Expertentipps der Hockey-Bundestrainer vor der Hallen-Endrunde

Hamburg. Hockey-Deutschland schaut an diesem Wochenende in die Sporthalle Hamburg, die Austragungsort für die Endrunden der Damen und Herren um die deutsche Hallenmeisterschaft ist. Für das Abendblatt schätzen die Bundestrainer Jamilon Mülders (Damen), 37, und Markus Weise (Herren), 51, die Halbfinalpartien ein und wagen einen Ausblick auf den Finalsonntag.

1. Halbfinale Damen (Sa., 12 Uhr), Club an der Alster – Münchner SC: „Das ist ein extrem interessanter Vergleich zweier in dieser Saison unbesiegter Teams“, sagt Mülders. „Beide haben großartige Torhüterinnen, beide haben gestandene Persönlichkeiten und herausragende Talente im Aufgebot. Ich sehe Alster leicht favorisiert, weil die Mannschaft von Jens George mehr Endrunden-Erfahrung hat. Spannend wird sein, wie sie sich auf die Torwartrotation einstellen, die München spielt. Das kennt Alster aus der Nordliga nicht. Für den MSC ist der Ausfall von Nina Hasselmann, die am Hüftbeuger verletzt ist, ein Rückschlag.“

2. Halbfinale Damen (Sa., 14.15 Uhr), Uhlenhorster HC – Mannheimer HC: „Wenn man die Kader vergleicht, ist der UHC namentlich natürlich besser besetzt, aber der MHC hat die besseren Hallenspieler, deshalb glaube ich, dass es ein ganz enges Spiel werden wird“, sagt Mülders. „Wenn der UHC Hockey spielt, wird er siegen. Wenn er Hockey rennt und mit dem Kopf durch die Wand will, dann hat Mannheim, das technisch und taktisch sehr gut ausgebildet ist und ein starkes Pressing spielt, gute Chancen, ins Finale einzuziehen. Entscheidend ist für mich, ob Nicola Scharlau, die ich sehr schätze, die UHC-Abwehr im Griff hat. Ist sie gut drauf, packt der UHC das Finale.“

Mülders’ Finaltipp: „Ich würde mich über ein Süd-Finale München gegen Mannheim keinesfalls wundern, mein Bauchgefühl sagt aber, dass Alster es nach zwei Finalniederlagen in Serie diesmal schafft und den Titel holt.“

1. Halbfinale Herren (Sa., 16.30 Uhr), Uhlenhorster HC – Rot-Weiß Köln: „Diese Paarung verspricht immer große Duelle, ich erwarte auch diesmal wieder ein sehr enges und offenes Spiel“, sagt Weise. „Für den UHC ist es sicherlich eine herbe Schwächung, dass Nico Jacobi und Moritz Fürste in Indien sind. Aber wenn die Mannschaft das wie beim Viertelfinalsieg gegen die Zehlendorfer Wespen mit ihrer Geschlossenheit auffängt, ist auch gegen Köln etwas drin.“

2. Halbfinale Herren (Sa., 18.45 Uhr), Berliner HC – Uhlenhorst Mülheim: „Das ist ein sehr spannendes Match, den BHC hatte ich nicht unbedingt in der Endrunde erwartet, aber wer den Titelverteidiger HTHC souverän ausschaltet, mit dem ist zu rechnen“, sagt Weise. „Mülheim ist im Westen Meister geworden, sie haben sicherlich ein Team, das den Titel holen kann, und sie sind eigentlich mal dran, nachdem es in den vergangenen Jahren knapp nicht gereicht hat. Sie sind erfahren, und wenn die Nerven halten, dann werden sie das Finale erreichen.“

Weises Finaltipp: „Ich kann mich ehrlich gesagt nicht festlegen, weil ich allen vier Teams grundsätzlich den Titel zutraue. Deshalb bemühe ich das Phrasenschwein: Die Tagesform wird das Titelrennen entscheiden.“

Einig sind sich die Bundestrainer in zwei Dingen. Zum einen glauben sie nicht, dass die drei Hamburger Teilnehmer einen Heimvorteil genießen. „Die Sporthalle ist für alle fremdes Terrain, und die Fans werden auch keine so große Rolle spielen, dass es irgendeinen Gegner beeindruckt“, sagt Weise. Und Mülders glaubt, „dass die Atmosphäre die Damen sogar eher negativ beeinflussen könnte“.

Zum anderen hoffen beide, dass diese Endrunde die letzte ist, die im vor dieser Saison vom Weltverband eingeführten Spielsystem „Hockey 5“ (nur noch vier Feldspieler) ausgetragen wird. „Diese Regeländerung hat dem Hockey nichts gebracht, es gibt keinen Mehrwert“, sagt Mülders. Weise stimmt dem zu: „Ich finde, es hat eine Verarmung des Spiels stattgefunden, weil es nur noch um schnelles Passen geht. Deswegen hoffe ich sehr, dass zumindest Deutschland zum alten System zurückkehrt.“