Bremen will als erstes Bundesland die Deutsche Fußball-Liga an den Kosten für Polizeieinsätze bei Risikospielen beteiligen. Eine Zahlungsaufforderung würde die DFL direkt an Werder weitergeleiten.
Bremen. Verhärtete Fronten, Kopfschütteln und markige Worte auf beiden Seiten: Der Streit ums Geld zwischen Bremen und der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist voll entbrannt und wird wohl erst vor Gericht entschieden. „Es wird durch alle Instanzen gehen, das kann drei bis vier Jahre dauern“, sagte Klaus Filbry, Vorsitzender der Werder-Geschäftsführung, über das anstehende juristische Hickhack um den Bremer Vorstoß, ab sofort die DFL für entstehende Mehrkosten bei Polizeieinsätzen während Risikospielen an der Weser zur Kasse zu bitten.
Der Alleingang der Bremer Bürgerschaft hat für viel Wirbel gesorgt. DFL-Präsident Reinhard Rauball kündigte schon einmal an, notfalls bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen zu wollen, sollte dem Liga-Verband eine Rechnung aus Bremen zugestellt werden. „Wir bleiben dabei, dass es mit unserem Rechtsverständnis grundsätzlich nicht vereinbar ist. Sollte der Ligaverband einen Kostenbescheid aus Bremen erhalten, werden wir in jedem Fall juristische Schritte dagegen einleiten“, sagte der Jurist und stellte klar, dass eine etwaige Zahlungsaufforderung direkt an Werder weitergeleitet würde. Der Klub rechnet mit drei bis vier Millionen Euro fehlenden Einnahmen.
Doch dass sich die Bremer Landesregierung vom verbalen Säbelrasseln aus dem Fußball noch einmal beeindrucken lässt, ist nahezu ausgeschlossen. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) blickt dem Gang vor die Gerichte gelassen entgegen. „Wenn man sich seitens der DFL die erste Niederlage eingehandelt hat, wird man vielleicht zur Vernunft kommen und darüber nachdenken, ob man nicht einen anderen Weg gehen kann“, sagte Mäurer.
250.000 Euro zusätzlich pro Einsatz
Mäurer will die zusätzlichen Kosten für die Polizei bei sogenannten Hochsicherheitsspielen von der DFL zurückhaben. Schätzungen zufolge kostet die Überwachung solcher Begegnungen rund 250.000 Euro zusätzlich pro Einsatz. „Diese Kosten sollen nicht der Allgemeinheit in Rechnung gestellt werden, sondern der DFL“, sagte Mäurer. Der Verband sei ein milliardenschwerer Unterhaltungskonzern und als Veranstalter der Liga der richtige Adressat – und nicht Werder. Erstmals soll das neue Gesetz bei der Partie Werder Bremen gegen Hannover 96 am 13. Dezember greifen. Als Risikopartien gelten zudem die Gastspiele des Hamburger SV Mitte April 2015 sowie von Eintracht Frankfurt am ersten Maiwochenende 2015.
Noch kämpft das kleine Bremen allein gegen den großen 'König Fußball'. Doch Mäurer gefällt sich in der Rolle des Vorreiters und rechnet damit, dass sich andere Bundesländer dem Bremer Weg bald anschließen werden: „Warum soll man sich aus der Deckung begeben, wenn man andere hat, die erst einmal versuchen, diese Auseinandersetzung zu führen?“
Bislang wurden sämtliche Kosten für die Sicherheit außerhalb der Stadien aus öffentlichen Mitteln getragen. DFL und Werder reagieren deshalb pikiert, dass sie nun stärker in die Verantwortung gezogen werden sollen. „Das Bremer Gesetz löst nicht die Probleme, sondern soll nur die Haushaltslöcher stopfen“, sagte Rauball. Und Filbry denkt laut darüber nach, dass Werder sein soziales Engagement zurückfahren könnte. „Wir leisten in der Stadt viele Dinge auf freiwilliger Basis“, sagte er: „Das müssen wir jetzt alles intern neu bewerten.“ Der Kampf ums Geld ist voll entbrannt.