Maria Höfl-Riesch belegt im ersten Weltcup-Slalom der Saison Rang zwei, die anderen deutschen Läuferinnen überraschen. Felix Neureuther dagegen schlägt einen Salto und vergibt Rang zwei.

Levi/München. Am Ende eines ziemlich verrückten Rennens konnte Maria Höfl-Riesch mit sich und der Welt zufrieden sein – und tatsächlich: Sie lächelte zufrieden. Beim ersten Weltcup-Slalom des Olympia-Winters fuhr sie auf der Piste „Black“ im finnischen Levi, die so etwas wie ihr Wohnzimmer geworden ist, auf den zweiten Rang. Und sie war beileibe nicht die einzige Deutsche, die nördlich des Polarkreises einen tollen Tag erwischt hatte – im Gegensatz zu den glücklosen deutschen Männern um den gestürzten Felix Neureuther.

„Ich bin sehr happy“, sagte Höfl-Riesch über ihren gelungenen Einstand im Slalom. Schneller war lediglich die Weltmeisterin, das allerdings deutlich: Mikaela Shiffrin aus den USA lag 1,06 Sekunden vor der deutschen Slalom-Olympiasiegerin, die dafür im zweiten Lauf aber noch die am Ende drittplatzierte Gesamtweltcup-Siegerin Tina Maze (Slowenien) überholte. Für Höfl-Riesch bedeutet dies nach dem Ausscheiden beim Weltcup-Auftakt in Sölden vor drei Wochen auch die Qualifikation für Olympia in Sotschi.

Auch Felix Neureuther war in Levi drauf und dran, seinen Sturz in Sölden mit einer Podiums-Platzierung vergessen zu machen: Nach dem ersten Lauf lag der WM-Zweite, nach vier Monaten Zwangspause noch immer mit großem Trainingsrückstand, 0,22 Sekunden hinter Weltmeister Marcel Hirscher auf Rang zwei. Dann überschlug er sich im Finallauf. Er kämpfte sich in den Kurs zurück und rettete noch Rang 27. „Es ist immer bitter, wenn so etwas passiert“, sagte er, betonte aber: „Ich brauche einfach noch das Training.“ Hirscher gewann das Rennen.

„Ich bin mehr als zufrieden“

Der deutsche Alpindirektor Wolfgang Maier erlebte somit ein Wochenende mit Licht und Schatten. Erst kamen die starken Frauen. Neben Höfl-Riesch waren da: Christina Geiger (Oberstdorf) auf Rang sechs, Olympia-Norm erfüllt; Barbara Wirth (Lenggries) mit hoher Startnummer 52 auf Rang zwölf, Olympia-Norm zur Hälfte erfüllt; dazu drei Talente mit überragenden ersten Durchgängen und ersten Weltcup-Punkten. „Ich bin mehr als zufrieden, das Frauen-Ergebnis ist sicher sehr, sehr positiv“, sagte Maier.

Die Männer? Fielen da deutlich ab. Nicht nur, dass Neureuther seine gute Ausgangsposition nicht nutzen konnte. Fritz Dopfer, im ersten Lauf Achter, fiel auf Rang zwölf zurück. Philipp Schmid aus Oberstaufen, im Vorjahr Überraschungszehnter, fuhr erst mit Nummer 52 auf Rang 21, schied dann aber aus. Stefan Luitz aus Bolsterlang verfehlte auf Rang 42 das Finale. „Wenn man die Ausgangsituation betrachtet, ist das Gesamtergebnis nicht besonders erfreulich“, sagte Maier über die Männer.

„Das war sicher für alle überraschend“

Mehr Freude machten Maier da schon drei junge Damen: Marina Wallner (Inzell), Maren Wiesler (Münstertal) und Marlene Schmotz (Leitzachtal). Das Trio nutzte in Levi die Gunst der Stunde, als nach den ersten 30 Läuferinnen im ersten Durchgang der böige Wind nachließ. Wallner fuhr mit Startnummer 63 zunächst auf Rang drei, die Weltcup-Debütantin lag gleichauf mit Höfl-Riesch (!). Wiesler, Startnummer 66, war Zwölfte, und Schmotz (58), bei ihrem einzigen Weltcup-Start im Januar 2013 ausgeschieden, lag auf Rang 13.

„Das war sicher für alle überraschend“, sagte Maier. Wallner, Wiesler und Schmotz fuhren im Finale bei gleichen Bedingungen für alle dann etwas verhaltener, eher auf Sicherheit. Sie holten sich aber die ersten Weltcup-Punkte ihrer Karriere: Wallner auf Rang 16, Wiesler und Schmotz zeitgleich auf Rang 23. „Im ersten Lauf haben sie die Gunst der Stunde genutzt, aber das musst du im zweiten Lauf auch erst mal noch runterbringen“, sagte Maier anerkennend.

Leidtragende der kuriosen Bedingungen waren Susanne Riesch (Partenkirchen) und Lena Dürr (Germering). Beide waren nach den ersten 30 Starterinnen um Rang 20 platziert, für den zweiten Lauf hätte dies unter normalen Umständen locker gereicht. Vor allem für Susanne Riesch wäre das Erreichen des Finaldurchgangs bereits ein großer Erfolg gewesen – 974 Tage nach ihrem letzten Rennen, einer fürchterlichen Verletzung, Rücktrittsgedanken und Reha-Kampf.