Dank einer Defensivtaktik feiert Schalkes neuer Trainer Di Matteo ein erfolgreiches Bundesliga-Debüt. Die Knappen überzeugten in „alter“ Stevens-Manier durch gute Organisation und Offensiv-Effizienz.

Gelsenkirchen. Fußball-Festtage sehen anders aus, aber beim FC Schalke 04 steht in alter Huub-Stevens-Tradition die Null wieder. Der neue Trainer Roberto Di Matteo durfte sich nach seinem gelungenen Bundesliga-Debüt nicht nur über die Umarmung und Gratulation von Clubchef Clemens Tönnies freuen, sondern vor allem über die perfekte Umsetzung seiner taktischen Vorgaben. „Es war sicher kein super spektakuläres Spiel“, räumte der Italiener nach dem soliden und ungefährdeten 2:0 (1:0) gegen Lieblingsgegner Hertha BSC am Sonnabendabend ein. „Aber für uns war es in erster Linie wichtig, die drei Punkte zu holen. Die Organisation, die Einstellung, das Zweikampfverhalten haben mir gefallen. Die Spielweise kann man sicher noch verbessern“, lautete das Fazit des 44-Jährigen.

Unaufgeregt, sachlich und akribisch hatte der Nachfolger von Jens Keller in den ersten zehn Trainingstagen die Defizite der Revierelf analysiert und aufgearbeitet, die taktische Marschroute entsprechend der prekären Lage ausgerichtet.

„Die Spieler sind zufrieden, weil sie zu Null gespielt haben. Das ist ja in dieser Saison nicht so oft passiert“, erklärte Di Matteo, der bei der Neuausrichtung des Teams weiter „Schritt für Schritt“ vorgehen will. „Die Mannschaft hat in der Offensive großes Potenzial. Aber man hat auch gemerkt, dass sie ein wenig wackelig und verunsichert war. Das wird mit jedem Sieg besser“, versprach Di Matteo, demnächst auch an der Qualität im Spiel nach vorn zu arbeiten.

Wie der FC Chelsea, den der Italo-Schweizer 2012 zum Champions-League-Triumph über den FC Bayern mit einer gnadenlosen Defensiv-Strategie geführt hatte, bestach „Schalke Reloaded“ gegen Berlin vor allem durch eine kompakte Defensive um den zurückgekehrten Kapitän Benedikt Höwedes und Effektivität im Spiel nach vorn. Klaas-Jan Huntelaar (19.) und Weltmeister Julian Draxler (65.) erzielten die Tore in einer Partie, in der Berlin mehr Ballbesitz (55:45 Prozent), mehr Torschüsse (15:7), mehr Flanken (29:3) und mehr Ecken (5:0) hatte. Aber eben wie in den sieben Spielen zuvor am Ende auf Schalke nichts Zählbares mitnahm.

„Der Unterschied war Schalkes Effizienz“


„Wir hatten genauso viele Torchancen. Der Unterschied war: Schalke hat zwei Tore gemacht und eine hohe Effizienz gezeigt“, erläuterte Hertha-Coach Jos Luhukay, dessen Team neben Hannover mit nur einem Zähler das auswärtsschwächste der Liga darstellt. Seit Februar wartet der Hauptstadt-Club auf einen Dreier auf fremdem Platz. „Ich kann meiner Mannschaft keinen großen Vorwurf machen. Das Engagement hat gestimmt, nur die Durchschlagskraft hat gefehlt.“

Drei Tage vor dem Champions-League-Heimspiel gegen Sporting Lissabon vertraute di Matteo zunächst den erfahrenen Kräften. Das sei auch der Grund gewesen, Kevin-Prince Boateng anstelle von Max Meyer in die kreativen Schaltzentrale zu beordern. „Er hat mir gut gefallen“, lobte Manager Horst Heldt den Ghanaer, der sich wie Draxler und andere zuletzt formschwache Schalke-Profis besonders reinhängte, um sich dem neuen Chef zu empfehlen. „Wir haben im Training verschiedene Varianten auf der Zehn ausprobiert. Max war mit der U 21 unterwegs. Das heißt nicht, dass Boateng jetzt immer dort spielt“, so di Matteo.

Auch der nach vier Wochen Verletzungspause zurückgekehrte Weltmeister Höwedes erwies sich im Abwehrzentrum als wichtiger Stabilisator. „Er ist ein Leader, sowohl auf dem Platz als auch daneben“, lobte di Matteo den Kapitän. Höwedes gab die Komplimente prompt zurück. „Ich habe hier ja schon ein paar Trainer erlebt“, sagte Höwedes. „Jeder hat eine andere Philosophie. Bislang macht er einen guten Eindruck. Er strahlt unheimlich viel aus, lehrt viel Taktik, macht viele Analysen und führt viele Gespräche mit den Spielern. Wir haben uns bemüht, seine Vorgaben umzusetzen. Es war noch kein riesengroßer, aber ein guter und wichtiger Schritt nach vorn.“