Beim WM-Sieg der deutschen Handballer gegen Argentinien überragte Torwart Carsten Lichtlein
Doha. Carsten Lichtlein war mal wieder der Letzte. Die Mitspieler standen längst unter der Dusche, da turnte „Lütti“ noch durch die Katakomben der Lusail-Arena und stimmte spontan ein beschwingtes „Oh, wie ist das schön“ an. Zuvor war der ewige Schattenmann des deutschen Tores im vierten WM-Gruppenspiel in Katar gegen Argentinien (28:23) zum Matchwinner avanciert und hatte Stammkeeper Silvio Heinevetter die Schau gestohlen.
„Ich bin überglücklich, aber das Team hat gewonnen. Ich habe meinen Teil dazu beigetragen“, sagte der Gummersbacher, der gegen die Südamerikaner mit etlichen Paraden (40 Prozent gehaltene Bälle) entscheidenden Anteil am vorzeitigen Achtelfinaleinzug des DHB-Teams hatte. Bundestrainer Dagur Sigurdsson sagte: „Ich habe immer gesagt, dass wir beide Torhüter brauchen werden.“ Manch ein Spieler hätte nach einer ähnlichen Glanzvorstellung einen Stammplatz gefordert – Lichtlein nicht. „Wenn Heine gut hält, freue ich mich genauso“, sagte der 34 Jahre alte Oldie des Teams vor dem abschließenden Gruppenspiel am Sonnabend (17 Uhr/Sky) gegen Tabellenschlusslicht Saudi-Arabien, in dem sich Deutschland den Gruppensieg sichern will.
Heinevetter bezeichnete das ungleiche Torhütergespann als „kleine Mannschaft in der Mannschaft“. Die Chemie stimmt im deutschen Tor. Anstatt beleidigt auf der Bank zu schmollen, suchte Heinevetter immer wieder den Kontakt zu Lichtlein und reichte ihm in den Spielpausen das Handtuch. „Wir sind zwei grundverschiedene Typen, aber wir ergänzen und verstehen uns sehr gut“, sagte Lichtlein.
So besonnen und bescheiden der Familienvater außerhalb des Feldes daherkommt, so impulsiv und aufgedreht wirkt er während der 60 Minuten. Lichtlein gehört mit seinen 191 Länderspielen inzwischen zum Inventar des Nationalteams, spielt seit seinem Debüt vor 13 Jahren aber beständig die Nebenrolle. „Deswegen freut es mich für ihn ganz besonders“, sagte Teammanager Oliver Roggisch.