Der Norderstedter Springreiter Carsten-Otto Nagel kann sich an diesem Sonntag in München zum zweiten Mal nach 2008 den Titel „Rider of the year“ sichern. Mit welchem Pferd, das weiß er noch nicht.
Hamburg. Carsten-Otto Nagel versucht erst gar nicht, die Begeisterung zu verbergen, die ihn erfüllt, wenn er an das denkt, was er an diesem Wochenende erreichen kann. „Ich finde, der Titel ‚Rider of the year‘ klingt sehr schön, und er ist eine tolle Auszeichnung, weil das bedeutet, dass man in jeder Phase der Saison in der Lage war, gute Leistungen abzurufen. Es ist ein international angesehener Titel, den man mit Stolz tragen darf“, sagt er. Wie es sich anfühlt, Reiter des Jahres zu sein, weiß der 51 Jahre alte Norderstedter aus eigener Erfahrung, schließlich war er 2008 als Gesamtsieger der Riders Tour schon einmal in diesen Genuss gekommen.
Um die sieben Stationen umfassende Turnierserie, die im Mai beim Deutschen Derby in Klein Flottbek gastierte, auch in diesem Jahr zu gewinnen, muss Nagel, der in Holm im Kreis Pinneberg als Gestütsleiter auf dem Moorhof von Tchibo-Erbe Michael Hertz arbeitet und dort auch trainiert, beim „Munich Indoors“ in der Münchener Olympiahalle Meredith Michaels-Beerbaum auf Distanz halten. Seine Nationalmannschaftskollegin aus Thedinghausen liegt in der Gesamtwertung mit 37 Punkten 13 Zähler hinter ihm auf Rang zwei. Für einen Sieg gibt es 20 Punkte, sollte Michaels-Beerbaum diese einfahren, würde Nagel immer noch ein achter Rang im Hauptspringen am Sonntag (13.30 Uhr) reichen, um sich das rund 60.000 Euro teure Auto als Siegprämie zu sichern.
Der gebürtige Dithmarscher lässt sich wie gewöhnlich nicht verrückt machen bei dem Gedanken an den sportlichen Wettstreit mit seiner Konkurrentin, mit der ihn ein „gutes Arbeitsverhältnis“ verbindet. „Ich muss mein Ding machen und mich auf mich und meine Pferde konzentrieren“, sagt er. Welches seiner Pferde er im Finale reiten wird, ist noch nicht klar. Der zwölfjährige Schimmelwallach Holiday by Solitour, den er erst im April aus dem Stall der Schenefelderin Janne-Friederike Meyer übernommen hatte, ist ebenso ein Kandidat wie Nagels Paradepferd Corradina. Die 15 Jahre alte Schimmelstute ist wieder voll einsatzfähig, nachdem sie Ende August bei der EM im dänischen Herning wegen einer verschleimten Lunge nicht ihre beste Leistung abrufen konnte. Ein enttäuschender Rang 28 war das Resultat.
„Mittlerweile haben wir Corradina durch Inhalieren wieder aufgepäppelt. Sie ist gut drauf und wird am Sonnabend die Qualifikation gehen“, sagt Nagel. Holiday wird er an diesem Freitag (19.45 Uhr) im Bayern-Championat testen. „Mein Bauchgefühl wird dann entscheiden, auf wen ich am Sonntag im Finale setze“, sagt er, „aber es ist sehr schön, dass ich zwei Eisen im Feuer habe.“ Jetzt muss er nur noch das richtige wählen, dann klappt es auch mit dem Titel.