Der Haspa-Marathon Hamburg muss ohne seinen Topstar auskommen: Äthiopiens Laufidol Haile Gebrselassie sagte seine Teilnahme wegen einer Pollenallergie ab. Ein Landsmann soll in die Bresche springen.
Hamburg. Am 4. Februar war die Vorfreude bei Haile Gebrselassie noch herauszulesen. Er sei glücklich darüber, dass er drei Monate später erstmals beim Haspa-Marathon in Hamburg starten werde, ließ er seine Anhänger über den Kurznachrichtendienst Twitter wissen: „Ich freue mich darauf, nach Deutschland zurückzukehren, das für mich immer ein besonderes Land gewesen ist.“ Hier wird der äthiopische Wunderläufer verehrt wie in kaum einem anderen Land, und das nicht erst, seit er in Berlin zweimal den Marathon-Weltrekord verbesserte (2007 und 2008).
Doch zu einem Wiedersehen mit dem Superstar der Szene wird es vorerst nicht kommen. Am Freitag, sieben Tage nach seinem 41. Geburtstag und neun Tage vor dem Marathon, sagte Gebrselassie seine Teilnahme ab. Grund ist eine Pollenallergie. Aufgrund akuter Atemwegsprobleme konnte der zweimalige Olympiasieger zuletzt nicht trainieren. „Wir und sicher auch unsere 23.000 Teilnehmer hätten uns natürlich gewünscht, dass Haile an der Startlinie steht, aber so hat es keinen Sinn“, sagt Marathon-Veranstalter Frank Thaleiser.
Er hatte schon zuvor zwei Ausfälle verbuchen müssen: Der an Position eins gesetzte Martin Lel aus Kenia, 2005 Sieger des London-Marathons, und Deutschlands derzeit stärkster Läufer Sören Kah von der LG Lahn Aar Esterau sagten ihre Teilnahme am größten deutschen Frühjahrsmarathon aufgrund von Verletzungen ab.
Gebrselassie hatte für Hamburg einen weiteren Weltrekord angepeilt: den für die Altersklasse 40. Er steht bei 2:08:46 Stunden, aufgestellt 2003 vom Mexikaner Andrés Espinosa. „Nicht nur dieses Ziel wäre damit in weite Ferne gerückt, sondern ein Start an sich auch völlig sinnlos“, sagte der sportliche Leiter des Haspa-Marathons, Jos Hermens. Am London-Marathon vor zwei Wochen nahm Gebrselassie als Tempomacher engagiert, stieg jedoch bereits nach 17 Kilometern aus, 13 Kilometer früher als geplant. Möglicherweise litt er da bereits unter den Folgen seiner Allergie.
Regassas Pech ist Hamburgs Glück
Thaleiser und Hermens setzen ihre Hoffnungen für die 29. Auflage des Traditionslaufs nun vor allem in Gebrselassies Landsmann Tilahun Regassa, der kurzfristig als Ersatz verpflichtet wurde. Der 24-Jährige gewann im Vorjahr den international renommierten Rotterdam-Marathon in starken 2:05:38 Stunden und blieb dabei nur elf Sekunden über seiner Bestzeit, die er ein Jahr zuvor bei seinem dritten Platz in Chicago aufgestellt hatte und mit der er zum drittschnellsten Marathon-Debütanten überhaupt aufgestiegen war. Am Ostermontag startete Regassa in Boston, kam jedoch an der Wasserstelle bei Kilometer 15 zu Fall und schlug sich das Knie auf, sodass er das Rennen nicht fortsetzen konnte. Sein Pech könnte nun ein Glücksfall für Hamburg werden.
Nicht auszuschließen ist, dass das Teilnehmerfeld kurzfristig noch um weitere Spitzenläufer aufgestockt wird, zumal durch die Absagen der Topf für Startgelder wieder gut gefüllt ist. „Wir werden uns jetzt kurzfristig um Athleten bemühen, die in London oder Boston nicht starten konnten, aber in einer guten Form sind und unser ohnehin sehr starkes Läuferfeld noch ergänzen und eventuell auch den Streckenrekord von Eliud Kipchoge von 2:05:30 Stunden aus dem vergangenen Jahr angreifen können“, sagte Thaleiser.