscheide, wolle er sich vorsichtig die Meinungen von Führungskräften im internationalen Fußball anhören, wurde der 63-Jährige von der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert.
Chung galt lange Zeit als Kritiker von Blatter. Der wohlhabende Sohn des Gründers des Mischkonzerns Hyundai hatte mehrmals einen Asiaten als Fifa-Präsidenten gefordert.
Auch hatte Chung Blatters Entscheidung kritisiert, sich angesichts des jüngsten Korruptionsskandals um Fifa-Funktionäre noch einmal zur Wahl des Verbandspräsidenten zu stellen. „Personen, die ihren Fifa-Job mit Blatters Hilfe erhalten haben, sollten sich nicht bewerben, um Präsident zu werden“, sagte Chung laut Yonhap. Chung war von 1994 bis 2011 Fifa-Vizepräsident.
An Blatters Reiseplänen habe sich nichts geändert, sagte Mediendirektor Walter de Gregorio. Der scheidende Fifa-Chef werde in den kommenden 15 Tagen nicht ins Ausland reisen. Dies war auch schon vor seiner Rücktrittsankündigung am Dienstagabend so geplant. Als Termine stehen für Blatter die Reisen zu den Endspielen der U20-WM in Neuseeland (20. Juni) und der Frauen-WM (5. Juli) in Kanada an.
Watzke zu Blatter-Rücktritt: Gut für den Fußball
12:48 Uhr: Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund hat die Rücktrittsankündigung des Fifa-Präsidenten Joseph S. Blatter als "sehr gut für den Fußball" bezeichnet. "Die Umstände haben mich allerdings überrascht: Wenn ich mich am Freitag wählen lasse, und am Dienstag fällt mir dann ein, dass ich zurücktrete - das habe ich auch noch nie erlebt", sagte Watzke während der Vorstellung des neuen BVB-Trainers Thomas Tuchel am Mittwoch.
Er hoffe nun, dass "die Verbände daraus die entsprechenden Ableitungen ziehen", sagte Watzke und kritisierte die Europäische Fußball-Union: "Wie die Uefa sich dargestellt hat, war auch nicht so, dass ich dachte: Wie großartig, dass der europäische Fußball so vertreten wird!"
Innenminister de Maizière begrüßt Blatter-Rücktritt
12:14 Uhr: Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat den Rücktritt von FIFA-Präsident Joseph S. Blatter begrüßt und weitere Reformen beim Fußball-Weltverband gefordert. "Die Entscheidung von Sepp Blatter war richtig und notwendig. Im Fokus steht jetzt die dringend notwendige Aufklärung und das wird ein wahrhaft schwieriger Prozess für die FIFA", teilte der für Sport zuständige CDU-Politiker am Mittwoch mit: "Der angekündigte Rücktritt muss jetzt von den Verantwortlichen genutzt werden, um die Strukturen FIFA-Strukturen grundlegend zu ändern."
Gleichzeitig betonte de Maizière, dass dafür die Europäische Fußball-Union (UEFA) gefordert sei: "Wenn die Chance jetzt nicht genutzt wird, Verkrustungen aufzubrechen und Verfahren zu schaffen, die Transparenz garantieren und Vetternwirtschaft verhindern, bliebe der Rückzug von Blatter ein Muster ohne Wert. Zentrale Voraussetzung hierfür ist die Einigkeit zwischen den europäischen Verbänden."
Schenk: Platini als starker Fifa-Präsident schwer vorstellbar"
12:02 Uhr: Uefa-Chef Michel Platini (Frankreich) ist für Korruptions-Bekämpferin Sylvia Schenk (Frankfurt) kein Kandidat für das Spitzenamt beim Fußball-Weltverband Fifa. "Platini ist bei der Europäischen Fußball-Union ein schwacher Präsident, und ich kann mir schwer vorstellen, dass er ein starker Fifa-Präsident sein würde", sagte die Leiterin der Arbeitsgruppe Sport der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International (TI) zum Sport-Informations-Dienst (SID): "Aber die FIFA braucht an ihrer Spitze eine starke Persönlichkeit."
Schenk, die Platini als Hauptverantwortlichen für das schwache Bild der Europäischen Fußball-Union (UEFA) bei Blatters Wiederwahl in der Vorwoche ansieht, sprach sich erneut für den ersten, letztlich aber gar nicht erst für die Präsidentenwahl am vergangenen Freitag zugelassenen Blatter-Herausforderer Jerome Champagne (Frankreich) als möglichen FIFA-Präsidenten aus.
