Der Aufstieg von Darmstadt 98 ist eine riesige Sensation. Und nichts sieht bei den Lilien nach Bundesliga aus.

Darmstadt. Dieser Witz geistert schon seit Wochen durch den deutschen Fußball: In der kommenden Saison müssen sich die Stars des FC Bayern in Darmstadt in einer heruntergekommenen Gästekabine unter bestenfalls lauwarme Duschen stellen. Seit Sonntagnachmittag ist allerdings klar: Dieses Szenario dürfte Wirklichkeit werden.

Denn mit dem SV Darmstadt 98 hat einer der größten Außenseiter der Bundesliga-Geschichte nach 33 Jahren die Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse geschafft. „Wenn der Pep (Guardiola) kommt, werden wir hier schon nochmal durchwischen“, sagte Präsident Rüdiger Fritsch nach dem entscheidenden 1:0-Sieg gegen den FC St. Pauli.

Der Hintergrund des ganzen Spotts ist: Das altehrwürdige Stadion am Böllenfalltor wurde schon 1921 erbaut. Komfort ist entsprechend wenig vorhanden, die „Bild am Sonntag“ schrieb mit etwas Augenzwinkern von einer „Bruchbude“, die an den Sportunterricht in der Schule erinnere.

“Robben spielt uns sieben Knoten in die Beine“

Auch sportlich hatten die Lilien schon in der 2. Bundesliga einen der geringsten Etats und eine der preisgünstigsten Mannschaften. Ihr Durchmarsch von der dritten in die erste Liga ist deshalb eine vielleicht noch größere Überraschung als die Aufstiege des SC Paderborn und der Braunschweiger Eintracht in den vergangenen Jahren.

„Wahrscheinlich werden wir erst merken, was passiert ist, wenn uns der Arjen Robben in der nächsten Saison sieben Knoten in die Beine gespielt hat“, sagte Mittelfeldspieler Florian Jungwirth.

Viele Darmstädter Spieler wie Marcel Heller, Dominik Stroh-Engel, Leon Balogun oder Fabian Holland kennen die Bundesliga bereits. Sie konnten sich dort bislang nur nie durchsetzen. „Das wird eine brutal schwere Saison nächstes Jahr. Aber wer von uns hätte gedacht, dass er jemals nochmal in der ersten Liga spielen wird?“, meinte der frühere Frankfurter, Duisburger und Aachener Heller. „Jeder Spieler wird an dieser Aufgabe wachsen. Wir haben jetzt zwei Aufstiege hintereinander geschafft, das können nicht viele Mannschaften von sich sagen.“

Trainer Dirk Schsuter ist der Vater des Erfolgs

Es ist das Erfolgsrezept von Trainer Dirk Schuster, aus lauter anderswo gescheiterten Profis eine verschworene Einheit geformt zu haben. „Mentalität schlägt Qualität“, ist sein Credo. Vom Teamgeist und von der Kampfkraft her sei sein Team bereits bundesliga-tauglich.

„Vom Spielerischen her definitiv nicht, infrastrukturell erst recht nicht“, sagte er dem „Kicker“. Mindestens 20 Millionen Euro allein an Fernsehgeldern werden die Darmstädter durch ihren Aufstieg nun einnehmen. Bei ihrem Durchmarsch vom Abgrund zur vierten bis ins Scheinwerferlicht der ersten Liga haben sie schon aus wesentlich weniger Geld sehr viel gemacht.

(dpa/HA)