In der neuen Wilhelmsburger Inselparkhalle könnte Ende August der Basketball-Supercup gespielt werden. Der letzte Auftritt des deutschen Nationalteams in Hamburg liegt mehr als sechs Jahre zurück.
Hamburg. Es könnte das sportliche Highlight dieses Sommers werden: Hamburg ist einer der Kandidaten des Deutschen Basketball Bundes (DBB) für die Austragung des Supercups. Der Termin steht fest, 21. bis 23. August, der Ausrichter noch nicht. Bisher sind nirgendwo Verträge unterschrieben. Sollte in Hamburg gespielt werden, bevorzugt der DBB die neue Wilhelmsburger Inselparkhalle. Weil das traditionelle Viernationenturnier der letzte große Test vor der Europameisterschaft (5. bis 20. September) ist, darf Bundestrainer Chris Fleming, 44, schon beim Supercup auf die Teilnahme der drei deutschen NBA-Stars hoffen, auf Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks), 36, Chris Kaman (Portland Trail Blazers), 32, und Dennis Schröder (Atlanta Hawks), 21.
Ende des Monats wird Fleming die drei in den USA besuchen und ihnen sein Konzept vorstellen. Nowitzki, Kaman und Schröder hatten zuletzt ihre grundsätzliche Bereitschaft betont, sollten sie gesund bleiben und fit sein, bei der EM 2015 für Deutschland spielen zu wollen. Ihre Clubbesitzer haben inzwischen ihr Einverständnis signalisiert, falls die entsprechenden Versicherungen für den Fall von Verletzungen abgeschlossen werden. Allein die Police für Nowitzki kostet erfahrungsgemäß mehr als 200.000 Euro.
Die EM-Vorrunde trägt die Nationalmannschaft in der Berliner O2 World aus, Gegner sind Spanien, Serbien, Italien, Island und die Türkei. Die Endrunde findet in Frankreich statt. Die Europameisterschaft wird erstmals in fünf Städten in vier Ländern gespielt, in Frankreich, Deutschland, Kroatien und Lettland. Ursprünglich sollte sie in der Ukraine ausgetragen werden. Wegen der instabilen politischen Lage zog der dortige Verband seine Zusage zurück.
Tiefe Verbeugung des Basketballbundes
Nowitzki in Wilhelmsburg – das wäre eine tiefe Verbeugung des Basketballbundes vor dem ambitionierten Projekt auf der Elbinsel. Die neue Halle, die Begeisterung für das Zweitligateam der Towers, die hier seit Jahren geleistete Jugend- und Sozialarbeit, die finanzielle und politische Unterstützung des Basketballs durch die Stadt – das alles hat in der DBB-Zentrale in Hagen einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Generalsekretär Wolfgang Brenscheidt war in den vergangenen Monaten mehrmals vor Ort und ist von dem Standort überzeugt. Selbst dass nur 3500 Zuschauer in die Arena passen, schreckt den DBB offenbar nicht.
„Unter finanziellen Aspekten müssten wir eine andere Entscheidung treffen“, sagt Brenscheidt, „falls wir aber nach Hamburg gingen, würden wir gern ein Zeichen der Anerkennung setzen für das, was die Stadt in Wilhelmsburg für den Basketball leistet. Dieses Modell, die Verbindung von Leistungs-, Breiten- und Schulsport, hat Vorbildcharakter.“ Die O2 World im Volkspark mit ihren 13.000 Plätzen steht nicht zur Debatte, obwohl der Basketballbund hier deutlich höhere Einnahmen erwirtschaften könnte. Auch Mitbewerber Bamberg, dort wurde das Turnier in den vergangenen Jahren gespielt, bietet mit 6800 Zuschauern eine fast doppelt so große Halle wie die in Wilhelmsburg.
Der letzte Auftritt des deutschen Nationalteams in Hamburg liegt mehr als sechs Jahre zurück. Zwischen 2005 und 2008 trat das Team mit Nowitzki viermal zu Freundschaftsspielen in der damaligen Color-Line-Arena an. Das 74:63 gegen Bosnien-Herzegowina (2005) sahen 10.344 Besucher, die 68:73-Niederlage gegen Kanada (2006) sogar 10.925, den 88:55-Sieg gegen China (2007) noch 10.433. Als aber gegen erneut Kanada (86:91) ein Jahr später am 10. Juli nur noch 6744 Zuschauer die Halle halb füllten, nahm Veranstalter Karsten Jahnke erst einmal Abstand von den Basketballern, auch weil Nowitzki nach den Olympischen Spielen 2008 in Peking eine Auszeit von der Nationalmannschaft nahm.
Wilhelmsburg für Nowitzki kein unbekanntes Terrain
Nowitzki ist bis heute der alles überragende Spieler geblieben, der dem deutschen Basketball große Popularität verleiht, mit Spielmacher Dennis Schröder scheint jedoch ein neuer Superstar heranzuwachsen. Für die Atlanta Hawks erzielte der gebürtige Braunschweiger in der nordamerikanischen Profiliga NBA bereits mehr als 500 Punkte. Und mit Center Tibor Pleiss (25; FC Barcelona) und Power Forward Maximilian Kleber (22; Obradoiro) haben zuletzt zwei weitere Begegnungen in der starken spanischen Liga internationale Aufmerksamkeit erregt. Sie wären ebenfalls in Wilhelmsburg zu sehen.
Wilhelmsburg ist für Nowitzki kein unbekanntes Terrain. Seine Würzburger Stiftung unterstützt die Integrationsarbeit („Learn4Life“) seines Freundes Marvin Willoughby, 36, im Verein Sport ohne Grenzen und dessen Konzept der InselAkademie seit Jahren. Der gebürtige Wilhelmsburger Willoughby ist zudem Mitglied der hochrangig besetzten Jury der Dirk-Nowitzki-Stiftung, die regelmäßig Projekte der Sozial- und Jugendarbeit auszeichnet.
Beide lernten sich 1998 in Würzburg kennen und schätzen. Bei der Nationalmannschaft teilten sie später ein Zimmer. Willoughby bestritt 35 Länderspiele, bevor er 2005 seine Karriere wegen einer schweren Knöchelverletzung beenden musste. „Wenn das wirklich klappen sollte und die Nationalhymnen in unserer Inselparkhalle erklängen, wäre das ein Traum, eine großartige Unterstützung für die Hamburg Towers und alle, die sich hier seit langer Zeit engagieren“, sagt Willoughby. Ende Januar will der Deutsche Basketball Bund sich auf den Ausrichter des diesjährigen Supercups festlegen.