Hamburgs Konkurrent für die deutsche Bewerbung um die Sommerspiele 2024 wollte des Volkes Stimmung abklopfen. Lautstarke Rufe bei einer Rede von Neu-Bürgermeister Müller gaben eine deutliche Antwort.
Berlin. Ob das Hamburg in die Karten spielt? Lautstarke Proteste haben am Donnerstagabend das erste Bürgerforum zur Olympia-Bewerbung Berlins bestimmt. Bürgermeister Michael Müller (SPD) wurde bei seiner Eröffnungsrede immer wieder durch Zwischenrufe gestört, obwohl eine Umfrage unter den mehr als 300 anwesenden Bürgern im E-Werk in Mitte ein ausgewogenes Stimmungsbild ergeben hatte. 32,4 Prozent hatten sich dabei als „Befürworter“ der Bewerbung bezeichnet, 17,6 als „Ablehner“ und 16,9 als „Skeptiker“.
Müller warb trotz der Störer unbeirrt für eine Bewerbung der Hauptstadt um die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 oder auch 2028. „Wir glauben, dass es richtig und wichtig ist, dem IOC bei seiner Neuausrichtung und dem Wunsch, die Spiele nicht teurer werden zu lassen, nachzukommen“, sagte Müller. Bis 2024 müsse angesichts der steigenden Bevölkerungszahl in Berlin ohnehin „in die Infrastruktur investiert“ werden.
Dabei habe die Hauptstadt den Vorteil, vorhandene Infrastruktur für die Spiele nutzen zu können und „nicht erst neue Stadtteile“ für die Sportler konzipieren zu müssen. Sportstätten könnten danach etwa von Schulen genutzt werden.
Müller wurde in seiner Rede mehrfach unterbrochen. Kritiker warfen ihm vor, das Forum sei eine Werbeveranstaltung. Vor dem Gebäude versammelten sich rund 20 Olympia-Gegner. Berlin setze mit seiner Bewerbung die falschen Prioritäten, sagte eine Sprecherin des Bündnisses „Nolympia“. Das Geld sollte stattdessen in die Infrastruktur und Schulen gesteckt werden.
Kritik an „Millionengrab“
Im E-Werk kritisierten die Olympiagegner vor allem den finanziellen Aufwand. „Wir brauchen Wohnungen“, rief ein Mann, auf einem Plakat stand „Olympia heißt Profit machen“, ein weiterer Bürger sprach von einem „Millionengrab“ für Berlin.
Der sportpolitische Sprecher der Grünen, Özcan Mutlu, warb indes um einen sachlichen Austausch der Argumente. „Olympische Spiele in Deutschland finden wir generell nicht schlecht. Aber sie müssen nachhaltig sein und die Bürger einbeziehen. Denn die Spiele sind danach wieder weg, wir sind aber noch da“, sagte Mutlu.
Am 21. März entscheidet in Frankfurt eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) über den deutschen Bewerber. Fünf Tage zuvor schlägt das Präsidium des DOSB entweder Berlin oder Hamburg vor.
Im September sollen dann die Einwohner Berlins oder Hamburgs darüber abstimmen, ob sich ihre Stadt als Olympia-Ausrichter bewerben soll. Bis zum 15. September müssen die Bewerber beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) benannt werden.