Ein Kommentar von Achim Leoni
Man musste am Sonntag schon genau auf die eingeblendeten Punktzahlen achten, um zu verstehen, wie der Slopestyle-Wettbewerb ausgegangen ist. Aus den Reaktionen der Snowboarderinnen ließ sich nämlich nicht aufs Ergebnis schließen. Sie fielen sich, kaum im Ziel angekommen, eine nach der anderen glückselig in die Arme und hatten einander ganz doll lieb. Mit den klassischen Sportdramen, die von Siegern und Besiegten, von Triumphen und Tränen erzählen, hatte das nichts zu tun.
Trotzdem darf festgehalten werden: Slopestyle hat auch ohne die üblichen emotionalen Zutaten genügend Spektakel zu bieten. Die tollkühnen Jungs und Mädels auf ihren fliegenden Brettern sind eine echte Bereicherung für das olympische Programm. Für unseren Wortschatz allemal. Bis zum Wochenende wussten wir nichts von Rails und Kickern, von Triple Corks und Backside Sixteenhundredtwentys. Wem das zu viel des Englischen ist, möge sich ausmalen, wie es klingt, würde man statt von Slopestyle von Hangstil sprechen. Wo bliebe denn da die Coolness, Entschuldigung, Lässigkeit natürlich?
Wobei auch die ihre Grenzen hat bei dem bunten Völkchen mit den weiten Klamotten und den verspiegelten Skibrillen. Mit dem Sieg von Sage Kotsenburg wollte sich mancher Konkurrent am Sonnabend nicht abfinden. Der US-Amerikaner hatte als einziger Spitzenfahrer besagten Triple Cork, eine Höchstschwierigkeit mit drei Saltos und drei Schrauben, nicht gezeigt und stattdessen auf ausgefallene Tricks gesetzt. Was die Nachvollziehbarkeit der Bewertungen betrifft, ist Slopestyle wohl nicht besser als Eiskunstlauf. Aber auch nicht schlechter.