Das Düsseldorfer Stadion wird rappelvoll sein, wenn die deutschen Weltmeister ihr erstes Training absolvieren. Joachim Löw holen beim WM-Abschluss gleich wieder die Alltagssorgen eines Bundestrainers ein.
Düsseldorf. Die Weltmeister dürfen sich noch mal richtig abfeiern lassen. Exakt 50 Tage nach dem Triumph von Rio schart Joachim Löw seine Helden von Brasilien wieder um sich – und die gemeinsamen Stunden in Düsseldorf mit der Neuauflage des Endspiels gegen Argentinien und Lionel Messi am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) sollen zu einer finalen Titel-Party werden. „Diese Tage bilden für uns den endgültigen Abschluss der WM“, verkündete der Bundestrainer und ergänzte: „Wir haben uns neue Ziele gesteckt.“
Bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich will Löw „angreifen und um den Titel mitspielen“. Weil das Brasilien-Erlebnis so schön war und neue Träume verwirklicht werden sollen. Zunächst einmal wollen aber 45 000 Fans WM-Finaltorschütze Mario Götze und den anderen Champions vom 13. Juli 2014 am Montagnachmittag (17 Uhr) beim öffentlichen Training in der voll besetzten Esprit-Arena feiern und den Fußball-Rausch des Sommers noch einmal aufleben lassen.
„Es war den Spielern und uns allen ein großes Anliegen, dass wir uns den Fans noch einmal gesondert präsentieren“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff. 18 der 23 WM-Champions hat Löw in seinen ersten Kader als Weltmeister-Coach berufen. Für den Bundestrainer wird die erste Woche mit dem Nationalteam nach dem Titelgewinn in Südamerika zu einem Übergang von der strahlenden jüngeren Vergangenheit in eine verheißungsvolle Zukunft. Das Motto lautet: Zwischen WM-Abschluss und EM-Neustart. Gegen Schottland geht's schon am kommenden Sonntag wieder um Punkte. „Dafür ist ein guter Start wichtig“, betonte Löw.
Löw gibt am Dienstag Kapitän bekannt
Eine erste wichtige Personalentscheidung will der 54-Jährige schon am Dienstag verkünden, wenn er öffentlich den neuen Kapitän benennen wird. Steigt Bastian Schweinsteiger vom Vize zum Lahm-Nachfolger auf? Oder Torwart Manuel Neuer? Auch Sami Khedira oder Mats Hummels werden als Kandidaten gehandelt. Zudem braucht Löw nach dem Wechsel von Hansi Flick ins Amt des DFB-Sportdirektor seinen neuen Co-Trainer.
Bevor die EM-Qualifikation mit der Partie in Dortmund gegen Schottland in den Fokus rückt, werden Emotionen und Nostalgie die Zeit im Teamquartier bestimmen. Der gesamte WM-Tross aus Spielern, Trainern, Betreuern und Delegation kommt am Rhein zusammen. Selbst der noch verletzte Schweinsteiger und der beim FC Valencia gerade erst ins Training eingestiegene Abwehrspieler Shkodran Mustafi reisen nach Düsseldorf an.
Vor dem Anpfiff gegen Argentinien wird der DFB die Weltmeister Philipp Lahm, Miroslav Klose, Per Mertesacker und Löws langjährigen Assistenten Flick in der Düsseldorfer Arena ehren und aus der Nationalmannschaft verabschieden. Feuchte Augen scheinen programmiert. „Ein bisschen mulmig ist mir schon“, bekannte der 36 Jahre Klose vor seinem Ausstand nach 13 Jahren im Nationaltrikot: „Das Loslassen fällt mir nicht leicht“, sagte der Rekordschütze.
Die Weltmeister, die weitermachen und das nächste Turnier 2016 in Frankreich anstreben, können die Tage unbeschwerter genießen. Ein wenig Wehmut könnte bei den Rückkehrern Marco Reus und Mario Gomez aufkommen, die den Brasilien-Triumph verpassten und den Blick um so entschlossener nach vorne richten. „Ich freue mich auf die Woche mit der Nationalmannschaft“, sagte Reus, der nach seiner Fußverletzung am Freitagabend beim Dortmunder 3:2-Sieg in Augsburg schon wieder in Länderspielform auftrumpfte. „Es ist ein richtig gutes Gefühl, wieder dabei zu sein“, meinte auch Gomez vor seinem 60. Länderspiel.
Löw werden rund um die weltmeisterlichen Feierlichkeiten auch die Alltagssorgen eines Bundestrainers schnell wieder beschäftigen. Ohne Bundesliga-Einsatz, aber dafür mit einem großen Fitness-Fragezeichen reist der Dortmunder Mats Hummels an. Am Samstagabend musste auch Jérome Boateng im Bundesligaspiel des FC Bayern auf Schalke nach einer Stunde mit muskulären Problemen ausgewechselt werden. Zum Neustart droht beim Weltmeister ein Innenverteidiger-Engpass.