Eine Glosse von Björn Jensen
Wo Menschen arbeiten, werden Fehler gemacht. Natürlich wäre es ein Leichtes, Hohn und Spott über das Erste auszuschütten und auf den ARD-Mitarbeiter zu schimpfen, der in der langen Nacht des Boxens entschied, mitten während des Hauptkampfes aus den USA auf einen Spielfilm umzuschalten, wie es das Programmschema ursprünglich vorgesehen hatte. Wahrscheinlich ist sich der Mann gar keiner Schuld bewusst, schließlich hat er ja nach Vorschrift gehandelt und auf das gehört, was der höchste Vorgesetzte gesagt hat. In Deutschland ist das grundsätzlich gern gesehen. Und tatsächlich ist sein Eingriff Teil einer neuen Kampagne zur Förderung der Programmqualität, um den Zuschauer vor fortschreitender Verdummung zu schützen.
Deshalb sollte das Beispiel des pflichtbewussten Mitarbeiters auch bei anderen Sendern Schule machen. Wie oft würde man sich wünschen, dass dort jemand im Sendezentrum säße und eine Auslese vornähme! Es gibt doch unzählige Programme, die es verdient hätten, abgeschaltet zu werden. Man selbst sitzt da, die Fernbedienung in der Hand, und schafft es doch nicht, den Aus-Knopf zu drücken, weil das Fremdschämen einen lähmt. Ein kleiner Eingriff aus der Zentrale, und schon läuft beste Spielfilmkonserve. Wunderbar!
Dass es nun ausgerechnet einen qualitativ hochwertigen Boxkampf traf, für den der Sender wochenlang geworben hatte und für den viele Fans sieben Stunden lang durchgehalten hatten, war der einzige Fehler. Aber die ARD übt ja noch und steht erst am Anfang eines richtigen Wegs.