"Er ist ein kluger Kopf und wäre sicher ein guter Kandidat. Er hat gute Ideen und vor allem auch Konzepte für neue Strukturen. Er kommt aus dem Fußball und ist dort und auch politisch bestens vernetzt", begründete Schenk ihre Präferenz.
Grundsätzlich empfiehlt die 63-Jährige der FIFA bei der Suche nach einer neuen Führung und neuen Strukturen die Einbindung externer Fachleute: "Es sollte eine unabhängige Kommission mit Persönlichkeiten, die über alle Zweifel erhaben sind, den Reformprozess begleiten und praktisch als Oberaufsicht fungieren. Für das Exekutivkomitee wäre sicherlich eine interessante Variante, einzelne Positionen und Ämter wie der englische Verband mit vielleicht zwei unabhängigen Direktoren zu besetzen. Solche Querdenker täten der FIFA gut."
Zu den wichtigsten Punkten der FIFA-Reformagenda zählt Schenk eine Neuordnung der Bestellung von Vizepräsidenten und die Überprüfung des sogenannten Compliance-Bereiches. "Es ist auf Dauer nicht sinnvoll, wenn die Vizepräsidenten weiter nur von ihren eigenen Kontinentalverbänden in die FIFA-Regierung entsandt und auch nur ihnen verantwortlich sind. Außerdem müssten die Ethik-Kommission und der Ethik-Code noch einmal auf den Prüfstand. Das da noch nicht alles funktioniert, hat ja im vorigen Jahr der Umgang mit dem Garcia-Bericht über die WM-Vergaben 2018 und 2022 gezeigt", sagte Schenk.
Blatters gewählte Rückzugs-Taktik stellt sich aus Sicht der früheren Leichtathletin als "Versuch, sich einen starken Abgang zu verschaffen", dar. Schenk: "Er verschafft sich tatsächlich Handlungsfreiheit und kann sogar noch Reformen mitgestalten. Wenn bei den Ermittlungen in den USA wirklich nichts gegen ihn findet, wird er als gewählter Präsident kaum vor dem Wahl-Kongress aus dem Amt zu drängen sein."
Rummenigge: Rücktritt "große Chance"
11:59 Uhr: Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge sieht den angekündigten Rücktritt von Fifa-Präsident Joseph Blatter als „große Chance“, den Fußball-Weltverband zu reformieren. „Jetzt kommt es darauf an, dass man die mit der Reform befassten nationalen Verbände und Konföderationen so unterstützt, dass ein seriöser, transparenter, funktionierender Fußball-Weltverband entsteht“, sagte Rummenigge am Mittwoch.
Der langjährige Nationalspieler ist auch Vorsitzender der Europäischen Club-Vereinigung ECA. Er wird in dieser Funktion im kommenden März Mitglied im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (Uefa).
Doch keine Uefa-Krisensitzung in Berlin
11:23 Uhr: Die Uefa wird sich nach der Rücktrittsankündigung von Fifa-Präsident Joseph Blatter doch nicht zu einer Sondersitzung in Berlin treffen. „Da täglich neue Informationen ans Tageslicht kommen, denke ich, dass es klüger ist, sich Zeit zu nehmen, um die Situation besser einzuschätzen, um dann gemeinsam Position zu beziehen“, begründete Uefa-Präsident Michel Platini am Mittwoch die Absage. Ursprünglich hatten die Blatter-Gegner in der Europäischen Fußball-Union am Freitag oder Sonnabend in Berlin ihre Strategie beraten wollen.
Unter anderem sollte es dabei auch um die Frage gehen, ob DFB-Chef Wolfgang Niersbach und andere europäische Funktionäre ihre Sitze im Fifa-Exekutivkomitee einnehmen sollen. Durch den angekündigten Abschied Blatters hat sich die Situation nun massiv geändert. „In den nächsten Wochen wird es weitere Gelegenheiten geben, sich zu treffen – und hoffentlich wird sich die Angelegenheit bis dahin erhellen“, sagte Platini. Der Franzose gilt als logischer europäischer Kandidat für die Blatter-Nachfolge.
