Hamburg. Vielleicht hätte er mal bei den Fußballprofis des HSV nachfragen sollen. Die wissen schließlich, wie es ist, Jahr für Jahr einen neuen Trainer zu bekommen. Vielleicht ist das aber auch gar nicht so wichtig für Jack Culcay, denn die Ruhe, mit der der Hamburger Halbmittelgewichts-Boxprofi auf die Fluktuation in seinem Trainerteam reagiert, beeindruckt. „Ich kann mich innerhalb weniger Tage auf einen neuen Coach einstellen, und weil ich mir von jedem Trainer das nehme, was zu meinem Stil passt, habe ich nichts gegen viele neue Einflüsse“, sagt er.
Wenn der 28-Jährige an diesem Sonnabend (22.10 Uhr/ARD live) seinen WBA-Interkontinentaltitel gegen den Franzosen Dieudonné Belinga verteidigt, dann steht mit dem kürzlich verpflichteten Briten Gary Logan bereits der fünfte Coach innerhalb von vier Profijahren in der Ecke. Der 45-Jährige hat die deutsche Trainerlegende Fritz Sdunek ersetzt, von dem sich Culcay im Einvernehmen trennte, weil man zeitlich nicht zueinanderfand und taktisch verschiedene Ansichten hatte.
Vor Sdunek, mit dem Culcay im April 2013 seine einzige Profiniederlage gegen den Argentinier Guido Nicolas Pitto erlitt und den Rückkampf Ende Oktober knapp gewann, hatte der gebürtige Ecuadorianer mit dem Kubaner Ismael Salas gearbeitet. Dessen Vorgänger waren Jimmy Montoya, der Culcay allerdings nur für einen Kampf aushalf, und Michael Timm, der den Amateurweltmeister von 2009 in seiner Anfangszeit beim Hamburger Universum-Stall für acht Kämpfe betreute.
Moritz Klatten, Culcays Manager und Athletikcoach, hält Salas angesichts der Bilanz von fünf vorzeitigen Siegen aus fünf gemeinsamen Kämpfen für den Trainer, der am besten zum Stil seines Schützlings passte. „Fünf Trainer in vier Jahren sind viel für einen Profiboxer. Aber es gab für jede Trennung Gründe, und ich denke, dass Jack von jedem Coach gelernt hat“, sagt er. Logan forciere die Rückkehr zu mehr Beweglichkeit und Explosivität; Waffen, die Culcay gegen Pitto zu selten nutzte. Gegen Belinga kann er zeigen, ob der neue, alte Weg der richtige ist.