Mit dem historischen Einzug ins Finale des Federation Cups sorgen Andrea Petkovic, Angelique Kerber & Co nicht nur bei Steffi Graf für Begeisterung. Auf dem Rückflug aus Australien mischte das Team die Business-Class auf.
Brisbane/Frankfurt. Mit Wodka-Lemon und einer Pyjama-Party an der Flugzeug-Bar haben die deutschen Fed-Cup-Heldinnen ihren ersten Finaleinzug nach 22 Jahren standesgemäß in 10.000 Meter Höhe gefeiert. Die Freude über den Halbfinal-Coup in Australien (3:1) war Angelique Kerber, Andrea Petkovic und Co. auch nach der knapp 24-stündigen Rückreise am Montagmittag in Frankfurt deutlich anzumerken.
„Wir haben an Bord gefeiert und hatten uns an der Bar auf Wodka-Lemon geeinigt. Dann hat uns die Müdigkeit eingeholt. Aber wir sind trotz der Strapazen sehr glücklich“, sagte Teamchefin Barbara Rittner am Gepäckband 55. Im Besucherbereich warteten rund 20 Fans und drei Kamerateams auf die Finalistinnen, die bei der Ankunft die Schlafanzüge gegen ein straßentaugliches Outfit eingetauscht hatten.
Die erste Strecke von Brisbane nach Dubai hatten die Spielerinnen und ihr Käpt'n in den bequemen Textilien absolviert, die ihnen von den Australierinnen geschenkt worden waren. Bei der Pyjama-Party im Riesenairbus 380 musste sich das Team allerdings am Riemen reißen. „Ein paar Leute aus der Business-Class hatten sich beschwert, dass da so laute Geräusche aus der Bar kamen. Die Stewardess hat um Ruhe gebeten. Dann haben wir noch ein bisschen geschlafen“, berichtete Petkovic und rief lauthals: „Jetzt wollen wir den Titel.“
Auch Spitzenspielerin Kerber, die in Brisbane wie bereits im Viertelfinale beide Einzel gewann, war „voller“ Glück. „Der Stress hat sich gelohnt. Wenn wir das Finale gewinnen, gibt es eine Mega-Party“, kündigte die Weltranglistensiebte an. Kerber hatte am Sonntag durch ein 4:6, 6:0, 6:4 im Spitzenduell gegen Samantha Stosur den entscheidenden Punkt zum 3:0-Zwischenstand geholt. Danach tanzten die Gäste auf dem Hartplatz der Pat-Rafter-Arena Ringelreihen und sangen wenig später in den Katakomben den Tote-Hosen-Song: „Tage wie diese.“
Auch die Glückwünsche von Edelfan Steffi Graf, die bereits vor dem Duell mit Rittner telefoniert hatte, ließen nicht lange auf sich warten. „Was für ein Riesenerfolg.. was für ein tolles Team!!!“, schrieb die 22-malige Grand-Slam-Siegerin bei Facebook und freut sich bereits auf das Titel-Duell am 8./9. November gegen Gastgeber Tschechien: „One more to go, Germany!!!“ Auch die wegen Formschwäche nicht berücksichtigte Sabine Lisicki twitterte: „YYYEEESSSS!!!!“.
Direkt weiter zum nächsten Turnier
Viel Zeit zum Durchschnaufen blieb aber nicht. Unmittelbar nach der Ankunft in Frankfurt ging es für die Spielerinnen weiter nach Stuttgart, wo am Montag das WTA-Hallenturnier begann. „Die Mädels werden in kein tiefes Loch fallen. Aber die Umstellung von Hartplatz auf Sand ist schon schwierig. Ich denke aber, dass sie über sich hinauswachsen“, sagte Rittner.
Die Bundestrainerin, die am Freitag 41 Jahr alt wird, war bewegt vom größten Erfolg seit 1992. „Ich bin unglaublich stolz auf die Mädels. Das ist ein bisschen Geschichte, die sie schreiben“, meinte Rittner mit Blick auf die widrigen Umstände rund um das Halbfinale in Australien. Die lange Anreise, der Jetlag, der Hexenkessel - alles gemeistert.
Dabei bewiesen ihre Spielerinnen auch in Down Under, dass sie den Teamgeist leben - und lieben. Ein Erfolg, der vor allen Dingen Rittner zuzuschreiben ist. „Die Geduld über all die Jahre ist belohnt worden. Das gibt mir schon Genugtuung“, sagte sie.
Bezeichnend, wie Kerber die Momente vor dem Matchball gegen Stosur erlebte. „Ich habe rausgeguckt in die Box und das ganze Team gesehen. Da habe ich gedacht: Du spielst für Deutschland und für jeden Einzelnen da draußen“, beschrieb die 26-Jährige, die längst eine zuverlässige Nummer eins ist. Mit einem Ass beendete Kerber die Partie.
Daneben bestätigte die frischgebackene Charleston-Siegerin Petkovic ihre Formstärke. Mit einem 6:1, 7:6 (9:7) gegen Stosur hatte sie im ersten Einzel den Grundstein zum Erfolg gelegt. Kerber legte mit einem Sieg im Expresstempo gegen Casey Dellacqua (6:1, 6:0) nach. Dass Görges und Grönefeld das bedeutungslose Doppel gegen Dellacqua/Ashleigh Barty mit 2:6, 7:6 (7:5), 2:10 verloren, fiel nicht weiter ins Gewicht.