Der Nationalspieler trumpft beim BVB in dieser Saison noch stärker als zuvor auf. Dabei bleibt er gewohnt bescheiden. Heute trifft das Eigengewächs auf Olympique Marseille.

Dortmund. Die verbale Offensive ist nicht sein Ding, Komplimente sind ihm fast peinlich. Von der Frechheit und Selbstverständlichkeit, mit der er seine Gegenspieler in Serie düpiert, ist Marco Reus nach dem Abpfiff im Fokus der TV-Kameras weit entfernt. Der Nationalspieler von Borussia Dortmund ist derzeit ein begehrter Gesprächspartner, denn nicht wenige Experten glauben den besten Reus zu sehen, den es je gab. Auf ihm ruhen auch an diesem Dienstag die Hoffnungen, wenn der BVB im zweiten Gruppenspiel der Champions League auf Olympique Marseille trifft (20.45 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de).

„Ich rede nicht gern über mich. Meine Leistung sollen andere beurteilen. Wichtig ist, dass wir heute gewonnen haben“, sagte der Nationalspieler nach seiner starken Vorstellung beim 5:0 am Sonnabend gegen den SC Freiburg. Mit einem Doppelpack krönte er seine starke Vorstellung. Schon nach dem Heimspiel zuvor beim 6:2 gegen den HSV hatten die Schlagzeilen dem früheren Gladbacher gehört.

Inzwischen stehen für den 17 Millionen Euro teuren Zugang des vergangenen Jahres in der Bundesliga vier Treffer und drei Assists in der Statistik – abgesehen von den Toren, an denen er indirekt beteiligt war. Allein in der letzten Spielzeit war der „Fußballer des Jahres 2012“ in den Pflichtspielen für die Schwarz-Gelben 19-mal erfolgreich (14-mal in der Bundesliga) und erzielte dabei allein zwölfmal die wichtige 1:0-Führung.

Kein Wunder, Reus ist eine wichtige Größe im Offensiv-Verbund von Trainer Jürgen Klopp, der das Spiel aufgrund seines Ausrasters in Neapel heute von der Tribüne aus ansehen muss. Das hohe Tempo, ohne die Ballsicherheit zu verlieren, die Dribbelstärke und die Dynamik, mit der Reus die gegnerischen Abwehrreihen aufmischt, und auch die überragende Schusstechnik schätzt der BVB-Coach an ihm. Für Sportdirektor Michael Zorc ist Reus „im Offensiv-Bereich ein kompletter Spieler. Er wird nicht viele Kopfballtore machen, das weiß man. Aber ansonsten hat er alles drauf.“

Von der ersten Saisonminute an zeigte Reus auch mit den Neuzugängen Pierre-Emerick Aubameyang und Henrich Mchitarjan nahezu blindes Verständnis. Jeder profitiert von jedem, ohne Neid und Missgunst. „Denn wichtig ist das Ergebnis der Mannschaft und wie sie auftritt“, erklärt Reus.

Die Fans haben den gebürtigen Dortmunder ohnehin schon ins Herz geschlossen. In Dortmund leben die Eltern Thomas und Manuela. Beim Post und Telekom SV begann er dort mit dem Kicken, er spielte anschließend bis zur U17 beim BVB, bevor er zu Rot-Weiss Ahlen wechselte, um mehr Spielpraxis zu erhalten. Über die Junioren-Bundesliga, 3. und 2. Liga fand er zunächst den Weg nach Gladbach.

Seine dortige Entwicklung ist bekannt: In seiner letzten Saison bei der niederrheinischen Borussia standen 18 Tore und 13 Vorlagen in seiner Statistik, mit denen er den Gladbachern zu einem Champions-League-Platz verhalf, sein Debüt in der Nationalmannschaft, die EM-Teilnahme und schließlich die höchste Auszeichnung für einen deutschen Profi-Fußballer. „Es konnte nicht besser laufen“, sagte Reus.

Doch bei der westfälischen Borussia will er den nächsten Schritt in seiner Karriere machen. Reus ignorierte Angebote von europäischen Topclubs und den Münchner Bayern und ist nach wie vor von seinem Schritt überzeugt. Sein Spielverständnis, gepaart mit seinem Torinstinkt, passt in die Klopp'sche Philosophie.

Auch in der Nationalmannschaft gilt „Rolls Reus“ als unverzichtbar. Das letzte seiner bisher 17 Länderspiele bestritt der Offensiv-Allrounder im WM-Qualifikationsspiel gegen Österreich. Weitere Einsätze werden folgen. Dazu Reus: „Mein Ziel bleibt die WM in Brasilien.“ Auch weitere Highlights mit dem BVB sind angestrebt. Das nächste soll gegen Marseille folgen …