Barcelona. Während die Fußball-Welt nach der Gala des „Flohs“ gegen den FC Bayern nach Superlativen suchte, warnte dieser vor einer „komplizierten“ Reise.
Das Camp Nou sang unaufhörlich seinen Namen, die Fans feierten Lionel Messi als Außerirdischen und Jesus in Fußballschuhen, doch der Held des Abends wollte nur ins Bett. „Jetzt fahre ich mit meiner Frau nach Hause zu unserem Sohn, der Kerl müsste längst schlafen...“, sagte „Papa“ Messi über den kleinen Thiago (2) - und entschwand grinsend in die Nacht von Barcelona.
Bevor der „Messias“ seinen Vaterpflichten nachkommen konnte, hatte der kleine, übergroße Argentinier den ruhmreichen FC Bayern verprügelt, als wäre der eine Schülermannschaft. 3:0 (0:0) bezwang der FC Barcelona, bezwang Messi die Münchner in diesem denkwürdigen Halbfinal-Hinspiel der Champions League. „Das ist ein sehr gutes Ergebnis fürs Rückspiel, genau das, was wir wollten“, sagte Messi, „aber es ist noch lange nicht vorbei! Deutschland ist ein äußerst komplizierter Ort.“
Kompliziert? Nicht für Messi. Nicht mehr. Am Mittwoch bezwang der 27-Jährige den unüberwindbar scheinenden Manuel Neuer im vierten Duell zum ersten Mal in seiner Karriere. Und das gleich zwei Mal (77., 80.). Mit jetzt 77 Treffern setzte er sich wieder vor Dauerrivale Cristiano Ronaldo (76) von Real Madrid an die Spitze der „ewigen“ Torschützenliste der Königsklasse.
Bei seinem zweiten Tor tanzte Messi Weltmeister Jerome Boateng derart schwindlig, dass dieser zu Boden ging wie ein halbstarker Preisboxer im Duell mit dem jungen Ali, und überlobbte Neuer. Ein Tor wie ein Gemälde von Picasso. „Das war absolute Weltklasse“, schwärmte sogar Bayern-Kapitän Philipp Lahm. Und Messi hatte dabei trotz irren Tempos sogar Zeit, nachzudenken. „Ich bin rechts vorbeigegangen, weil ich dachte, dass er denkt, dass ich links vorbeigehe“, sagte Messi. Unglaublich, der Typ.
Am Ende bereitete Messi auch noch das 3:0 von Neymar (90.+4) vor. Messi 3, FC Bayern 0. Die Fans kriegten sich gar nicht mehr ein. „Es ist immer wunderbar, wenn man so besungen wird“, sagte der Umschmeichelte. Bei Gesängen blieb es nicht. Kaum ein Beteiligter kam um ein überschwängliches Lob für Messi herum.
Pressestimmen zur Bayern-Pleite bei Barca
„Für uns ist er der Beste der Welt. Es ist toll, ihn im Team zu haben“, sagte Torhüter Marc-André ter Stegen, der neben Messi vom getwitterten Jubelbild aus der Kabine lächeln durfte. „Mit Messi fällt das Leben leichter“, sagte Barca-Coach Luis Enrique, „er überrascht uns jeden Tag aufs Neue. Es ist ein Vergnügen, ihm zuzusehen, er ist ein Spieler aus einer ganz anderen Dimension.“
Das wusste die Fußball-Welt schon vorher. Messi sei nicht zu stoppen, hatte Bayern-Trainer Pep Guardiola vor dem Wiedersehen mit seinem früheren Schüler gesagt - und sollte recht behalten. „Wenn du Messi nur einen Moment alleine lässt, kannst du sofort ein Tor fangen“, sagte er hinterher mit bitterer Miene.
Dabei sah es lange so schwer aus; auch für Messi. „Wir mussten für das erste Tor sehr hart arbeiten“, sagte der viermalige Weltfußballer. Entsprechend ausgelassen war sein Jubel über den Führungstreffer. Mit der WM 2014, bei der Messi im Finale mit Argentinien an den Deutschen und einem starken Neuer gescheitert war, habe das nichts zu tun gehabt, beteuerte er. „Das ist leider vorbei, wir können die Zeit nicht zurückdrehen.“ Aber Neuer, fügte er an, sei natürlich „ein großartiger Torhüter“.
Auch deshalb fährt der 111-Tore-Sturm um Messi mit großem Respekt zum Rückspiel. „Wir dürfen nicht selbstzufrieden sein“, sagte er. Teamkollege Javier Mascherano klang forscher: „Wir haben Messi - also sind wir im Vorteil.“