Müller sichert dem FC Bayern München den Jubiläumserfolg bei einer „seltsamen“ Premiere in Moskau. Verantwortliche und Spieler kritisieren die Entscheidung der Uefa, ein Geisterspiel zu veranlassen.
Moskau. Als das skurrile „Geisterspiel“ endlich zu Ende war, drehte sich Philipp Lahm auf dem Weg in die Katakomben der leeren Chimki-Arena noch einmal um, grinste schelmisch und winkte in die dunkle Moskauer Nacht. In einem Hochhaus neben dem Stadion hatten sich ausgesperrte Münchner Fans einquartiert und den 1:0 (1:0)-Sieg des FC Bayern in der Champions League gegen ZSKA Moskau bejubelt. „Überragend“, fand das Kapitän Lahm, der damit dem Dienstagabend neben den wichtigen drei Punkten im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale noch einen weiteren erfreulichen Aspekt abgewann.
Ansonsten waren er und auch Matchwinner Thomas Müller froh, dass die lästige Auswärtsaufgabe erfolgreich bewältigt und vorbei war. „Wir fahren hochzufrieden nach Hause. Wir haben die drei Punkte geholt, etwas anderes war hier nicht zu gewinnen“, kommentierte Müller. Der FC Bayern hatte sich nicht erschrecken lassen von den ungewohnten Rahmenbedingungen im Zuschauer-freien Chimki-Stadion und hielt mit dem 100. Sieg in der Königsklasse Kurs Richtung K.o.-Runde.
Weltmeister Müller sorgte mit seinem Elfmetertor in der 22. Minute für den Erfolg über ZSKA. „Es war ein komisches Spiel, ohne Atmosphäre, ohne Emotionen. Ich möchte das nie wieder erleben“, urteilte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge beim TV-Sender Sky: „Wenn ich aus meinem Büro bei unserem Training zuschaue, ist das sympathischer, als das, was ich heute Abend hier erlebt habe“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Rekordmeisters.
„So macht Fußball keinen Spaß“, unterstrich Abwehrspieler Lahm. „Der Fußball ist für die Leute, nicht für uns. Ich hoffe, dass so etwas nicht wieder geschieht“, appellierte Bayern-Trainer Pep Guardiola.
Müller hätte sich mehr Unterstützung von deutschen Journalisten erhofft
Mit zwei 1:0-Siegen hielten sich die Tor-Minimalisten von Guardiola in der Vorrundengruppe E bislang schadlos. Der deutsche Rekordmeister könnte im nächsten Match beim AS Rom am 21. Oktober womöglich schon für eine kleine Vorentscheidung im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale sorgen. Die Römer kamen bei Manchester City zu einem 1:1 (1:1) und weisen nun vier Punkte auf.
Keine Fans, keine Stimmung – aber auch keine böse Überraschung für den FC Bayern: Das Münchner Star-Ensemble spulte die Partie vor etwa 400 Journalisten, Vereinsoffiziellen, Sponsorengästen und Ordnern seriös ab, auch wenn die Chancenverwertung mies war und die Abwehr bei einigen Moskauern Kontern wackelte. „Wir haben das Spiel kontrolliert. Zwei Siege sind ein gutes Ergebnis“, bilanzierte Guardiola vor dem nächtlichen Heimflug aus der russischen Hauptstadt nach München.
Merkwürdig war aber vor allem die Atmosphäre im 18.000 Zuschauer fassenden Chimki-Stadion: Die Rufe der Spieler hallten durch die Arena, von außerhalb waren die Schlachtrufe der ausgesperrten ZSKA-Fans zu hören. Die VIPs drinnen stimmten bisweilen ein. „Fußball ist normal ein Spiel, das für die Fans und Zuschauer gespielt wird. Wir sind ja in der Unterhaltungsbranche tätig. Es war seltsam“, kritisierte Müller und stichelte scherzhaft in der Interviewzone: „Ein bisschen Unterstützung hätte ich mir von den deutschen Journalisten schon erwünscht.“