Philipp Lahm muss sich bei der WM in Brasilien ungewohnte Kritik gefallen lassen. Doch das Trainerteam rüttelt nicht an seinem Kapitän: „Wir haben einen klaren Plan. Wir sehen Philipp im Mittelfeld.“
Santo André. Zweifel an Philipp Lahm? An jenem Profi, den alle Trainer gerne „klonen“ möchten, den viele für den weltbesten Defensivspieler halten? Eigentlich unvorstellbar! Doch ausgerechnet bei der WM in Brasilien muss sich der 30-Jährige erste leise Kritik gefallen lassen, nachdem die bisherigen Vorstellungen des Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft im Mittelfeld alles andere als weltmeisterlich waren.
Die Fragen nach Lahms Position kamen prompt. Ist der Star von Bayern München nicht als Rechtsverteidiger wertvoller für das DFB-Team? Bundestrainer Joachim Löw und sein Assistent Hansi Flick denken aber nicht einmal ansatzweise daran, an ihrer Entscheidung zu rütteln. Sie hatten sich schon vor der WM dafür entschieden, Lahm vor der Abwehr einzusetzen - und dabei bleibt es. Basta!
Ein Wechsel von Lahm nach hinten sei überhaupt „keine Option. Wir haben einen klaren Plan. Wir sehen Philipp im Mittelfeld“, stellte Flick klar. Er wollte zwar nicht verhehlen, „dass Philipp in der ein oder anderen Situation einen Fehlpass gespielt hat. Aber er gibt uns eine gute Ordnung und ein gutes Gleichgewicht“. Man sei zufrieden, „unser Spiel im Mittelfeld greift so langsam“.
Dies ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn gerade gegen Ghana taten sich im Mittelfeld oft Lücken auf. Von der gewünschten Ordnung war vor allem in der Schlussphase nicht viel zu sehen. Auch Lahm konnte daran nichts ändern.
Im Gegenteil. Lahm, normalerweise die Zuverlässigkeit in Person und auch beim FC Bayern unter Pep Guardiola unantastbar, zeigte wie schon beim 4:0 gegen Portugal auch gegen Ghana ungewohnte Schwächen und präsentierte sich fahrig. Dass er mit einem leichtfertigen Querpass das zwischenzeitliche 1:2 gegen Ghana verschuldet hatte, passte ins Bild.
Dennoch gab es keine Schuldzuweisungen. „Philipp ist in der Verteidigung und auch im Mittelfeld ein herausragender Spieler“, lobte Mats Hummels seinen Kollegen. Dass angeblich innerhalb der Mannschaft über die Position des Kapitäns diskutiert werde, sei angeblich nur eine Erfindung der Medien - wie am Dienstag auch Thomas Müller klarstellte. Es werde allenfalls „diskutiert, warum darüber überhaupt diskutiert wird. Die Trainer haben sich doch klar artikuliert“.
Mourinho: „Ich liebe Philipp Lahm - als Außenverteidiger“
Es gibt aber durchaus Experten, die Lahm lieber hinten sehen würden. Sogar José Mourinho. „Ich liebe Philipp Lahm - als Außenverteidiger“, sagte „The Special One“. Aber es sei nun mal Löws Entscheidung gewesen, „ihn im Mittelfeld einzusetzen“, fügte Mourinho an.
Dabei bleibt es auch. Zumal der Bundestrainer für die ungewohnten Unzulänglichkeiten seines Kapitäns sogar abstruse Ausreden anführt: „Der Boden war unglaublich hart und stumpf. Da unterlaufen Spielern mit einer engen Ballführung schon mal Fehler.“