Deutschland verliert 0:2 gegen Polen. Manuel Neuer bricht eine alte Fußballregel und leitet dadurch das 0:1 ein. Debütant Bellarabi war bester deutscher Spieler. Die Einzelkritik der DFB-Elf.

Bei allem Frust über die erste Niederlage in einem Pflichtspiel seit mehr als zwei Jahren und die erste Pleite gegen Polen überhaupt wollte Joachim Löw die Lage der Fußball-Weltmeister nicht dramatisieren. „Jetzt haben wir nach 33 Spielen mal wieder ein Qualifikationsspiel verloren. Das gibt es jetzt halt mal. Das muss man jetzt mal akzeptieren und so hinnehmen und die Lehren daraus ziehen“, beschrieb der Bundestrainer das 0:2 (0:0) am Sonnabendabend in Polen als unnötigen, aber verzeihbaren Ausrutscher.

Viel Zeit bleibt der deutschen Nationalmannschaft aber nicht. Schon am Dienstag (20.45 Uhr/RTL und im Liveticker bei abendblatt.de) wartet Irland als nächster Gegner – und wird mit einer ähnlichen Taktik die Weltmeister ärgern wollen. „Irland kennen wir aus den vergangenen Jahren. Sie werden vorwiegend defensiv spielen“, sagte Löw. In der Kürze der Zeit will er Mario Götze, Thomas Müller und Co. einen Crashkurs in Chancenverwertung verordnen.

„Wir müssen darüber sprechen, wie unser Torabschluss sein muss, wie wir solche Chancen verwerten“, sagte Löw. Allein der vom Bundestrainer mit Lob bedachte Neuling Karim Bellarabi hatte mehr Tor-Versuche als das gesamte polnische Team zusammen. Doch nach den Treffern von Arkadiusz Milik (51. Minute) und Sebastian Mila (88.) jubelten die Gastgeber unterstützt von fast 57.000 frenetischen Fans im Warschauer Nationalstadion.

Die DFB-Stars standen nach der ersten Auswärtsniederlage in einem Qualifikationsspiel seit 16 Jahren wie schon nach dem 1:2 an gleicher Stelle im EM-Halbfinale 2012 gegen Italien reichlich bedröppelt auf dem Rasen.

Zu allem Überfluss patzte nun auch noch der sonst so sichere Welttorhüter Manuel Neuer beim ersten Gegentor. Die Einzelkritik der DFB-Elf.

Neuer: Eine alte Torwartregel besagt, dass man den Ball haben muss, wenn man rauskommt. Nimmt man diese Regel zum Maßstab, dann war das sicherlich eines von Neuers schwächsten Länderspielen. Note: 5.

Rüdiger (bis 83.): Solide. Eine Dauerlösung als Rechtsverteidiger ist der Stuttgarter Innenverteidiger allerdings nicht. Note: 4.

Kruse (ab 83.): Auch der Gladbacher konnte Deutschlands erste Pflichtspielniederlage seit dem 28. Juni 2012 nicht verhindern.

Hummels: Anders als vor zwei Jahren, als der Dortmunder die Italien-Pleite mit einem verlorenen Zweikampf an der Eckfahne einleitete, waren seine wenigen Fehler diesmal nicht spielentscheidend. Note: 4.

Boateng: Hätte sich nicht nur einige wilde Pässe ins Nirwana sparen können. Durfte sich auch die Schuld am ersten Gegentor mit Neuer teilen. Note: 5.

Durm: Bis zum 0:1 unauffällig. Hatte dann das Pech, dass seine verunglückte Kopfballabwehr über zwei Ecken zum Gegentor führte. Beim zweiten Gegentor so zweikampfstark wie ein E-Jugendlicher beim Herrenspiel. Note: 5.

Kramer (bis 71.): Teilweise so orientierungslos wie beim WM-Finale, als er nach einem Zusammenstoß zwischenzeitlich in eine Spalte des Raum-Zeit-Kontinuums gefallen war. Note 4.

Draxler (ab 71.): Viele hatten den Schalker sogar von Anfang an erwartet. Brauchte dann nicht mal eine Minute, um sofort für neuen Schwung zu sorgen.

Kroos: Ohne Schweinsteiger und Khedira ist er der Boss in Deutschlands Schaltzentrale. Der Madrilene leistete sich nahezu keine Fehler, konnte allerdings kaum überraschen. Note: 4.

Bellarabi: Löws 73. Debütant lag nach 80 Sekunden das erste Mal auf dem Boden, rappelte sich auf, gewann fünf defensive Zweikämpfe in Folge und wurde in Halbzeit eins von Minute zu Minute besser, um in Halbzeit zwei von Minute zu Minute immer schwächer zu werden. Und trotzdem: Über weite Strecken Deutschlands Bester. Note: 3.

Götze: Gute Ansätze konnte man immer nur dann bestaunen, wenn sich der Münchner ins Mittelfeld fallen ließ. In der Spitze wirkungslos. Note: 4.

Schürrle (bis 77.): Mit ganz viel Luft nach oben. Note: 4.

Podolski (ab 77.): In einem Hollywood-Film wäre der Volleyschuss des gebürtigen Polens nicht an die Latte sondern ins Tor gegangenen.

Müller: Gewöhnungsbedürftig waren nicht nur seine lila Schühchen. Derartige Auftritte ist man von dem Münchner gar nicht mehr gewohnt. Note: 5.