„Es ist eines der schönsten Gefühle, ein Turnier zu gewinnen“, sagte Philipp Kohlschreiber nach seinem Triumph in Düsseldorf. Nun geht es mit viel Selbstvertrauen zu den French Open nach Paris.
Düsseldorf. Philipp Kohlschreiber hat beim Tennis-Turnier in Düsseldorf triumphiert und fährt mit Selbstvertrauen zu den French Open nach Paris. Im Rochusclub stutzte der 30 Jahre alte Augsburger den Aufschlagriesen Ivo Karlovic auf Normalmaß zurecht. Mit 6:2, 7:6 (7:4) bezwang Kohlschreiber den 2,11-m-Mann aus Kroatien und feierte bereits seinen vierten Sieg in Deutschland.
„Es ist eines der schönsten Gefühle, ein Turnier zu gewinnen. Man hat selten die Gelegenheit dazu“, sagte Kohlschreiber: „Ich habe schon diesen Anspruch an mich selbst gehabt, und es lief so viel gut in dieser Woche.“ Nach dem Erfolg gönnte er sich „ein paar Minuten für mich allein in der Kabine“, dann ging es mit dem Auto Richtung Roland Garros: „Ich nehme Punkte, Selbstvertrauen und Spaß mit nach Paris. Es ist einfach geil.“
Die Olympia-Absage 2012, die ewigen Querelen um den Davis Cup und der Rauswurf aus der Nationalmannschaft haben eine Tatsache überlagert: Spielt Kohlschreiber in oder für Deutschland, wächst der Allrounder oft über sich hinaus. Zweimal gewann er auf Sand in München (2007 und 2012), einmal beim Rasenturnier in Halle/Westfalen (2011). Nun der Triumph bei den Düsseldorf Open, für den er 77.315 Euro kassierte.
Kohlschreiber war als Topgesetzter in das Sandplatzturnier am Rolander Weg gestartet und wurde seiner Favoritenrolle gerecht; im Finale sogar problemloser, als es viele Zuschauer erwartet hatten. Karlovic verbreitete mit seinem Aufschlag deutlich weniger Schrecken als in den vorangegangen Matches, zudem wirkte der 35-Jährige noch hüftsteifer als ohnehin. „Zu Beginn hatte ich Probleme mit dem Rücken, deshalb konnte ich nicht so hart aufschlagen wie sonst“, sagte Karlovic.
Vier Meter hinter der Grundlinie wartete Kohlschreiber auf die Aufschläge des längsten Spielers im Profizirkus. Nur vier Asse ließ der Weltranglisten-29. zu und beraubte Karlovic damit seiner größten Stärke. Einzig im zweiten Durchgang erlaubte sich Kohlschreiber einen unkonzentrierten Moment, als er beim Stand von 4:3 erstmals seinen eigenen Aufschlag abgab.
Dennoch: Nach 72 Minuten verwandelte Kohlschreiber seinen dritten Matchball zum hochverdienten Sieg. Bereits beim Masters in Rom in der vergangenen Woche hatte er aufsteigende Tendenz bewiesen und dem Weltranglistenzweiten Novak Djokovic (Serbien) einen Satz abgenommen. Die Form stimmt - rechtzeitig zum Höhepunkt der Sandplatzsaison.
In Paris trifft Kohlschreiber zum Auftakt am Montag oder Dienstag auf den Spanier Pere Riba. In Runde zwei könnte erneut der Usbeke Denis Istomin warten, gegen den Kohlschreiber im Halbfinale von Düsseldorf erstmals gewann. Laut Setzliste kreuzt dann Wimbledonsieger Andy Murray (Großbritannien) seinen Weg, der ihn erneut in die zweite Woche führen soll. Dort stand er auch im vergangenen Jahr, ehe er Djokovic in vier Sätzen unterlag.
Ob Kohlschreiber seinen Titel 2015 in Düsseldorf verteidigen kann, ist ungewiss. Ohne Titelsponsor werde es schwierig, die Veranstaltung im kommenden Jahr erneut durchzuführen, betonte Turnierdirektor Dietloff von Arnim. „Wir wollen und müssen einen Titelsponsor finden“, sagte von Arnim und kündigte an: „Wir kämpfen um 2015.“ Gespräche mit zwei Interessenten wurden in der Woche geführt.