Paul Biedermann verzichtet auf die WM. Grund ist nicht seine erste nationale Kurzbahn-Niederlage über die 400 Meter Freistil seit zehn Jahren, sondern Trainingsrückstand. Der Hamburger Markus Deibler glänzt mit deutschem Lagen-Rekord. Etwa zwei Dutzend Schwimmer fahren nach Doha.
Wuppertal. Markus Deibler schwimmt deutschen Lagen-Rekord, Paul Biedermann kassiert seine erste nationale Niederlage seit zehn Jahren und verzichtet auf die Kurzbahn-WM. Kurz nachdem Biedermann als knapp Geschlagener über 400 Meter Freistil nicht unerwartet seine Teilnahme an der WM in Katar vom 3. bis 7. Dezember absagte, setzte Deibler das Glanzlicht bei deutschen Kurzbahn-Meisterschaften. Der Hamburger schwamm am Sonnabend in Wuppertal die 200 Meter Lagen in 1:52,38 Minuten 0,86 Sekunden schneller als seine bisher bestehende Bestmarke aus dem Vorjahr.
„Ich wusste, dass ich gut drauf bin. Ich habe mir gesagt, der Rekord ist jetzt fällig“, sagte Deibler, der tags zuvor seinen deutschen Rekord über die halbe Distanz noch knapp verpasst hatte. Weltweit waren in diesem Jahr nur zwei Schwimmer schneller. Sein Bruder Steffen Deibler war mit vier Einzeltiteln erfolgreichster Schwimmer dieser DM. Der WM-Vierte von Barcelona gewann auch die 100 Meter Schmetterling (50,67 Sekunden) und die 50 Meter Freistil (21,74). Über diese Strecke ist er seit 2005 national ungeschlagen und lag diesmal eine Hundertstelsekunde vor dem Berliner Maximilian Oswald.
Noch-Weltmeister Biedermann war in 3:39,60 Minuten eine Zehntelsekunde langsamer als der Sieger Clemens Rapp. „Es war sehr schwer und sehr unsauber geschwommen, ich werde nicht bei der WM starten“, sagte Biedermann kurz nach der Gratulation an den Sieger. Der 28-Jährige sieht sich nach einer erneuten Zwangspause wegen Krankheiten trotz erfüllter Normen nicht konkurrenzfähig: „Ich merke gerade, es reicht einfach nicht, ich muss trainieren.“ Bis zur Schlussbahn lag Biedermann gut im Rennen, musste dann aber Rapp passieren lassen. Im Dezember will Biedermann nun mit dem verstärkten Training für die Langbahn-WM Anfang August 2015 in Kasan beginnen.
Christian Diener lag über 100 Meter Rücken lange auf Rekordkurs. „Auf der letzten Bahn habe ich mich nur noch verschluckt“, sagte der 21-Jährige aus Potsdam über seine 50,38 Sekunden. Weitere WM-Normen schafften Sarah Köhler (Frankfurt/Main) in 8:17,89 und Leonie Antonia Beck (Würzburg/8:25,14) über 800 Meter Freistil, Philip Heintz (Heidelberg/1:54,82) und Theresa Michalak (Wuppertal/59,26) über 100 Meter Lagen und Dorothea Brandt (Essen). Sie war mit ihren 24,06 Sekunden über 50 Meter Freistil nicht zufrieden und fühlte sich kränklich. „Ich habe irgendetwas, weiß aber nicht was, ich bin kein Mediziner“, sagte die Athletensprecherin.
Eine der größten WM-Medaillenhoffnungen quält sich mit den Nachwirkungen seines ersten Höhentrainingslagers: Langbahn-Europameister Marco Koch konnte sich aber im Endlauf auf 2:04,70 Minuten über 200 Meter Brust steigern. „Ich bin jetzt einfach nur froh, dass es vorbei ist“, sagte er.
Auch ohne konkretes Medaillenziel reisen die deutschen Schwimmer optimistisch zur Kurzbahn-WM. „Insgesamt sieht es sehr gut aus“, sagte Chefbundestrainer Henning Lambertz und rechnet weiter mit gut zwei Dutzend deutschen WM-Startern. Der Deutsche Schwimm-Verband hat in Doha nur „abgeschwächte Medaillenwünsche“, erklärte DSV-Sportdirektor Lutz Buschkow. „Unser Fokus liegt ganz klar auf der Langbahn-WM 2015 in Kasan und Olympia 2016.“ Trotz Normerfüllung definitiv nicht dabei sein werden Lagen-Meisterin Theresa Michalak und Freistilsprinter Björn Hornikel, die in den USA Studienprüfungen ablegen müssen und Robin Backhaus, der einen Bundeswehr-Lehrgang hat.