München/Mainz. Ein Fauxpas von Manuel Neuer brachte Gladbach in München auf die Siegerstraße. In Mainz rettete Luiz Gustavo Wolfsburg immerhin einen Punkt.
Ein Fauxpas von Manuel Neuer und ein Doppelpack von Raffael haben die erste Heim-Niederlage des FC Bayern in der Bundesliga seit fast einem Jahr besiegelt. Beim 0:2 (0:1) gegen Borussia Mönchengladbach brachte der Weltmeister-Torhüter am Sonntag die Münchner mit einem groben Patzer auf die Verlierstraße, als er einen harmlosen Schuss von Raffael (30.) durch die Hände rutschen ließ. Der Brasilianer sorgte auch für die Entscheidung, als er Neuer in der zweiten Halbzeit ein zweites Mal überwand (77.) und der Fohlen-Elf einen wichtigen Sieg im Kampf um einen Champions-League-Platz bescherte. Die Gladbacher bleiben vor Westrivale Bayer Leverkusen Dritter.
Dagegen gehen die Münchner mit einem lange nicht mehr erlebten Gefühl in die Länderspielpause. Zuletzt verloren sie am 12. April 2014 beim 0:3 gegen Borussia Dortmund eine Liga-Partie vor heimischer Kulisse. Gegen taktisch blendend eingestellte Gladbacher fanden die dominanten Bayern einfach kein Konzept. Mit einem dicken Polster von immer noch zehn Punkten Vorsprung auf den VfL Wolfsburg führt die Elf von Trainer Pep Guardiola die Liga aber weiter souverän an, wenngleich die Serie von zuletzt sechs Siegen und 27:2 Toren zu Ende ging.
Vor 75.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena überzeugte die Borussia mit einer taktisch geschickten Vorstellung. Zwar hatten die Münchner erwartungsgemäß wieder einen hohen Ballbesitz-Anteil, allerdings ließen die Gladbacher im Strafraum nicht viele Bayern-Aktionen zu. Die Münchner rannten unentwegt an, kamen aber kaum zum Abschluss. Einzig Robert Lewandowski (3.) und ein Schuss von David Alaba ans Außennetz (45.) sorgten in der ersten Halbzeit ein wenig für Gefahr.
Erschwerend kam für die Guardiola-Elf hinzu, dass Starstürmer Arjen Robben bereits in der 24. Minute nach einem Foul von Tony Jantschke ausgewechselt werden musste. Der Torjäger fasste sich an die rechte Seite, was auch Bondscoach Guus Hiddink vor den Länderspielen gegen Spanien und die Türkei beunruhigen dürfte. Damit fehlte den Münchnern die Flügelzange komplett, denn auch Franck Ribéry (Sprunggelenk) fehlte erneut.
Gladbach mit wenigen Kontern, Neuer mit Fauxpas
In der Vorwärtsbewegung beschränkte sich Gladbach auf ganz wenige Konter und durfte sich dabei über gütige Mithilfe von Neuer bedanken. Nach einem Vorstoß über rechts setzte Patrick Herrmann den Brasilianer Raffael perfekt in Szene. Seinen schwachen Schuss ließ der Weltmeister aber durchrutschen. Es war nicht das erste Missgeschick Neuers gegen die Borussia. Schon in der Saison 2011/12 hatte er die beiden Niederlagen gegen Gladbach (0:1, 1:3) mit Patzern gegen Igor de Camargo und Marco Reus mitverschuldet.
Im zweiten Durchgang sahen die Zuschauer zunächst ein unverändertes Bild. Die Bayern ließen in vielen Stafetten den Ball um den 16-Meter-Raum der Borussia kreisen, nur die zündenden Ideen fehlten. Auch Xabi Alonso, der nach einer Gelbsperre zurückkehrte, wurde von den Gladbachern mit ihrer klugen Verteidigung neutralisiert und konnte kaum Akzente setzen. In der 61. Minute wurde der Spanier ausgewechselt.
