Stürmer von Bayer 04 ließ sich zunächst beglückwünschen, entschuldigte sich erst später für seinen irregulären Treffer. Fußball-Experten nehmen Kießling in Schutz und fordern ein Wiederholungsspiel.
Köln. Stefan Kießling nahm die Hände vor das Gesicht, ärgerte sich über die vergebene Chance – und ließ sich später doch zaghaft für seinen irregulären Treffer beglückwünschen. Nach dem Phantom-Tor beim 2:1-Erfolg von Bayer 04 Leverkusen beim 1899 Hoffenheim bleibt die Frage: Hätte Kießling dem Schiedsrichter Felix Brych darauf hinweisen müssen, dass sein Kopfball in der 70. Minute knapp am Tor vorbeistrich? Schiedsrichter und Fußball-Experten nahmen den Ex-Nationalspieler nach dem denkwürdigen Spiel in Schutz.
„Es geht um Sekunden, und du weißt als Schütze selbst nicht so genau, ob er drin war“, erklärte Ex-Nationalspieler Thomas Helmer im Sender „Sport1“. Als Profi hatte Helmer am 23. April 1994 für Bayern München gegen den 1. FC Nürnberg das erste Phantom-Tor der Bundesliga erzielt. „Kießling wird auch überlegt haben: Was mach' ich jetzt, was ist passiert. Und diese Sekunden entscheiden dann darüber, bist du jetzt der liebe Junge oder der böse Bube“, so Helmer weiter. Keinen Zweifel ließ der Ex-Nationalspieler bei der Frage nach der Wertung der Partie: „Das Spiel muss wiederholt werden, keine Frage.“
Der Phantom-Torschütze selbst beschrieb die Szene so: "Im ersten Moment habe ich gedacht, der Ball geht nicht rein. Dann kamen alle zu mir gelaufen und haben gejubelt", sagte Stefan Kießling dem Sender „Sky“. Er habe auch im Gespräch mit Schiedsrichter Dr. Felix Brych nicht sagen können, warum der Ball plötzlich im Tor lag: "Ich habe ihm gesagt, dass ich überrascht war, dass es ein Tor war. Ich bin ein ehrlicher Typ, ich kann es nicht genau beurteilen." Als die Hoffenheimer auf das offensichtliche Loch im Netz hinwiesen, sei er ins Grübeln gekommen. „Es ist natürlich eine Scheiß-Situation“.
Das Präsidium der benachteiligten Hoffenheimer hatte noch im Stadion in Sinsheim angekündigt, „definitiv“ Protest einlegen zu wollen.“ Ex-Weltschiedsrichter Dr. Markus Mark teilt die Meinung, dass kein Weg an einem Wiederholungsspiel vorbeiführt. „Es gibt die Tatsachenentscheidung im Fußball. Die schützt den Fußball und schützt auch oft den Schiedsrichter. Aber ich bin Fußballer mit Leib und Seele, und ich ich war und bin immer für Gerechtigkeit im Fußball.“, sagte Merk ebenfalls dem Sender „Sky“.
Auch nach dem ersten Phantom-Tor der Bundesligageschichte setzte der DFB ein Wiederholungsspiel an. Bayern München mit Thomas Helmer schlug den „Klub“ aus Nürnberg darin 5:0.