Hamburg. Der langjährige Daviscup-Teamchef Patrik Kühnen, 48, analysiert für das Abendblatt die drei Halbfinalteilnehmer, die Shootingstar Alexander Zverev den Turniersieg am Rothenbaum streitig machen wollen.

David Ferrer (Spanien/32 Jahre alt/Nummer sieben der Weltrangliste): Dass die Nummer eins der Setzliste Favorit auf den Turniersieg ist und natürlich in einem Halbfinale gegen einen 17 Jahre alten Weltranglisten-285. gewinnen muss, das sind zwei Binsenweisheiten. Ferrer ist unglaublich erfahren, er ist seit Oktober 2010 ununterbrochen unter den besten zehn der Welt, war vor einem Jahr sogar Nummer drei und hat sich von einem Sandplatzspezialisten zu einem Allrounder entwickelt. 21 Turniersiege auf allen Belägen sprechen für sich. Er hat keine Schwächen, spielt Vorhand und Rückhand gleichermaßen weltklasse. Er ist einer der fünf fittesten Spieler auf der Tour, bewegt sich perfekt und ist ein starker Konterspieler, der jede Chance nutzt, die Ballwechsel zu dominieren. Ich sehe für Zverev nur eine Chance, wenn er es schafft, seinen ersten Aufschlag zur Geltung zu bringen. Wenn er zu oft den zweiten spielen muss, wird Ferrer ihn attackieren. Zverevs Plus ist, dass er nichts zu verlieren hat. Je länger er die Partie ausgeglichen gestalten kann, desto mehr wird das Publikum ihn tragen. Und dann ist vielleicht sogar in seinem ersten Duell mit einem Top-10-Spieler etwas möglich.

Leonardo Mayer (Argentinien/27/Nr. 46): Der Sandplatzspezialist spielt eine starke Saison. Er hat noch kein ATP-Turnier gewonnen, stand aber zu Jahresbeginn in Vina del Mar (Chile) im Endspiel. Wenn er Zeit zum Ausholen hat, dann hat er einen enormen Zug im Schlag. Er schwingt die Vor- und die Rückhand gut aus und hat deshalb sehr gute Härte. Außerdem ist er ein starker Aufschläger. Wenn man ihm in den Körper serviert und mit viel Spin spielt, um ihm wenig Zeit zum Ausholen zu geben, kann man ihn zu Fehlern zwingen.

Philipp Kohlschreiber (Augsburg/30/Nr. 26): Kohli, der in Hamburg erstmals im Halbfinale steht, ist ein kompletter Spieler, der vier seiner fünf Turniersiege in Deutschland schaffte. Wenn für ihn alles passt und er die Unterstützung des Publikums spürt, könnte er der erste deutsche Sieger am Rothenbaum seit Michael Stich 1993 werden.