Interpol unterstützt US-Justiz
11:14 Uhr: Interpol leistet der US-Justiz im Auslieferungsverfahren gegen frühere Fifa-Spitzenfunktionäre Amtshilfe. Das teilte die internationale Polizeibehörde am Mittwoch im französischen Lyon mit. Es geht nach den Angaben um den früheren Fifa-Vize-Präsidenten Jack Warner aus Trinidad und Tobago sowie um den Paraguayer Nicolás Leoz, ehemals Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees und südamerikanischer Verbandschef. Auch vier Geschäftsleute werden genannt. Die Vorwürfe der US-Behörden lauten Korruption, Verschwörung und organisiertes Verbrechen.
Interpol bat seine Mitgliedsstaaten mit einer sogenannten roten Ausschreibung um Amtshilfe, die sechs Personen ausfindig zu machen und festzusetzen, damit sie ausgeliefert werden können.
Die sechs Beschuldigten stehen auf einer Liste des US-Justizministeriums, mit der am 27. Mai der jüngste Fifa-Skandal ins Rollen gebracht worden war. Schweizer Behörden nahmen damals sieben hochrangige Fußball-Funktionäre in Zürich in Auslieferungshaft. Warner wurde in seinem Heimatland kurzzeitig festgenommen und auf Kaution wieder freigelassen.
Auch als Konsequenz aus diesem Skandal hatte Fifa-Präsident Joseph Blatter am Dienstag seinen Rücktritt angekündigt. Interpol stellte klar, dass das Ersuchen für ein Mitglied nicht verpflichtend ist. Es ist kein internationaler Haftbefehl.
Bei den Geschäftsleuten handelt es sich um Hugo und Mariano Jinkis sowie Alejandro Burzaco aus Argentinien, die für Sportmarketing-Agenturen arbeiten. Zudem suchen die US-Behörden den Brasilianer José Margulies, der angeblich illegale Zahlungen vermittelt haben soll.
Lynch: Rücktritt nur Teil der Lösung
10:11 Uhr: Die Rücktritts-Ankündigung von Fifa-Boss Joseph S. Blatter (Schweiz) kann aus Sicht von US-Justizministerin Loretta Lynch nur Teil der Problemlösung beim Fußball-Weltverband sein. "Wir mussten feststellen, dass die Fifa bis in die höchsten Ebenen korrupt ist", erklärte Lynch im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: "Jedes Mal, wenn die Fifa nach internen Untersuchungen korrupte Funktionäre abgesetzt hat, wurden sie durch andere ersetzt, die genau in derselben Art und Weise weitermachten."
Ob auch Blatter aufgrund der Ermittlungen in den USA eine Anklage im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal bei der Fifa fürchten muss, was nach Blatters Abgang am vergangenen Dienstag mehrfach als mögliche Begründung für die Entscheidung des 79-Jährigen genannt worden ist, ließ Lynch weiterhin offen: "Dazu kann ich jetzt nichts sagen."
Blatter-Tochter dementiert Gerüchte
09.44 Uhr: Corinne Blatter-Andenmatten (54), die Tochter von Joseph S. Blatter (79), hat die Gerüchte dementiert, dass die Rücktrittsankündigung ihres Vaters als Fifa-Präsident mit neuerlichen FBI-Ermittlungen zu tun haben. "Er ist ein großartiger Mensch. Mit dieser Entscheidung wollte er in erster Linie auch uns, seine Familie, schützen", sagte sie im Schweizer Blick: "Seine Entscheidung hat nichts, aber auch gar nichts, mit den kursierenden Anschuldigungen zu tun. Mein Vater ist ein ehrlicher Mensch, der sein Leben dem Fußball gewidmet hat."
Pressestimmen zu Blatter-Rücktritt
Die Ankündigung ihres Vaters sei insofern eine Erleichterung, als der von allen Seiten aufgebaute Druck jetzt wegfalle: "Zuletzt ging es nur noch darum, ihn fertigzumachen. Das hat mir extrem wehgetan." Blatter-Andenmatten wünsche sich "mir für meinen Vater und für den Weltfußball, dass nun wieder Ruhe einkehrt. Vor allem aber wünsche ich mir, dass die Weltöffentlichkeit endlich anerkennt, was er in den letzten 40 Jahren Großartiges für den Fußball geleistet hat".
Blatter hatte am Dienstag seinen Rücktritt angekündigt. In der Folge wurde über weitere US-Ermittlungen spekulierten, die bereits zu den Festnahmen von sieben hochrangigen FIFA-Funktionären geführt hatten.
