Die Münchner scheinen auf dem Weg zum WM-Titel der Mannschaften unbezwingbar. Der Sieg über die Chinesen war derart ungefährdet, dass Schaum-Spray und Torlinientechnik für mehr Gesprächsstoff sorgten.
Agadir/Marrakesch. Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß genossen nach dem Final-Einzug mit zufriedenen Mienen die große Gratulantenschar um Fifa-Präsident Joseph Blatter auf der Ehrentribüne. Auf dem Spielfeld nahm das Münchner Team den 49. Erfolg im 55. Pflichtspiel des Triumphjahres eher sachlich zur Kenntnis. Eine rauschende Titelparty wollen die nimmersatten Bayern-Stars erst am Sonnabend nach dem WM-Endspiel feiern. „Dieses Finale ist eine vielleicht einzigartige Möglichkeit, das beste Team der Welt zu sein und diesen prestigeträchtigen Titel zu gewinnen“, betonte der mit Barcelona schon zweimal siegreiche Trainer Pep Guardiola nach dem 3:0 (2:0) über Asienmeister Guangzhou Evergrande FC. Ein Spiel fehlt bei der Club-WM in Marokko noch, bis die Münchner auch offiziell als Nummer eins feststehen.
„Dann sind wir die Mannschaft des Jahres auf der Welt“, sinnierte Nationaltorhüter Manuel Neuer schon einmal und würde sich gerne als Weltmeister fühlen. Wie auch Toni Kroos. „Das wäre die Krönung, kurz vor Weihnachten den Titel auch noch zu holen“, gestand der Mittelfeldspieler. Nach seinem Lattentreffer kam die Tortechnologie zum Einsatz, nach mehreren Freistößen ein Spray um den Abstand der Mauer zu markieren. Für die Bayern waren das auf dem Weg zu Titel Nummer fünf in diesem Jahr allenfalls Nebensächlichkeiten. „Es wäre wunderbar, wenn die Mannschaft diesen fünften Titel noch gewinnen könnte“, sagte Vorstandschef Rummenigge im Teamhotel in Agadir.
Nach dem Jahr der Superlative mit Rekorden ohne Ende glaubt niemand mehr ernsthaft daran, dass diese Über-Bayern überhaupt noch gestoppt werden können – auch nicht im Finale der Club-WM. „Man hat heute den Unterschied zwischen der stärksten Mannschaft der Welt und den anderen gesehen. Bayern München spielt immer mit der Überlegenheit. Wir haben diese Übermacht nicht aufhalten können“, hob Guangzhous Coach, der italienische Weltmeistertrainer Marcello Lippi, hervor. „Die Bayern sind eine Klasse für sich“, bilanzierte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer. Den Stellenwert der Veranstaltung nach einem lockeren Bayern-Erfolg mochte keiner genauer bewerten.
72 zu 28 Prozent Ballbesitz, 27:2 Schüsse, 13:0 Torschüsse lautete die einseitige Bilanz einer Partie, bei der der Klassenunterschied phasenweise an ein Erstrunden-Match im DFB-Pokal erinnerte. „Ich glaube, sie würden sich höchstwahrscheinlich schwertun, in der ersten Liga zu bleiben“, wertete Toni Kroos den Auftritt des tapfer kämpfenden und chancenlosen Asienmeisters. „Bayern hat Evergrande die Welt vorgeführt“, räumte auch das in China populäre Sportportal von „sina.com“ ein. „Bayern München hat den in Asien unbesiegbaren Club mit Leichtigkeit nach dem gleichen Minimum-Standard besiegt, mit dem Guangzhou die chinesische Liga überrollt hatte.“ Im Endspiel erwarten die Bayern mehr Gegenwehr.
Nach gut 250 Kilometer und „ein paar Stunden mit dem Bus“, so Philipp Lahm, ist im Finalort Marrakesch am Donnerstag aber erst einmal ein Tag Pause für die dauerbelasteten Profis geplant. Mit Freundschafts- und Länderspielen kommen sie auf gut und gerne 70 Partien. „Keine Sache von Müdigkeit, jeder will diesen Titel“, schob Lahm die Gedanken an die Strapazen schnell beiseite. Kraft gespart, da war sich Matthias Sammer sicher, habe gegen die Chinesen aber keiner. „Ich glaube, dass auch so ein Spiel an die Substanz geht und das man sich in so einem Spiel nicht schonen kann“, erklärte der Sportvorstand.
Sammer atmete auch durch, dass das Worst-Case-Szenario eine Woche vor Heiligabend nicht eintrat. „Stellen Sie sich mal vor, wir hätten nicht gewonnen und würden jetzt in Marrakesch Platz drei anstreben. Das wäre natürlich ne Katastrophe“, meinte er. „Wir sind zufrieden, wir sind happy, bereiten uns jetzt gut vor und wollen das Finale gewinnen. Ich meine Club-Weltmeister, klingt schon gut. Aber erst mal müssen wir es werden.“