Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Der weise Wissenschaftler und Staatsmann Benjamin Franklin sagte einmal: „Mit 20 regiert der Wille, mit 30 der Verstand und mit 40 das Urteilsvermögen.“ Er hätte auch sagen können: der Ehrgeiz. Noch nie waren so viele Sportler jenseits des 40. Lebensjahrs mit realistischen Chancen auf Edelmetall bei Olympischen Winterspielen am Start wie in Sotschi.

Je oller, je doller. In einem Alter, in dem der Normalbürger sich allmählich für Zahnersatz und orthopädische Strümpfe interessiert und über Vorruhestand und Rente nachdenkt, greifen diese wahren Helden des Sports noch einmal an: Claudia Pechstein, 41. Ole Einar Björndalen, 40. Noriaki Kasai, 41. Jaromir Jagr, 41. Und das ist nur eine kleine Auswahl.

Die streitbare Berliner Eisschnellläuferin Pechstein ist mit fünf Goldmedaillen schon die erfolgreichste deutsche Sportlerin bei Winterspielen. Sie will an diesem Sonntag über 3000 Meter als älteste Einzelsportlerin der olympischen Winterhistorie eine Medaille gewinnen. Der norwegische Biathlet Björndalen startet in Sotschi als Mitfavorit bei seinen sechsten Winterspielen, elf Medaillen hat er schon. Der japanische Skispringer Kasai will endlich eine Einzelplakette. Und der tschechische Eishockeyspieler Jagr möchte 16 Jahre nach Nagano ein weiteres Mal Russland im Finale besiegen.

Der älteste Deutsche in Sotschi ist übrigens schon 48 Jahre alt: der Hamburger Curlingspieler John Jahr. Von einer Medaille träumt er nicht. Sein Team lebt den olympischen Gedanken. Dabei sein ist alles. Auch mit 40 plus.