Zwanziger: "Riesenchance für den Weltfußball"
8.02 Uhr: Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger (69) hat die Rücktrittsankündigung von Fifa-Präsident Joseph S. Blatter (79) begrüßt. Blatters Schritt sei "eine Riesenchance für den Weltfußball", sagte Zwanziger im Gespräch mit hr-Info. Die Fifa brauche nun zunächst eine Veränderung des Systems und dann einen neuen Präsidenten.
Zwanziger, dessen Platz im Fifa-Exekutivkomitee am Freitag vom derzeitigen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach (64) eingenommen wurde, hält den jordanischen Prinzen Ali bin Al Hussein (39) für keinen geeigneten Nachfolger Blatters. "Das ist ein junger, relativ unerfahrener Mann, der in dem gleichen System, was vorher bestand, von den Konföderationen gesteuert worden wäre", sagte Zwanziger. Prinz Ali hatte die Wahl zum Fifa-Präsidenten am Freitag mit 73:133 Stimmen gegen Blatter verloren, steht nach dem Rücktritt des Schweizers aber für Neuwahlen bereit.
Eine Neuvergabe der umstrittenen WM-Endrunde 2022 in Katar hält Zwanziger nach Blatters Abgang für möglich. "Ich habe immer klar gesagt, dass Katar ein Krebsgeschwür des Weltfußballs ist. Kann man einem Land, das halb so groß ist wie Hessen, das weltgrößte Fußballereignis anvertrauen? Nein, ich glaube, das muss nochmal aufgearbeitet werden. Für Katar ist noch ausreichend Zeit", so Zwanziger. Mit der WM-Vergabe ins Emirat habe alles begonnen.
Blatter in Neuseeland Persona non grata
7.49 Uhr: Der neuseeländische Fußballverband NZF als Ausrichter der U20-WM hat Sepp Blatter zur Persona non grata erklärt. "Wenn er kommt, besteht die Gefahr, dass er zu einer Nebenattraktion wird und die Veranstaltung in den Schatten stellt", sagte NZF-Geschäftsführer Andy Martin bei RadioSport. Man habe noch keine Bestätigung, dass Blatter seinen für den 20. Juni geplanten Besuch absagt, allerdings "würde man sich das wünschen. Aber wer weiß", so Martin.
Den angekündigten Rücktritt des 79-jährigen Schweizers nahm Martin mit Wohlwollen auf: "Es hätte schon am Freitag geschehen sollen. Es ist ein großer Tag für den Fußball. Wir können nun alle zusammen damit beginnen, den ramponierten Ruf des Fußballs wieder aufzupolieren." Neuseeland hatte bei der Präsidentenwahl am vergangenen Freitag für Blatters Herausforderer Prinz Ali bin Al Hussein (Jordanien) gestimmt.
Auch der australische Verband FFA, der bei der umstrittenen Vergabe der WM-Endrunde 2022 an Katar gescheitert war, begrüßte Blatters Abgang. "Die Fifa braucht eine neue Führung, der Rücktritt des Präsidenten ist ein erster Schritt", hieß es in einer Mitteilung. Nun müssten auch die Strukturen auf allen Ebenen und die zugrunde liegende Kultur geändert werden. Australien werde eine aktive Rolle spielen.
Wette auf die Verhaftung Blatters
7.40 Uhr: Der erste Buchmacher hat bereits eine Wette auf die Verhaftung Blatters ins Programm genommen. Sollte der Fifa-Boss vor dem 1. Juli festgenommen werden, zahlt SuperLenny.com das 3.25-fache des Einsatzes zurück.
Favorit auf die Blatter-Nachfolge ist übrigens Uefa-Präsident Michel Platini (2.37), gefolgt von Ex-Herausforderer Prinz Ali aus Jordanien mit einer Quote von 2.50 sowie Luis Figo (7.00) und Michael van Praag (Quote 11.00).
Concacaf und AFC bekräftigen Reformwillen
7.07 Uhr: Der Fußball-Verband für Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik Concacaf und die asiatische Fußball-Konföderation AFC haben ihren Reformwillen bekräftigt. "Wir sind an einem wichtigen Punkt angelangt. Das ist eine Chance, die wir nicht vergeuden dürfen. Die Concacaf steht bereit, in dem Prozess der Erneuerung der Fifa mitzuwirken, um den Fußball für die kommenden Jahre zu stärken", wurde Concacaf -Präsident Alfredo Hawit in einer Mitteilung zitiert.
