Der neue deutsche Handball-Präsident Bernhard Bauer erlebt seinen ersten IHF-Kongress und möchte das deutsche Ansehen stärken. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf der gemeinsamen Bewerbung mit Dänemark für die Männer-WM 2019.
Doha/Leipzig. Selbstbewusst, allürenfrei, bescheiden: Bernhard Bauer gibt sein Debüt auf internationalem Parkett mit einer Charmeoffensive. Fünf Wochen nach seiner Wahl zum Präsidenten des Deutschen Handballbundes (DHB) will der 62-Jährige auf dem Kongress des Weltverbandes IHF in Doha das neue Selbstverständnis des größten nationalen Verbandes präsentieren, Kontakte knüpfen und Partner gewinnen.
Doch zuvorderst hat der Jurist ein Ziel: gemeinsam mit Dänemark die Männer-WM 2019 ausrichten, die am Montag in Doha vom IHF-Rat vergeben wird. „Ehrlich gesagt wäre ich enttäuscht, wenn Dänemark und Deutschland die WM 2019 nicht bekämen“, sagte Bauer in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.
Im luxuriösen Hotel The Ritz-Carlton auf einer Insel der katarischen Hauptstadt ist für den 34. Kongress der IHF alles angerichtet. Trotz mehr als 30 Grad Celsius im Freien sind die Räume behaglich temperiert. Der Gastgeber der Männer-WM 2015 spart nicht mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten.
In dieser Wohlfühl-Atmosphäre wird an diesem Samstag und Sonntag knallharte Sportpolitik betrieben. Der umstrittene Ägypter Hassan Moustafa steht der IHF seit 2000 vor und stellt sich erneut zur Wahl. Wie der 68-Jährige, der einst in Leipzig Sport studierte, möchten auch Vizepräsident Miguel Rocas Mas aus Spanien und Sandi Sola als Schatzmeister für vier weitere Jahre im Amt bleiben.
Der Kroate ist in diesem Jahr ins Visier der heimischen Justiz geraten. Ihm wird vorgeworfen, für finanzielle Unregelmäßigkeiten bei der Karlovacka Banka in Höhe von zehn Millionen Euro mitverantwortlich zu sein. Sola war deswegen verhaftet worden. Gegenüber den Ermittlern hatte er die Vorwürfe aber zurückgewiesen.
Bernhard Bauer hatte die Vorgänge aufmerksam verfolgt. „Aber da mir die Hintergründe fehlen, kann ich mich nicht dazu äußern“, sagte er zurückhaltend. Auch den anderen Funktionären wollte er nicht mit einem sportpolitischen Fauxpas die Laune vergrätzen. Schließlich läuft die WM-Bewerbung. „Der Deutsche Handballbund will als größter Handballverband partnerschaftlich, aber zugleich auch selbstbewusst mit der IHF-Spitze umgehen“, sagte Bauer diplomatisch.
Insgesamt verfolgt die DHB-Abordnung mit Bauer sowie den beiden Liga-Chefs Reiner Witte und Berndt Dugall eine defensive Strategie. „Wir hoffen, dass unsere Vorschläge und Ideen ernst genommen werden, aber es tut uns sicherlich auch gut, in der internationalen Handballwelt bescheiden aufzutreten, Respekt vor anderen Nationen zu zeigen“, erklärte er. Zudem will er das deutsche Ansehen stärken durch Initiativen wie Symposien oder das Ausrichten von Meisterschaften. „Wo wir gebraucht werden, wollen wir mit Rat und Tat zur Seite stehen“, fasste Bauer zusammen.
Mit Heiner Brand soll das Gesicht des deutschen Handballs prominenter in die IHF eingebunden werden. Der Weltmeister als Spieler und Trainer liebäugelt mit einem Platz in der Regel- und Schiedsrichterkommission. „Wir haben in diesem Vorhaben schon eine große Unterstützung erfahren und haben die Signale, dass er in dieses Gremium kommt“, verriet Bauer.
Für die Präsentation vor der Wahl des WM-Gastgebers 2019 bekommt der DHB-Chef noch andere Partner an seine Seite. ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein, Brand, DHB-Vizepräsident Bob Hanning und der talentierte Berliner Jugend-Nationalspieler Paul Drux sollen gemeinsam mit der dänischen Delegation die Sympathien gewinnen. „Wir als Deutscher Handballbund zeigen auch international, dass wir anderen die Hand für eine erfolgreiche Zusammenarbeit reichen. Ich bin guten Mutes, dass wir den Zuschlag erhalten“, erklärte Bauer. Konkurrenten sind Norwegen, Slowakei/Ungarn und Polen. Schweden zog seine Kandidatur am Freitag zurück.