Hinter den Kulissen arbeitet der DFB an einem Deal, um die deutschen Chancen auf die Ausrichtung der EM 2024 zu erhöhen. Deutschland würde zugunsten Londons auf die Bewerbung für 2020 verzichten.
Hamburg. Die deutsche Euro-Gastgeberrolle 2024 rückt immer näher. „Unter dem Strich glaube ich, dass wir sehr, sehr gute Chancen auf die Ausrichtung der EM 2024 haben“, sagte DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock der „Sport Bild“ und plauderte den möglichen Deal mit dem Mitbewerber England aus: „Wir haben mit ihnen darüber gesprochen, dass sie auf die EM 2024 verzichten könnten und unsere Bewerbung unterstützen. Wir würden dafür auf die Finalspiele der EM 2020 verzichten und England bei einer Bewerbung um die EM 2028 unterstützen.“ Die Entscheidung über die EM-Endrunde in acht Jahren soll 2017 fallen.
Vieles deutet also darauf hin, dass hinter den Kulissen an einem solchen Modell gearbeitet wurde, um die deutschen Chancen bezüglich der EM-Endrunde 2024 zu erhöhen. Deutschland würde seinerseits zugunsten Londons auf die Bewerbung für die in München geplanten drei Finalspiele der Euro 2020 verzichten.
Entschieden wird durch das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (Uefa) am 19. September 2014 in Genf. Deutschland war bislang nur 1988 EM-Gastgeber, hinzu kamen die Ausrichterrollen bei den WM-Endrunden 1974 und 2006. 2020 wird die Euro als paneuropäisches Turnier ausgetragen.
Sandrock stellte zum möglichen Deal mit England aber klar: „Ein Rückzug unserer Bewerbung für die drei Finalspiele der EM 2020 käme für uns nur dann infrage, wenn wir sicher sein können, die EM 2024 zu bekommen.“ Er und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach „haben in den vergangenen Wochen und Monaten viele Gespräche mit der Uefa und anderen Nationalverbänden geführt, um auszuloten, inwieweit unsere Bewerbung für 2024 unterstützt wird. Wichtig ist dabei die Linie der Engländer, die zuletzt 1996 EM-Gastgeber waren“, sagte Sandrock.
Zurückhaltender als sein „General“ Sandrock hatte sich erst am Dienstag der DFB-Chef geäußert. „Ich kann nur bestätigen, dass es unser großes Ziel ist, die gesamte Euro 2024 in Deutschland auszutragen“, hatte Wolfgang Niersbach beim „Camp Beckenbauer“ in Kitzbühel gesagt. Einen möglichen Interessenkonflikt aufgrund einer deutschen Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele im gleichen Jahr schloss er aus. „Diese Bewerbung (des Deutschen Olympischen Sportbundes, d. Red.) hat unsere große Sympathie“, sagte Niersbach: „Es gibt keinen Wettbewerb und keine Konkurrenten.“
Die Euro 2020 wird in 13 europäischen Städten ausgetragen, um den 60. Geburtstag der EM-Turniere zu feiern. „Eine Ausnahme“, betonte Niersbach, selbst Mitglied im Exekutivkomitee des Kontinentalverbandes, und machte Werbung für ein Turnier in Deutschland vier Jahre später: „Wir brauchen für 2024 keine neuen Stadien, wir haben sie bereits. Entscheidend ist, dass das Investment von vor der WM 2006 nicht nötig sein wird.“
Der DFB hatte sich mit der Allianz Arena von Rekordmeister Bayern München für das Finalpaket 2020 mit beiden Halbfinals und dem Endspiel sowie für ein Standardpaket mit drei Gruppenspielen und einem K.o.-Spiel beworben. Einziger Gegner im Rennen um das Endspiel ist England mit dem Londoner Wembley-Stadion.