Deutsche Biathleten hoffen auf Rückkehr in die Weltelite

Sotschi. Die deutschen Biathleten haben einen Ruf zu verlieren. Siegertypen wie Kati Wilhelm, Uschi Disl und Michael Greis trugen seit der Wiedervereinigung zum Gewinn von 16 Goldmedaillen und 43-mal Edelmetall bei Olympischen Winterspielen bei, keine Nation war erfolgreicher. Nach zwei durchwachsenen Jahren droht in Sotschi aber der endgültige Verlust der Vormachtstellung. Von der Sorge vor einem Debakel ist aber nichts zu spüren.

„Natürlich sind wir hier in der Lage, um das Podium mitzulaufen“, sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang am Freitag bei Traumwetter im Biathlonstadion Laura: „Dafür muss aber die Topleistung kommen, sehr gut reicht bei Olympia nicht für ganz vorne.“ Und vorne waren die deutschen Skijäger immer: Seit 1980 gab es bei Winterspielen immer mindestens eine Goldmedaille.

In den vergangenen Monaten war nach schwachen Auftritten oft an der Leistungsfähigkeit des Teams gezweifelt worden – bis bei der Olympia-Generalprobe in Antholz mit drei Siegen und fünf Podestplätzen endlich der Knoten platzte. Vor vier Jahren in Vancouver holte Magdalena Neuner noch drei von fünf deutschen Medaillen, nach dem Karriereende der mittlerweile hochschwangeren Rekordweltmeisterin müssen andere in die Bresche springen – allen voran Altmeisterin Andrea Henkel. „Ich gehöre zum Glück wieder zum Favoritenkreis und will eine Medaille“, sagte die Doppelolympiasiegerin. Die Thüringerin, 36, wird ihre Karriere nach dem Winter beenden.

Schon zu Beginn im Sprint über 7,5 Kilometer am Sonntag (15.30 Uhr) darf Henkel auf ihr fünftes olympisches Edelmetall hoffen, noch größer sind die Chancen aber zum Abschluss mit der Frauenstaffel. „Da traue ich den Mädels auf jeden Fall eine Medaille zu“, sagte Neuner, die in Sotschi als Fernsehexpertin vor Ort sein wird.

Neben Henkel sind für das erste Rennen noch Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl), Franziska Preuß (Haag) und Laura Dahlmeier (Partenkirchen) nominiert. Tora Berger (Norwegen), Darja Domratschewa (Weißrussland) und Gabriela Soukalova (Tschechien) sind die Topfavoriten.

In den Wettbewerben der Männer ist die Situation noch extremer. Auch wenn der Uhinger Simon Schempp zuletzt in Antholz seine ersten beiden Siege feierte, sind Medaillen in den Individualrennen nur schwer zu bekommen. Der Gesamtweltcupführende Martin Fourcade (Frankreich) und der elfmalige Weltmeister Emil Hegle Svendsen (Norwegen) werden die ersten beiden Plätze meist unter sich ausmachen. Im 10-Kilometer-Sprint am Sonnabend (15.30 Uhr) treten neben Schempp Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld), Christoph Stephan (Oberhof) und Erik Lesser (Frankenhain) an.