Ein Kommentar von Christian-A. Thiel
Jetzt wird es ernst für Bernie Ecclestone. Und für die Formel 1. Das Landgericht München hat Anklage gegen den Paten des Grand-Prix-Sports erhoben. Dem 83 Jahre alten Briten werden Anstiftung zur Untreue sowie Bestechung eines bayerischen Landesbankers vorgeworfen. Das sind keine Kavaliersdelikte.
Seit mehr als drei Jahrzehnten führt Ecclestone den Grand-Prix-Zirkus und hat dabei ein undurchschaubares globales Firmengeflecht geschaffen, sich selbst zum Milliardär, viele Rennstallbesitzer wohlhabend gemacht. Nicht einmal die Hauptdarsteller, Teams und Fahrer, kannten die Regeln, nach denen „Mr. E.“ das Geld verteilte. Viele sprachen von mafiösen Strukturen, doch alle kassierten lieber mit als aufzubegehren.
Auch für Bernie Ecclestone gilt die Unschuldsvermutung. Und tatsächlich traut sich noch keiner der Teamchefs aus der Deckung, niemand mag den ersten Stein werfen. Doch der Zeitpunkt, an dem die Ära Ecclestone zu Ende geht, rückt näher. Weltkonzerne, die in der Formel 1 mitmischen, wollen nicht in die Nähe krimineller Machenschaften gerückt werden. Bevor Ecclestone die ganze Rennserie mit in den Abgrund zieht, müssen sie die Notbremse ziehen. Steuerhinterzieher Uli Hoeneß darf vielleicht bei Bayern München weitermachen. Ecclestone in der Formel 1 sicher nicht.
Dabei bietet der bevorstehende Abgang des kleinen Diktators die lang ersehnte Chance auf einen Neustart. Die Vollgasbranche könnte sich mit transparenten und nachvollziehbaren Strukturen runderneuern und endlich wieder als seriöser Sport wahrgenommen werden.