Und es kam noch schlimmer: Bereits in der 70. Minute hätte André Hahn mit einem Pfostenkracher für die Vorentscheidung sorgen können. Sieben Minuten später war es dann doch soweit. Nach einer feinen Kombination über Herrmann und Christoph Kramer kam Raffael zu seinem zweiten Treffer. Neuer verhinderte kurz darauf noch den dritten Gladbacher Treffer, als er gegen Kruse zur Stelle war.
Wolfsburgs B-Elf holt noch einen Punkt gegen starke Mainzer
Die Zockerei ging fast schief, der Schmerz hielt sich aber in Grenzen: Der VfL Wolfsburg hat seine Sechs-Mann-Rotation drei Tage nach dem Viertelfinal-Einzug in der Europa League mit einem schwachen Auftritt in der Fußball-Bundesliga bezahlt. Die Niedersachsen kamen am 26. Spieltag nicht über ein 1:1 (0:1) beim FSV Mainz 05 hinaus. Das Unentschieden tut dem VfL allerdings kaum weh, da der zweite Platz hinter Bayern München ohnehin kaum gefährdet ist - und um mehr geht es für Wolfsburg in der Liga nicht mehr.
Der brasilianische WM-Teilnehmer Luiz Gustavo (61.) traf für den VfL, der in dieser Saison noch nie nach einem Europapokal-Spiel verloren hat. Kapitän Niko Bungert (7.) war für die Mainzer erfolgreich. Der FSV (30 Punkte) ist als Tabellenelfter noch nicht aller Abstiegssorgen ledig. „Vor dem Spiel hätte ich gesagt: Mit einem Unentschieden bin ich zufrieden. Nach dem Spielverlauf, nachdem wir so überlegen waren, bin ich aber unzufrieden“, sagte der Mainzer Manager Christian Heidel bei Sky.
Die 32.236 Zuschauer in der Mainzer Arena sahen im Vergleich zum 2:1-Sieg bei Inter Mailand eine fast vollkommen veränderte Gäste-Mannschaft. Unter anderem saßen Torjäger Bas Dost, Ricardo Rodriguez, Vieirinha und Daniel Caligiuri auf der Ersatzbank der Wolfsburger, die im Europacup-Viertelfinale auf den SSC Neapel treffen.
Bei der von Trainer Dieter Hecking zusammengewürfelten Mannschaft lief in der Anfangsphase nichts zusammen, die Wolfsburger agierten verschlafen und unkonzentriert. Das beste Beispiel dafür war Torwart Diego Benaglio, der einen Rückpass aufnahm. Den fälligen Freistoß von Johannes Geis klärte Timm Klose noch kurz vor der Torlinie (7.), nach dem anschließenden Eckball lag der Ball nach einem Bungert-Kopfball dann aber doch im VfL-Netz.
Die Mainzer, bei denen Jonas Hofmann, Christoph Moritz und Todor Nedelev fehlten, profitierten auch anschließend von der Wolfsburger Schwäche. Die Rheinhessen gerieten nicht unter Druck, Kevin de Bruyne und Co. produzierten einen Fehler nach dem anderen. Auch der Weltmeister und Ex-Mainzer André Schürrle setzte keine Akzente.
Ganz anders sah es auf der Gegenseite aus: Freistoß-Spezialist Geis traf in der 29. Minute die Latte. Der zweite Treffer der Mainzer lag in dieser Phase in der Luft, mit dem knappen Rückstand zur Pause waren die Gäste gut bedient.
Zu Beginn der zweiten Hälfte brachte Hecking frische Kräfte: Auch Vieirinha und Ivan Perisic brachten aber zunächst nicht den gewünschten Erfolg. Der VfL erarbeitete sich zwar mehr Ballbesitz als im ersten Durchgang, richtig torgefährlich wurden die Gäste aber nicht.
Das änderte sich erst nach einer Stunde. Zunächst traf Gustavo den Pfosten (60.), dann erzielte er aus kurzer Distanz sein erstes Saisontor. Danach entwickelte sich eine hart umkämpfte und teilweise hitzige Partie.
Beste Spieler aufseiten der Mainzer waren Geis und Joo-Ho Park. Bei Wolfsburg überzeugten Naldo und Gustavo.
(sid/dpa)