Bei der Verleihung des Silbernen Lorbeerblatts, der höchsten staatlichen Auszeichnung für Sportler, lobte der Bundespräsident die Nationalmannschaft im Schloss Bellevue für das gestiftete „Wir-Gefühl“, die gelebte Integration und die Rolle als sympathische Botschafter.
Berlin. Ein ganzes Land ist Weltmeister: Bundespräsident Joachim Gauck hat die deutschen Fußball-Weltmeister am Tag nach dem 25. Jahrestag des Mauerfalls für ihr völker- und nationverbindendes Auftreten gewürdigt. Bei der Verleihung des Silbernen Lorbeerblatts, der höchsten staatlichen Auszeichnung für Sportler, lobte der Bundespräsident die Nationalmannschaft im Schloss Bellevue für das gestiftete „Wir-Gefühl“, die gelebte Integration und die Rolle als sympathische Botschafter.
Deshalb leuchte „dieser vierte Stern besonders“, er sei „ein bleibendes Geschenk für das ganze Land“. Selbst Gauck war in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel von diesem Gemeinschaftsgefühl des ersten Weltmeistertitel des wiedervereinigten Deutschlands angesteckt. Er freute sich, „dass ich persönlich dabei sein durfte damals in Rio de Janeiro und die unvergesslichen Augenblicke so hautnah miterleben konnte. Es war und ist schon etwas ganz Besonderes, als Bundespräsident Weltmeister zu werden“.
„Wir alle in Deutschland haben uns gefühlt, als wären wir Weltmeister geworden“, erklärte Gauck: „Tatsache ist, dass der Fußball in Deutschland es vermag, ein starkes Wir-Gefühl zu erzeugen.“ Die vier WM-Titel Deutschlands 1954, 1974, 1990 und nun 2014 markierten „wichtige Etappen auf dem Weg unseres Landes nach dem Krieg“.
So hätten sich schon 1954 – Gauck war damals 14 – „viele im Osten genau so als Weltmeister gefühlt wie die Westdeutschen. Man durfte es im Osten nur nicht so furchtbar laut sagen“. Und auch 20 Jahre später waren „wir im Osten wie selbstverständlich mit Weltmeister geworden“, denn es habe „immer so etwas wie 'Fußballdeutschland', ein Zusammengehörigkeitsgefühl über die Grenze hinweg“, gegeben.
Der gebürtige Rostocker verwies darauf, dass selbst in Tagen, in denen „vorsichtig von der 'Nation'“ geredet wurde, „ganz selbstverständlich von 'Nationalmannschaft' die Rede war: Im Fußball war die Erinnerung daran, eine Nation zu sein, noch wach geblieben.“
Die „großartige Botschaft“ dieser Mannschaft sei zudem das interne Zusammengehörigkeitsgefühl, „die ganz selbstverständliche Spiegelung der Einwanderungsgesellschaft“. Und so schwärmte der 74-Jährige: „Was für eine starke und sympathische, sportlich und menschlich rundum begeisternde Mannschaft.“ Und zwar mit „Fußball, der oft, meistens begeisternd war, der Freude und Spaß ausgelöst hat und der meilenweit entfernt war von einer verbissenen Erfolg-um-jeden-Preis-Mentalität“.
In Deutschland sei „ein Land Weltmeister geworden, das schon seit einiger Zeit zu einem entspannten, aufgeklärten Patriotismus gefunden hat, sichtbar spätestens seit dem Sommermärchen von 2006. Deswegen dürfen wir uns darüber freuen, dass uns niemand den Titel neidet, und die Welt konnte sich ehrlich mit uns freuen. Das ist vielleicht die schönste Erfahrung mit diesem vierten Weltmeistertitel“.
Die 21 anwesenden Spieler – André Schürrle und Julian Draxler fehlten wegen Reha-Maßnahmen – hätten „dem großen Buch des Fußballs mit seinen legendären Helden und Mannschaften ein besonders schönes schwarz-rot-goldenes Schmuckblatt hinzugefügt“, lobte der Bundespräsident.
Insgesamt waren am Montag 130 Gäste im Schloss Bellevue anwesend. Neben Merkel, Innenminister Thomas de Maizière, FIFA-Boss Joseph S. Blatter und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, gehörten auch die brasilianische Botschafterin, Mitglieder des Sportausschusses und die sportliche Leitung sowie der Betreuerstab der Nationalelf dazu. Am Abend stand im Berliner Sony-Center die Weltpremiere des WM-Films „Die Mannschaft“ auf dem Programm.
Die Spieler, die nach den Weltmeisterschaften 2002, 2006 oder 2010 bereits das Silberne Lorbeerblatt erhalten haben, bekamen dieses Mal eine Ehrennadel.