Die AFC teilte mit, die Situation genau zu beobachten: "Wir werden uns mit unseren Mitgliedsverbänden und Schwester-Konföderationen beraten, um der Fifa und dem Fußball den bestmöglichen Weg für die Zukunft zu bereiten."
Der asiatische Verband war einer der größten Unterstützer Blatters bei dessen Wiederwahl am vergangenen Freitag. Aus den Reihen der CONCACAF waren im Zuge des jüngsten Skandals die beiden Spitzenfunktionäre Jeffrey Webb (Kaimaninseln) und Eduardo Li (Costa Rica) festgenommen worden.
Pelé rudert zurück
6.50 Uhr: Brasiliens Legende Pelé hat nach Blatters Rücktritt zum Kampf gegen Korruption im Weltverband aufgerufen. Was die Fifa brauche, seien „ehrliche Menschen“, sagte Pelé der BBC am Dienstagabend (Ortszeit) in Havanna. Erst am Sonntag hatte der dreifache Weltmeister die Wiederwahl Blatters noch als „perfekt“ bezeichnet. An der Fifa-Spitze brauche es Menschen mit Erfahrung, hatte der 74-Jährige damals bei seiner Ankunft in der kubanischen Haupstadt gesagt.
Visa und Coca Cola fordern weitere Konsequenzen
6.33 Uhr: Die einflussreichen Fifa-Sponsoren und Geldgeber Coca-Cola und Visa fordern nach Blatters Rücktritt weitere Reaktionen. "Die Nachricht ist ein positiver Schritt für den Sport, Fußball und seine Fans", teilte der US-Getränkekonzern schriftlich mit: "Wir erwarten, dass die Fifa alles dafür tut, die Vorkommnisse aufzuklären und das Vertrauen der Leute zurückzugewinnen."
Mit jährlichen Zahlungen von etwa 30 Millionen Dollar (26,9 Millionen Euro) ist Coca-Cola ein wichtiger Geldgeber des Weltverbands. Das Kreditkarten-Unternehmen Visa ließ mitteilen, Blatters Rücktritt sei "der erste Schritt in die richtige Richtung. Aber es liegt noch viel Arbeit vor uns."
Visa hatte bereits vor Tagen angekündigt, "sein Engagement überdenken" zu wollen und gleichzeitig "tiefe Enttäuschung und große Sorge" ausgedrückt. Andere Großsponsoren haben sich zu den jüngsten Entwicklungen im Weltverband noch nicht geäußert.
Australien und Neuseeland für neue Ära
6.28 Uhr: Der Fußballverbände Australiens und Neuseelands begrüßen Blatters Rücktrittsankündigung. „Die Fifa braucht eine frische Führung, der Rücktritt des Präsidenten ist der erste Schritt“, teilt der australische Verband mit. Es reiche aber nicht, den Spitzenposten neu zu besetzen. Die Organisationsstruktur und die Kultur der Fifa müssten verändert werden. Australien setze sich für eine neue Ära der Transparenz ein.
Neuseeland hatte sich beim Kongress des Weltverbandes vergangene Woche für Blatters Gegenkandidaten ausgesprochen. „So glauben wir, dass dies die richtige Entscheidung ist, um den Ruf der Fifa wieder herzustellen“, sagte Verbandspräsident Andy Martin. Neuseeland stehe bereit, sich aktiv für die nötigen Veränderungen einzusetzen.
Zico möchte kandidieren
6.11 Uhr: Brasiliens Fußballgröße Zico hegt offenbar Ambitionen auf eine Kandidatur als Fifa-Präsident. Der 62-Jährige schrieb auf Facebook, sein Leben sei immer mit Fußball verbunden gewesen und er sehe keinen Grund, warum er nicht darüber nachdenken sollte, ein Kandidat zu werden. „Es ist noch eine Idee. Warum nicht?“, schrieb Zico.
Zico nahm in den 70er und 80er Jahren mit der brasilianischen Nationalmannschaft an insgesamt drei Weltmeisterschaften teil. Beidfüßig avancierte er zum Mittelfeldstar. Er gilt als der beste Spieler, den der populäre Club Flamengo Rio de Janeiro je hatte. Mittlerweile arbeitet er als Trainer. In dieser Funktion war er bislang unter anderem in Japan, der Türkei, Russland und in Griechenland aktiv.
Die Fifa-Präsidenten seit 1904
(HA/sid/dpa)